■ Gesucht werden überzeugende Konzepte zu IT-Infrastruktur, Digitalinhalten und Lehrerfortbildung
■ Studie zu Digitalkompetenzen: Nur jeder zehnte Teenager kann programmieren
■ Jugendliche können Texte und Fotos bearbeiten, Nachholbedarf bei Informatik und Datensicherheit
Im Internet surfen, E-Mails verschicken oder Fotos bearbeiten: Während die meisten Jugendlichen das digitale Einmaleins beherrschen, sind spezielle Kompetenzen wie Datenschutzbewusstsein und Programmierkenntnisse eher selten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 663 Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach können neun von zehn Befragten alleine ins Internet gehen (92 Prozent). Auch Text-Dokumente erstellen und bearbeiten sowie E-Mails versenden ist für die meisten (jeweils 75 Prozent) selbstverständlich. Je sechs von zehn Jugendlichen können außerdem Fotos bearbeiten (62 Prozent) sowie Präsentationen (61 Prozent) und Tabellen (57 Prozent) erstellen und bearbeiten. Nachholbedarf gibt es dagegen bei den Kompetenzen in Datenschutz und Datensicherheit. Mit Sicherheitsprogrammen kann nur gut ein Viertel (27 Prozent) der Befragten umgehen. Dateien oder E-Mails verschlüsseln beherrscht lediglich jeder Siebte (14 Prozent). Weniger verbreitet sind auch spezielle Informatikkenntnisse. Jeweils 11 Prozent können Programme schreiben oder Webseiten erstellen. Programme, Spiele oder Webseiten „hacken“ können 4 Prozent der Jugendlichen. „Die Generation Z bewegt sich wie selbstverständlich im Netz und beherrscht viele Tools, um kreativ und produktiv zu sein. Aber spezielle Kenntnisse, etwa in Informatik und Sicherheit, haben nur die wenigsten“, sagt Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. „Die Bildungspolitik steht in der Pflicht: Digitale Kompetenzen gehören in Deutschlands Schulen unbedingt auf den Stundenplan.“
Wettbewerb für weitere Smart Schools gestartet
Um die Kreidezeit an Deutschlands Schulen zu beenden und digitale Kompetenzen stärker zu fördern, startet Bitkom zum Digital-Gipfel einen Smart-School-Wettbewerb. Mit der Auszeichnung als Smart School sollen Schulen gewürdigt werden, die digitale Bildung entweder bereits praktisch realisieren oder überzeugende Konzepte zur Digitalisierung von Schule und Unterricht vorlegen. Smart Schools gründen sich auf die drei Säulen digitale Infrastruktur, digitale Inhalte und Konzepte sowie qualifizierte Lehrkräfte. Bewerben können sich Schulen, die für diese drei Säulen ein Konzept entwickelt haben und dieses um ein nachhaltiges Projektmanagement ergänzen. Im vergangenen Jahr sind auf dem Nationalen IT-Gipfel – heute Digital-Gipfel – in Saarbrücken mit der Bellevue-Gemeinschaftsschule und dem Gymnasium Wendalinum die deutschlandweit ersten beiden Smart Schools an den Start gegangen. Zum Digital-Gipfel werden zusätzlich die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe (Baden-Württemberg), die Elisabethenschule in Frankfurt am Main (Hessen) und das Leininger-Gymnasium in Grünstadt (Rheinland-Pfalz) als Smart Schools ausgezeichnet. Insgesamt sollen bis Jahresende bundesweit bis zu 20 weitere Smart Schools für ihre Anstrengungen gewürdigt werden. Ausgezeichnete Schulen können auf die Unterstützung eines breiten Bündnisses aus namhaften Unternehmen wie Dell und Deutsche Telekom zurückgreifen und werden zudem Teil des Schul-Cloud-Projektes des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Darüber hinaus profitieren Smart Schools von den Workshop-Angeboten der Bitkom-Schulinitiative „erlebe IT“ zu den Themen Medienkompetenz, Coding und Berufsorientierung. Weitere Informationen zu Smart Schools, Wettbewerb und Bewerbungsverfahren finden sich unter https://www.bitkom.org/-Smart-School/.
Schulleiter: Digitalkompetenz ergänzt die Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen
Nach dem Smart-School-Start im vergangenen Jahr zieht Heribert Ohlmann, Leiter des Gymnasiums Wendalinum, ein positives erstes Zwischenfazit. Der Pädagoge sieht in digitaler Bildung die Grundvoraussetzung dafür, um die Chancen der Digitalisierung wahrnehmen zu können. „So ergänzt die Beherrschung der Informationstechnologien die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Im Unterricht eröffnen die digitalen Medien aber auch neue Möglichkeiten des Lernens und Lehrens und stärken die Möglichkeiten individuellen Lernens.“ Auch die Digitalisierung selbst müsse als Unterrichtsgegenstand in den Fächerkanon integriert werden, plädiert Ohlmann. „Dabei sind Fragen nach den Prinzipien und dem Funktionieren der digitalen und vernetzten Welt zu klären. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir bei den Lehrern beginnen.“ Das Gymnasium Wendalinum hat daher alle Lehrer mit Tablets ausgestattet und in der Anwendung der Medien geschult. Darauf aufbauend werden Projekte und Unterrichtsmodelle für digitale Medien entwickelt. Künftig sollen diese in allen Unterrichtsfächern bei Schülern und Lehrern zum Einsatz kommen. Zudem sollen Prinzipien und Wirkweisen kritisch reflektiert werden, wie Ohlmann erläutert.