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LOG IN: 18 (1998) Heft 5: Schulen ans Netz

Systembetreuung

Eine bundesweite Diskussion

(Teil 4)

von Bernhard Koerber

Nachdem in den ersten drei Teilen dieser – hier nun im letzten Teil vorliegenden – Serie aus Bayern und Hamburg berichtet wurde (LOG IN Heft 1’98, S. 56-59, Heft 2’98, S. 60-63, und Heft 3/4’98, S. 94-96), sollen im folgenden zwei Ansätze vorgestellt werden, mit denen bundesweit Hilfen für die Systembetreuung aufgebaut werden sollen. Im Vordergrund dieser Ansätze steht die Hilfe zur Selbsthilfe.


Schulen ans Netz

Das "Problem" der Betreuung von Rechnersystemen in der Schule hat sich vor allem deshalb als besonders aktuell herausgeschält, weil mit der bundesweiten Initiative "Schulen ans Netz" – endlich – die bundesdeutsche Öffentlichkeit mehr und mehr den Rechnereinsatz in der Schule fördert. Dieser Rechnereinsatz beschränkt sich jedoch nicht mehr auf das vielfach sehr isolierte Unterrichtsfach Informatik oder auf die informationstechnische Grundbildung (oder wie sie auch immer in den unterschiedlichen Bundesländern heißen mag), sondern er hat – endlich – auch Eingang in alle Schulformen und Schulfächer gefunden. Einerseits hat dies für diejenigen, die bislang die Systembetreuung durchgeführt und vor allem auch im Fach Informatik unterrichtet haben, eine mittlerweile eigentlich nicht mehr zu bewältigende Mehrarbeit eingebracht. Andererseits wird die Rechnerbetreuung Lehrkräften übertragen, die – z.B. in der Grundschule – bislang nicht das geringste oder höchstens als Hobby mit diesen Arbeiten zu tun hatten. Diese neue Situation hat eine erhebliche Nachfrage beim Verein Schulen ans Netz (SaN e.V.) ausgelöst, in deren Zentrum vor allem technische Unterstützung beim Schulrechnereinsatz steht.

SaN hat deshalb vor kurzem einen "HelpDesk" eingerichtet, der online zu erreichen ist (http://helpdesk. san-ev.de/). Für Systembetreuer dürfte vor allem der Bereich "TechHelp" (siehe Bild 1) von Interesse sein. Dieser technische Service wir in Zusammenarbeit mit den Firmen Microsoft, Apple und Novell sowie der Zeitschrift "c’t – Magazin für Computertechnik" kostenfrei angeboten. Zur Zeit befindet sich der Service noch im Aufbau und im Testbetrieb, kann aber schon genutzt werden.

Ein Beispiel: Der vorhandene GDI-Drucker druckt unter Windows einwandfrei, aber nicht unter Linux. Um etwas über die Lösung des Problems zu erfahren, sollte zuerst in der Wissensdatenbank recherchiert werden. Diese Datenbank ist ebenfalls zur Zeit noch im Aufbau und soll vor allem häufig an SaN gestellte Fragen und die zugehörigen Antworten enthalten (vgl. Bild 2, S. 57). Wird "Schlagworte" mit dem DropDown-Pfeil aufgeklappt, so kann z.B. "Hardware / Drucker" neben etlichen anderen Begriffskombinationen gewählt werden (vgl. Bild 3). Das Ergebnis der Suche bringt tatsächlich einen Lösungsvorschlag: "Versuchen Sie’s doch mal mit dem appsfilter" (siehe Bild 4).

Da die Datenbank gegenwärtig noch aufgebaut wird, sind Anfragen aus der Praxis, die sich noch nicht in der Datenbank befinden, besonders willkommen. Dazu muß "Neue Anfrage" gewählt werden (vgl. Bild 5). Allerdings steht dieser Service nur Schulen zur Verfügung, die bereits eine Antragsbewilligung bzw. Förderung von SaN erhalten haben. Anschließend besteht die Möglichkeit, das Problem mit einem möglichst knappen, treffenden Titel zu kennzeichnen und die Beschreibung im Detail einzugeben. Hinsichtlich der Zuordnung zu entsprechenden Schlagworten können die vorgegebenen Kategorien und die betroffenen Hersteller ausgewählt werden. Von SaN wird die Anfrage dann ggf. weitergeleitet, und die Antwort erfolgt über die bei SaN registrierte E-Mail-Adresse.

Neue GI-Fachgruppe

Bekanntlich ist in der Gesellschaft für Informatik der Fachausschuß "Informatische Bildung in Schulen" eingerichtet worden. Die Ziele und Arbeitsergebnisse dieses Fachausschusses sind bereits mehrfach in LOG IN insbesondere in der Rubrik des Fachausschusses (unter "Berichte") dargestellt worden. Im Internet ist ebenfalls etliches zu finden (vgl. Bild 6, S. 59, und http://ls12-www.informatik.uni-dortmund.de/ddi/fa/).

Auf Initiative von Peter Hubwieser, TU München, und des Fachausschusses ist eine Fachgruppe für Informatiklehrkräfte gegründet worden, deren Ziele vor allem darin bestehen, Hilfe zur Selbsthilfe vor allem bei der Systembetreuung zu organisieren:

Interessenvertretung
Es soll eine Interessenvertretung aller Informatiklehrkräfte gegenüber Ministerien und Sachaufwandsträgern geschaffen werden. (Je mehr Informatiklehrkräfte sich der Fachgruppe anschließen, desto eher werden die Forderungen – wahrscheinlich – von Entscheidungsträgern ernst genommen!)
Erfahrungsaustausch und Empfehlungen
Insbesondere sollen für folgende Problemkreise Lösungshilfen geboten werden:
Präzisierung des Aufgabenfeldes sowie Unterstützung und Entlastung von Rechner- und Systembetreuern,
Unterstützung bei der personellen Trennung von technischen und mehr pädagogischen Aufgaben in Zusammenhang mit der Betreuung schulischer Rechnernetze,
Entwicklung angemessener Kostenkonzepte für Neubeschaffungen unter Berücksichtigung der personellen Folgekosten,
Aufbau musterhafter Installations- und Schulungskonzeptionen für Schulnetze in Zusammenarbeit mit der Industrie,
Weiterbildungsangebote für Rechnerbetreuer und andere Lehrkräfte, die Computer einsetzen wollen,•Erarbeiten und Erproben von Sicherheitsstrategien in lokalen Netzen mit globalen Zugriffsmöglichkeiten.
Entwicklung des Informatikunterrichts
Es soll eine angemessene Beteiligung erfahrener Schulpraktiker bei Konzeptionen zur Weiterentwicklung des Informatikunterrichts erreicht werden.

Es sollen von der Fachgruppe vor allem diejenigen Lehrkräfte angesprochen werden, die Informatikunterricht erteilen und bzw. oder schulische Rechenanlagen betreuen, wobei die Fachgruppe jeder Lehrerin und jedem Lehrer offen steht. Eine Mitgliedschaft in der Gesellschaft für Informatik ist mit einer Mitgliedschaft in der Fachgruppe nicht verbunden!

Die Motivation, die Fachgruppe zu gründen, bestand vor allem in der aktuellen Situation der Rechner- bzw. Systembetreuer an den Schulen. Denn nahezu alle Rechnerbetreuer sehen sich mit ständig wachsenden Ansprüchen seitens des Kollegiums, der Schulleitung, der Schülerinnen und Schüler und der Eltern konfrontiert. Alle erwarten von den Systembetreuern umfassende Dienst- und Beratungsleistungen hinsichtlich des schulischen Rechnersystems und dessen Unterrichtseinsatzes.

Doch diese Arbeiten, die nicht selten 20 und mehr Stunden pro Woche in Anspruch nehmen, werden den Lehrkräften damit entlohnt, daß sie u.a. ebenfalls an der Streichung von Verfügungsstunden und Erhöhung der Klassenstärken beteiligt werden – um es zu verdeutlichen: Von keinem Schulpolitiker oder entsprechendem Entscheidungsträger wird bislang die zusätzliche Arbeit erkannt, die mit dem von allen Beteiligten gewünschten vermehrten Computereinsatz in der Schule verbunden ist. Moderne Computer in die Schule und in jedes Klassenzimmer zu bringen, ist richtig – aber es geht nicht nur um die Hardwarekosten (selbst die Softwarekosten werden im allgemeinen nicht berücksichtigt!). Es geht um eine längst überfällige Professionalisierung der Systembetreuung in den Schulen und die damit verbundenen Folgemaßnahmen und -kosten!

Bernhard Koerber
FU Berlin – FB ErzWiss. u. Psych. – GEDIB
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin

E-Mail: koerber@compuserve.com