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LOG IN: 17 (1997) Heft 6: BerichteEin multimediales Ereignis2. Fachtagung Schulen ans NetzAm 11. und 12. November 1997 gab es zum zweiten Mal volles Leben in der Bonner Zentrale der Deutschen Telekom AG: Über 500 Schüler und Lehrer bevölkerten das Foyer und die angrenzenden Seminarräume, um sich mit den Mitarbeitern des Vereins Schulen ans Netz, Vertretern der Schulträger und Fachdidaktikern über Erfolge und Probleme der bundesweiten Initiative auszutauschen. Deutlich war der Fachtagung anzumerken, welche Fortschritte die Arbeit mit Computern in den Schulen gemacht hat. Im Gegensatz zu Modellversuchen früherer Jahre, die vereinzelt blieben und deren Erkenntnisse größtenteils in Aktenordnern verschwanden, zeigten sich hier die ersten Anzeichen einer Breitenwirkung, die von niemandem mehr aus der Schulwirklichkeit verdrängt werden kann. Nach Jahrzehnten der Forderungen zum Einsatz von Computern in der Schule ist erstmals eine Bewegung zu beobachten, die Eltern, Schülern und Lehrern bewußt zu machen scheint, welche Bedeutung der Umgang mit Computern und das Entwickeln eines Verständnisses von Computeranwendungen im Bildungsbereich hat. Deutlich wurde aber auch, wie schwer es Schulen und Lehrerkollegien künftig haben werden, wenn sie sich diesen Themen verschließen. Lehrerbildung tut immer noch notEines der Hauptprobleme ist nach wie vor der Bildungsstand und der Wille in den Kollegien, sich auf neue Formen des Unterrichtens einzulassen. So hatten der WDR und die Firma DigiVision das Projekt Surfin California entwickelt: Alles über Kalifornien in Tönen, Texten, Bildern und Videos. Auf sieben Kanälen können Informationen über Filme, Musik, Sport, Land und Leute, Hightech und das Schulwesen Kaliforniens gesammelt werden. Die dafür entwickelte CD-ROM hat eine online-Anbindung, und auf dem hierzu eingerichteten Server sind stets aktuelle Links nach Kalifornien, Kommunikationsmöglichkeiten mit kalifornischen Schulen und technische Hilfen zu finden. Gerade diese Kommunikationsmöglichkeiten sind es, die das Projekt so interessant machen: Denn hier haben junge Menschen die Chance, direkt mit Altersgenossen in Kalifornien zu kommunizieren. Die Resonanz aus den sich freiwillig beteiligenden Schulen war jedoch nach Aussagen der Projektbetreuerin Anette Braun denkbar gering: Es fehlte bei den Lehrkräften vor allem eine entsprechende Souveränität im Umgang mit dem Computer. Neue Aspekte: Kunst im InternetDie bisherigen Ansätze zur Integration des Internet in den Unterricht gingen von eher rationalen, kognitiven Zielen aus. Neue Sichtweisen brachte hier beispielsweise der Vortrag über Die Virtuelle Kunstausstellung von Renate Woehlbier ein: Sie stellte das Konzept einer virtuellen Kunstausstellung als interaktiv, veränderbar, stets zu ergänzen und weiterzuentwickeln dar. Dabei wird es dem Betrachter wie in einer realen Kunstausstellung überlassen zu entscheiden, was Kunst ist. Im Gegensatz zu realen Kunstausstellungen bietet die virtuelle jedoch die Möglichkeit, über den Tellerrand der eigenen Schule und des eigenen Kunstunterrichts hinauszublicken. (Die Virtuelle Kunstausstellung ist im übrigen im fünften Nachtrag des Handbuches Schulen ans Netz enthalten.) Deutsche und israelischeJugendliche diskutieren via E-MailEin anderes Beispiel aus der Fülle der auf der Fachtagung vorgestellten Unterrichtsprojekte war das Ida-Fink-Projekt: Eine Lerngruppe des 10. Jahrgang einer Gesamtschule in Düsseldorf diskutierte via E-Mail mit einer Gruppe des 11. Jahrgangs einer israelischen Schule. Dabei ging es vor allem um die gemeinsame Auseinandersetzung mit Kurzgeschichten der polnisch-israelischen Autorin Ida Fink, die sich mit Aspekten des Holocaust beschäftigten. Der Projektbetreuer, Volker Hansen, stellte u.a. dar, welche Vorbereitungen notwendig waren, welche Schwierigkeiten sich ergaben, welche curricularen Gesichtspunkte eingebunden werden konnten und wie sich das gegenseitige Verständnis der Jugendlichen entwickelte. Unzweifelhaft ist die Initiative Schulen ans Netz zu einem Impuls geworden, wieder neu über Schule nachzudenken. Bernhard Koerber Erstellt: 25-Feb-1998 von: Agon S. Buchholz <asb@zedat.fu-berlin.de>. |