LOG
IN 20 (2000) Heft 2
IT in der Bildung
Gefahr einer digitalen Spaltung Deutschlands
Rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung hätte im Jahr 2003 einen
deutlichen Qualifiaktionsnachteil in der Ausbildung und bei Bewerbungen, so wurde in einer
im August dieses Jahres veröffentlichten Studie festgestellt. Denn mehr als 20 Millionen
Menschen in Deutschland würden zu diesem Zeitpunkt keinen Zugang zum Internet haben oder
keinen Vorteil in der Nutzung sehen, wurde prognostiziert.
Die Studie wurde von der internationalen Management- und
Technologieberatung Booz Allen & Hamilton im Auftrag der Initiative D21 erarbeitet.
Die Initiative D21 ist ein Zusammenschluss führender Unternehmen zur Förderung der
Informationsgesellschaft in Deutschland (vgl. LOG IN 599, S. 6-7).
Trotz der derzeit vorhandenen Projekte und Programme zur Förderung der
Informationsgesellschaft schreite die digitale Spaltung weiter fort. In der
Studie wird belegt, dass Alter, Wohnort und vor allem Bildung die Kriterien sind, die auch
künftig über die Nutzung der Chancen in der Informationsgesellschaft entscheiden.
Einigen Bevölkerungsgruppen darunter Senioren, Frauen, Arbeitslose und Bewohner
ländlicher Räume drohe der Ausschluss von vielen Dienstleistungen, die zukünftig
nur noch im Internet angeboten werden.
Insgesamt bestehe die Gefahr, dass die Informationsgesellschaft in
Deutschland auf der Strecke bleibe, so äußerte sich erst kürzlich Jörg Dräger,
Geschäftsführer des Northern Institute of Technology in Hamburg, dem Unternehmermagazin
Markt und Mittelstand M&M gegenüber: Im Vergleich zu anderen
Ländern gibt es am Standort Deutschland zu wenig Humankapital für das
Informationszeitalter. Dadurch verlieren deutsche Betriebe ihre Innovationskraft und
Konkurrenzfähigkeit.
Europaweite Initiativen
Im Dezember 1999 hatte der Präsident der EU-Kommission, Roman
Prodi, die e-Europe-Initiative in Gang gebracht. Um gemeinsam Europas
Rückstand in der Entwicklung zur Informationsgesellschaft auszugleichen, ist diese
Anfangsinitiative durch eine neue der EU-Kommissarin Anna Diamantopoulou mit dem
Aktionsplan e-Europe 2002 ergänzt worden. Alle 15 EU-Staaten haben sich dazu
verpflichtet, kurzfristig drei Hauptziele umzusetzen:
- ein billigeres, schnelleres und sicheres Internet,
- Investitionen in Menschen und Qualifizierung,
- Förderung der Internetbenutzung.
Damit soll Europa bis Ende 2002 die wettbewerbsstärkste und
dynamischste Wirtschaft der Welt werden. So sollen auch bis zum Jahr 2002 alle
Schulen europaweit an das Internet angeschlossen sein.
In Deutschland sollen mit dem Zehn-Punkte-Programm (siehe vorigen
Beitrag in diesem Heft, S. 5-6) und einer weiteren Initiative des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung neue Wege gefördert und beschritten werden.
Anschluss statt Ausschluss
Anfang August dieses Jahres wurde vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) ein neues Handlungskonzept zur Informationstechnik in der
Bildung vorgestellt. Mit diesem Handlungskonzept sollen Innovationen und
Arbeitsplätze in Deutschland, andererseits aber auch der Aktionsplan e-Europe
unterstützt werden.
Das Programm des BMBF umfasst Vorschläge zur allgemein bildenden
Schule, zur beruflichen Bildung und zur Hochschule. Drei wesentliche Ziele werden für das
gesamte Bildungssystem benannt: Deutschlands Bildungssystem muss
- den Umgang und die effiziente Nutzung der neuen Informations- und
Kommunikationstechnologien durch Lehrende und Lernende selbstverständlich werden lassen.
- die für die Berufsausübung immer wichtiger werdenden IT-Kompetenzen
in Breite vermitteln.
- die Basis für die Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am
Nutzen der neuen Medien schaffen.
Um diese Ziele zu erreichen, wird vor allem die
konsequente Integration der neuen Medien in den Unterricht empfohlen. Schulen, Betriebe
und Hochschulen müssen dazu mit Hard- und Software ausgestattet werden und
leistungsfähige Netzanbindungen erhalten. Gleichrangig muss aber auch Installation,
Betrieb und Wartung dieser Infrastruktur sichergestellt werden. Ebenso muss die IT-Fort-
und -Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer verankert werden.
Bildung, so heißt es in dem Handlungskonzept, ist
eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, einer Teilung der Gesellschaft in Angeschlossene
und Ausgeschlossenen zu begegnen.
Bernhard Koerber
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