LOG IN: 18 (1998) Heft 2
Grundbildung
Der Euro kommt
Eine Unterrichtseinheit zur informationstechnischen
Grundbildung (Teil I)
von Ingo-Rüdiger Peters (Koordination )*
Euro die neue Währung
Aus verschiedenen Gründen erscheint es uns wichtig, die Schülerinnen und
Schüler an das Thema Euro heranzuführen:
Die Einführung der neuen Währung ist beschlossene Sache
Das heißt für die Schule grundsätzlich, daß ihr die
Entscheidungsfreiheit, ob sie sich unterrichtlich mit diesem Thema beschäftigen möchte,
abgenommen ist. Sie hat die Aufgabe, Jugendliche und zukünftig wirtschaftlich
selbständig handelnde Erwachsene mit dem neuen Geld und seinen Auswirkungen auf den
privaten und öffentlichen Haushalt vertraut zu machen.
Bezug zum Rahmenplan
Es wird davon ausgegangen, daß die Anforderungen, die beispielsweise der
Berliner Rahmenplan an die Durchführung des ITG-Kurses stellt, durch die Beachtung
folgender Richtlinien und Grundsätze erfüllt sind:
- Das Thema entstammt dem Erlebnis- und Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler.
- Es hat keinen geschlechtsspezifischen Schwerpunkt.
- Die auch von den Schülern selbständig zu erarbeitenden Sachinformationen sind durch
aktuelle Berichterstattung in allen Medien, durch reichhaltiges Material z.B. der
Europäischen Kommission und der Geldinstitute altersangemessen zu bewältigen.
- Die Unterrichtsinhalte bieten Verbindungen zu anderen Schulfächern an (Geschichte,
Erdkunde,
).
- Das Thema deckt Aspekte des gesellschaftlichen und algorithmischen Bereichs ab.
- Die Sachinformationen erweitern die Handlungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten eines
zukünftigen selbständigen Mitglieds einer politischen Gemeinschaft mit sich stark
verändernden wirtschaftlichen Gewohnheiten.
- Die zu erwerbenden technischen Fähigkeiten in der Informationsverarbeitung werden durch
die Projektarbeit begründet und entwickelt.
Verbrauchererziehung
Sie ist ein wesentlicher Teil des Faches Arbeitslehre bzw.
Geschichte/ Sozialkunde und wird dort besonders sinnvoll sein, wo sich der
Unterricht auf Aktuelles und alle Schülerinnen und Schüler Betreffendes gründet. Mit
der Einführung des Euro ändern sich nicht nur Aussehen der Geldscheine und
Münzen, die Preisauszeichnungen und die Zahlungsgewohnheiten im bargeldlosen
Zahlungsverkehr über einen festgelegten Zeitabschnitt. Es ergeben sich auch für
Schülerinnen und Schüler als Teilnehmer an Reisen in bestimmte Länder Vereinfachungen
und bessere Vergleichsmöglichkeiten.
Um die Aufgaben der Verbrauchererziehung und die Schulung der Fertigkeiten am Computer
sinnvoll miteinander zu verbinden und für die Schülerinnen und Schüler überschaubar
und persönlich motivierend zu gestalten, ist der von der jeweiligen Lerngruppe
zusammengestellte Warenkorb der Gegenstand, der in den Unterrichtsstunden unter
verschiedenen inhaltlichen und methodischen Gesichtspunkten bearbeitet wird.
Um die angestrebte Teilnahme der Schulen am Internet inhaltlich zu füllen, ist eine von
Schülern verschiedener Euro-Länder vorzunehmende vergleichende Studie über
diesen Warenkorb denkbar, der den speziellen Interessen der Schüler entspricht.
Einsatz des Rechners
Immer wiederkehrende Arbeitsoperationen können per Computer aufgerufen,
verarbeitet, gespeichert und an neue Informationen angepaßt werden. All diese typischen
Aktivitäten sind Bestandteil des sinnvollen Rechnereinsatzes in jeder Altersstufe und
für viele Alltagserfordernisse. In dieser Unterrichtseinheit legen wir einen Schwerpunkt
auf die Wiederholung und Erweiterung der Kenntnisse in Textverarbeitung und die
Einführung der Tabellenkalkulation.
Die für unser Unterrichtsprojekt erforderliche Tabellenkalkulation setzt mathematische
Kenntnisse voraus, die Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe bereits erworben
haben. Sie wenden diese Kenntnisse an und erkennen durch die Arbeit am Computer, daß
ständig wiederkehrende mathematische Prozesse vom Rechner übernommen und dadurch vor
allem schneller abgewickelt werden.
Ziele der Unterrichtseinheit
Die Schülerinnen und Schüler
Der Euro
Einführung in das Thema
Die geplante Einführung des Euro beschäftigt viele Bürger. Erinnerungen
an die Währungsreform von 1948 werden wach, obwohl die Europäische Währungsunion in
keiner Weise damit zu vergleichen ist. Eher bietet sich ein Vergleich mit der deutschen
Geldumstellung 1871/1876 an. Damals wurden in mehr als 20 deutschen Staaten die
verschiedenen Landeswährungen (Taler, Gulden usw.) durch eine einheitliche deutsche
Währung ersetzt: die Mark zu 100 Pfennig.
Im Frühjahr 1998 haben die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Wirtschaftsunion
entschieden, welche Länder an der Europäischen Wirtschaftsunion teilnehmen können. Die
Grundlage dafür waren die Wirtschaftsdaten von 1997. Nur solche Länder, die aufgrund der
Daten alle Stabilitätsbedingungen erfüllten und damit nachweislich eine solide Finanz-
und Haushaltspolitik betreiben, kamen als Teilnehmer in Frage.
Am 1. Januar 1999 wird die Europäische Währungsunion in Kraft treten. Dann werden unter
den Teilnehmerländern die Wechselkurse unwiderruflich festgelegt, ebenso das Verhältnis
der einzelnen Währungen zum Euro. Der Euro wird für die Bürger zunächst aber nur im
bargeldlosen Zahlungsverkehr sein.
Ab 1. Januar 2002 wird der Euro dann zum Zahlungsmittel für jedermann. Euro-Banknoten und
Münzen werden in Umlauf gebracht. Bis Mitte 2002 soll der Umtausch der nationalen
Währungen in das neue Bargeld abgeschlossen sein. Ab 1. Juli 2002 ist der Euro alleiniges
gesetzliches Zahlungsmittel. Die nationalen Währungen gelten dann nicht mehr, der
Umtausch in Euro ist aber nach wie vor möglich. Alle Geldgrößen wie Löhne und
Gehälter, Renten und Pensionen, Bargeld und Schulden, Preise und Mieten,
Lebensversicherungen und Hypotheken werden mit ein und demselben Umstellungsfaktor von
D-Mark in Euro umgerechnet. Am realen Wert ändert sich nichts, denn die Preise werden zum
gleichen Umtauschkurs umgestellt.
Die Einführung des Euro schließt die Länder, die an der Europäischen Währungsunion
teilnehmen, zu einer festen Stabilitätsgemeinschaft zusammen. Weltweit entstehen große,
dynamische Wachstumszentren. In der NAFTA haben sich USA, Kanada und Mexiko zu einer
Freihandelszone zusammengeschlossen. Im asiatisch-pazifischen Raum unterstützen regionale
Wirtschaftsorganisationen wie APEC oder ASEAN die Entstehung starker Wachstumsmärkte.
Über die Währungstabilität wird eine unabhängige Europäische Zentralbank wachen, die
nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank gestaltet ist. Die Teilnahme an der
Europäischen Währungsunion ist an strenge Voraussetzungen gebunden: Nur solche Länder
werden dabei sein, die die strengen Stabilitätskriterien erfüllen und bewiesen haben,
daß sie es mit einer soliden Finanz- und Haushaltspolitik ernst meinen. Zu diesen
Kriterien gehören neben stabilen Wechselkursen eine niedrige Inflationsrate, niedrige
Zinssätze sowie eine Stabilitätspolitik zur strikten Begrenzung der Haushaltsdefizite
und der Staatsverschuldung.
Im Vertrag von Maastricht ist festgelegt, daß die finanzpolitischen Stabilitätskriterien
auch nach der Einführung des Euro weiter gelten. Diese Verpflichtung wird im
Stabilitäts- und Wachstumspakt präzisiert, auf den sich die Staats- und Regierungschefs
im Dezember 1996 in Dublin geeinigt haben. Dieser Stabilitätspakt sorgt auch dafür, daß
die Bestimmungen zur Sicherheit der Haushaltsdisziplin, die bereits im Maastricher Vertrag
vorgesehen sind, zügig angewendet werden können.
Warenkorb und Preisindex: Statistische Maßzahlen für die
Lebenshaltungskosten
Sachinformationenzu den fachlichen Inhalten
Der Preisindex für die Lebenshaltung ist ein wichtiger Bestandteil des
preisstatistischen Berichtssystems für die Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein
Maßstab für alle Preisveränderungen, von denen die privaten Haushalte unmittelbar
betroffen sind. Aufgrund seiner großen Bedeutung wird er oft als Maßstab für die
allgemeine Inflation verwendet.
Zur Monatsmitte werden in 190 Berichtsgemeinden im ganzen Bundesgebiet regional über die
ganze Bundesrepublik verteilt für insgesamt etwa 750 genau beschriebene Waren und
Dienstleistungen die Preise erhoben. Aus diesen Preisreihen berechnen die Statistischen
Landesämter und das Statistische Bundesamt Verbraucherpreisindizes, die z.T. sehr
detailliert veröffentlicht werden.
Die Begriffe Wägungsschema und Warenkorb werden häufig als Synonyme verwandt. Diese Art
der Darstellung ist aber sehr vereinfachend und oft der Anlaß für Mißverständnisse.
Der wichtigere Begriff für die Verbraucherpreis- statistik ist der Begriff des
Wägungsschemas, in der Öffentlichkeit bekannter ist dagegen der Begriff Warenkorb.
Der Preisindex für die Lebenshaltung will ein umfassendes Bild der Preisentwicklung
vermitteln, soweit davon die privaten Haushalte betroffen sind. Es ist deshalb
erforderlich, deren Verbrauchsgewohnheiten umfassend und sehr detailliert zu erfassen und
den Berechnungen eines Verbraucherpreisindexes zugrundezulegen. Es ist ausreichend, aus
der Fülle des Güterangebots einige hundert auszuwählen, die stellvertretend den
gesamten Verbrauch repräsentieren. Die Gesamtheit dieser Preisrepräsentanten nennt man
Warenkorb.
Viel wichtiger als die Auswahl der einzelnen Preisrepräsentanten, also die Festlegung des
Warenkorbes, ist die Bestimmung des Gewichts, mit dem die Preisentwicklung einzelner
Preisrepräsentanten in die Gesamtindizes eingeht. Das Wägungsschema quantifiziert,
welchen Anteil z.B. die Mietausgaben oder andere Ausgabenpositionen an den gesamten
Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte haben, die in regelmäßigen
Haushaltsbefragungen ermittelt werden. Diese Wägungsanteile unterscheiden sich sowohl
zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern als auch zwischen den speziell
abgegrenzten Haushaltstypen (4-Personen-Haushalte von Beamten und Angestellten mit
höherem Einkommen, 2-Personen-Haushalte von Renten- und Sozialhilfeempfängern mit
geringem Einkommen usw.).
Der Index der Einzelhandelspreise auf der Basis 1991 = 100 wurde erstmalig für
Deutschland insgesamt berechnet.
Besonders sei auf die Ergebnisse internationaler Verbraucherpreisvergleiche hingewiesen.
Hier wird das Niveau der deutschen Verbraucherpreise mit denen des Auslands verglichen.
Die Gegenüberstellung mit den Devisenkursen läßt erkennen, in welchen Ländern man
billiger oder teuerer lebt als in der Bundesrepublik Deutschland.
Preisindizes für die Lebenshaltung bzw. der Index der Einzelhandelspreise dienen häufig
als Bezugsgrößen von Wertsicherungsklauseln in Miet-, Pacht-, Übergabe-, Pensions- und
anderen Verträgen über laufende Zahlungen.
Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) hat ab Berichtsmonat
Januar 1997 die Veröffentlichung harmonisierter Verbraucherpreisindizes (HVPI) für die
15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie für Norwegen und Island aufgenommen und
zugleich rückwirkend Vergleichsdaten für die Jahre 1995 und 1996 bereitgestellt. Die
HVPI wurden entwickelt, um vergleichbare Inflationsraten zu berechnen und das
Maastricht-Kriterium Preisstabilität für die einzelnen EU-Staaten
überprüfen zu können.
Der HVPI für Deutschland ersetzt nicht den offiziellen Preisindex für die Lebenshaltung.
Der neue HVPI ist vielmehr ein zusätzlicher Index, der für zwischenstaatliche
Inflationsvergleiche in Europa konzipiert ist. Für eine gewisse Übergangszeit, deren
Dauer noch nicht abzuschätzen ist, werden in der deutschen amtlichen Statistik die
herkömmlichen amtlichen Preisindizes für die Lebenshaltung und der neue harmonisierte
Index nebeneinander stehen. Ob, wann und wie die deutschen Preisindizes für die
Lebenshaltung in einem voll harmonisierten europäischen Verbraucherpreisindex aufgehen
werden, läßt sich gegenwärtig noch nicht beurteilen.
Lerneinheiten
Die Unterrichtseinheit ist in vier Lerneinheiten gegliedert, die im
einzelnen im nächsten Heft ausführlich besprochen werden.
Lerneinheit 1: Der Euro Wiederholung und Anwendung von
Textverarbeitung.
- Die neue Währung Aussehen und Gestaltung.
- EU-Symbol und EU-Länder.
- Historische Daten auf dem Weg zur Währungsunion.
Lerneinheit 2: Der statistische Warenkorb.
- Der Preisindex Warenkorb.
- Einführung in und Arbeit mit der Tabellenkalkulation am Beispiel des statistischen
Warenkorbes.
Lerneinheit 3: Der persönliche Warenkorb Anwendung einer
Tabellenkalkulation.
- Vom statistischen Warenkorb zum persönlichen Warenkorb.
- Erstellung einer Tabelle zur Berechnung des persönlichen Warenkorbes.
- Einsatz der Tabelle zur Währungsumrechnung im persönlichen Warenkorb.
Lerneinheit 4: Auswertung der Unterrichtseinheit.
Literatur und Quellen zum Thema
Die hier zusammengestellte Liste ist eher als Anregung zum eigenen Suchen
gedacht denn als umfassender Nachweis. Die Zusammenstellung ist sicher keinesfalls
vollständig und kann auch schnell veralten: Die WWW-Links stimmen moöglicherweise nicht
mehr, neue sind hinzugekommen, das angeführte Material ist vergriffen, neues ist auf dem
Markt etc. das ist diesem Thema immanent. Zum Zeitpunkt eines eventuellen
Unterrichtseinsatzes muß also ggf. neu recherchiert werden.
Hinweise im WWW (Stand: Anfang Juni 1998)
Institutionen
- Presse und Informationsamt der Bundesregierung, Postfach 2160, 53111 Bonn
- Bundeszentrale für politische Bildung, Berliner Freiheit 7, 53111 Bonn
- Europäische Kommission, Kurfürstendamm 102, 10117 Berlin
- Europäisches Informationszentrum (Jean-Monet-Haus), Bundesallee 22, 10717 Berlin
Videos/Filme
- 4253399 Das europäische Währungssystem
- 3203463 Das europäische Währungssystem 16 mm Lichtton, 17 min (f) 1983 D
Bücher und sonstiges Material
(Fortsetzung im Heft 3/4
98)
Ingo-Rüdiger Peters
Freie Universität Berlin
- Zentralinstitut für Fachdidaktiken - Arbeitsbereich Lehrerfortbildung Informatik
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
Zu der Unterrichtseinheit gibt es im LOG IN-Service (siehe S.72) alle
Unterrichtsmaterialien im ZIP-Format für Works (Windows).
* Diese Unterrichtseinheit wurde im Rahmen des
Jahreskurses ITG von den Teilnehmemerinnen und Teilnehmern des Jahrgangs 1998 an der
Freien Universität Berlin erstellt. Im einzelnen haben diese Unterrichtseinheit geplant,
konzipiert und ausgefertigt: Wolfram Helmert, Martin Kraus, Birgit Marquardt, Burkhart
Möller, Peter Pieroth, Volker Preißler, Heidemarie Priebe, Georg Schiemann, Barbara
Seelig.
|