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LOG IN:18 (1998) , Heft 1


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Interschul '98. Messe ohne Highlights (von Pe)

Die 17. Europäische Bildungsmesse interschul ‘98 fiel dem Besucher zuerst einmal aufgrund ihrer Weitläufigkeit in den Westfalenhallen Dortmunds auf, denn die Wege zwischen den Hallen waren verworren und weit. Selbst der Weg zur Eröffnungsfeier, weitab vom Ausstellungsgeschehen, glich einem Gang durch ein griechisches Labyrinth. Sollte das symbolisch für den Zustand der Bildung in Deutschland sein? ...


Quo vadis Erziehungswissenschaften

von Carola Geselle und Emanuel Koulouris

Der Titel „Medien-Generation“ bildete den Rahmen für den 16. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) vom 17. bis 20. März 1998 in Hamburg. Auf über 80 Einzelveranstaltungen konnten sich 2000 Teilnehmer über den derzeitigen Forschungsstand und erste Praxiserfahrungen zum Thema „Neue Medien“ informieren.
Schon bei der Eröffnung des Kongresses ließen die Reden des DGfE-Vorsitzenden Dieter Lenzen und des Ernst-Christan-Trapp-Preisträgers Hartmut von Hentig die Schwierigkeiten der Erziehungswissenschaft mit dem aktuellen Kongreßthema erkennen. Während Dieter Lenzen davon sprach, daß die ältere deutsche Pädagogik das ihre dazu beigetragen habe, „Medienängste bei Eltern und Lehrern zu schüren“ und sich die Erziehungswissenschaft jetzt verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen müsse, präsentierte sich Hartmut von Hentig als Skeptiker gegenüber den neuen Medien. Schon das Thema des Kongresses bereitete ihm Unbehagen: „Ich erkenne den Gegenstand nicht mehr – seine Kontur nicht und nicht seine Struktur.“ Der von Dieter Lenzen formulierte Generationenkonflikt durch die neuen Medien, der sich nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Erziehungswissenschaft zeigt, manifestierte sich in diesen beiden Positionen.
Die Angst vor neuen Medien – waren es seinerzeit das Buch, später Film und Fernsehen – bestimmte seit jeher den pädagogischen Arbeitsbereich. Auch heute noch hält sich für technisierte Medien das mittlerweile widerlegte Vorurteil, sie würden zu sozialer Vereinsamung, Kreativitäts- und Phantasieverlust führen. Dies ist Ausdruck einer bei Pädagogen, Erziehungswissenschaftlern und Eltern weitverbreiteten Medienphobie.

Quantensprung oderevolutionäre Entwicklung?

Neu sind die mit den neuen Medien verbundenen Diskussionen nicht, wurden doch in den 60er und 70er Jahren mit der Einführung der Sprachlabore, des Schulfernsehens oder der Umsetzung des programmierten Lernens in Schulen vergleichbare Themen behandelt. Jedoch werden gegenwärtig neue Werte postuliert, die inzwischen sämtliche Lebensbereiche umfassen: Es wird von Informationsgesellschaft, Wissensgesellschaft, notwendigen Lifelong-Learning-Konzepten, Schlüsselqualifikationen und Medienkompetenz gesprochen.
Folgt man den Worten des bisherigen Vorsitzenden der DGfE, muß sich die Erziehungswissenschaft neuen Aufgaben stellen; unter anderem beschafft und verbreitet sie Wissen über:

  • das Verhältnis von Medien und Generationen im Hinblick auf den Wandel von Werten und Zielen von Erziehung und Bildung,
  • die neuen Anforderungen der Wirtschaft an Aus- und Weiterbildung sowie die beruflichen Qualifikationen,
  • die besonderen Zugangsprobleme von Frauen zu den neuen Medien,
  • die langfristigen anthropologischen, psychischen und sozialen Veränderungsprozesse unter dem Einfluß der neuen Medien,
  • Veränderungen, die diese Prozesse für das Selbstverständnis mit der Erziehungswissenschaft mit sich bringen werden.

Theorie und Forschungsdefizit

Einigkeit herrschte auf dem Kongreß darüber, daß bestehende Theorie und Forschungsdefizite ausgeglichen werden müssen. Noch liegen Definitionen, wie der des schillernden Begriffs „Medienkompetenz“, zu weit auseinander; ebenso wie es an konkreten Vorstellungen zur Erarbeitung eines umsetzbaren Curriculums mangelt. Neue methodisch-didaktische Modelle müssen gestaltet und die allseits geforderte informations- und kommunikationstechnische Grundbildung inhaltlich bestimmt werden.
Neben praxisorientierten Überlegungen hat sich die Erziehungswissenschaft aber auch grundsätzlichen Fragen zu stellen. Im Zusammenhang mit den sich verändernden Lehr- und Lernprozessen muß nach den neuen Zielen der Bildung und nach möglichen Qualitätssteigerungen in Forschung und Unterricht gefragt werden. So müssen sich die Vertreter der Erziehungswissenschaft fragen, ob der tradierte Bildungsbegriff weiterhin seine Gültigkeit besitzt, oder – wie Ingrid Lohmann forderte – dieser neu bestimmt werden muß. In der Konsequenz kann das heißen, daß Schule als institutionalisierte Form der Wissensvermittlung neu gedacht und ein „neues Konzept Schule“ entwickelt werden muß.

Bildungspolitik

Unterschiedliche Vorstellungen bestehen darüber, wie dieses „neue Konzept Schule“ umgesetzt werden soll. Die Auseinandersetzung über die neuen Aufgaben und Möglichkeiten des Bildungssystems werden durch die desolate finanzielle Lage in den Ländern und Kommunen bestimmt. Während ein Großteil der Akteure daher für mehr Eigenverantwortlichkeit und eine Abkehr von der Vollversorgungsmentalität im Bildungssystem plädiert, sehen andere in der zunehmenden Deregulierungstendenz den schrittweisen Rückzug des Staates aus der Bildungsverantwortung und damit verbundene Gefahren für die Chancengleichheit in der Bildung. So kam Ingrid Lohmann zu dem Schluß, daß es einer Regulierung im Bildungsbereich bedarf, um zu verhindern, daß Bildung nur noch unter dem Gesichtspunkt ihrer ökonomischen Verwertbarkeit betrachtet wird. Der Begriff Informationsgesellschaft als „politisch-propagandistische Formel“ täuscht nur darüber hinweg, daß bildungspolitische Entscheidungen noch immer eine Frage der politischen Prioritätensetzung ist. Hat das Thema Chancengleichheit in der Bildung in den 70er Jahren noch erhitzte Debatten entzünden können, findet sich dieser Gedanke in den heutigen Diskussionen nur noch am Rande.

Neue Medien in der Schule

Der Impuls, neue Medien in der Schule einzusetzen, kam nicht aus der Erziehungswissenschaft, sondern wurde von außen an die Schule herangetragen. Die Pädagogen und Erziehungswis-senschaft-ler müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie sich des Themas erst angenommen haben, nachdem Wirtschaft und das BMBF mit der Initiative „Schulen ans Netz“ schon Tatsachen geschaffen hatten. Wenn die DGfE in ihrer abschließenden Presseerklärung kritisiert, daß bei der Initiative „Schulen ans Netz“ „allzu eilfertig Mittel in die technische Ausrüstung der Schulen investiert wurden“, ohne die pädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Komponenten zu berücksichtigen, dann beweist dies ihr Versäumnis, sich frühzeitig in die Diskussion – beispielsweise in Form der Erarbeitung neuer didaktischer Konzepte – einzubringen. Ein Ansatz wurde mit dem deutschen Bildungsserver geschaffen, der als Kommunikations- und Informationsplattform für angehende und praktizierende Lehrer gedacht ist.
In der Schulpraxis zeigte sich, daß die technische Grundausrüstung gestellt wurde, jedoch ein Fehlen von pädagogischen und didaktischen Konzepten vorhanden war. Gleichzeitig zeigt sich, daß in den Schulen akzeptanzschaffende und innovative Maßnahmen nötig sind, denn – so ein Referent – häufig erwartet man an den Türen deutscher Lehrerzimmer Knoblauchzöpfe, die das Eindringen des bösen Geistes der neuen Medien verhindern sollen.

Lehrerausbildung –Lehrerfortbildung

In der Lehramtsausbildung müßten die neuen Medien verstärkt berücksichtigt werden, so wurde ebenfalls auf dem Kongreß hervorgehoben. Zwar finden sich an einzelnen Universitäten Modellprojekte, diese sprechen jedoch nur eine sehr kleine Gruppe von Studierenden an, und noch fehlen universitätsübergreifend akzeptierte Konzepte. Auch war man sich einig darüber, daß derzeit nur eine geringe Akzeptanz für die bestehende Problematik bei Lehramtsstudierenden besteht.

Fazit

Als multimediale Inszenierung gedacht, zeigte die Abschlußveranstaltung noch einmal in konzentrierter Form, welche Probleme und Reibungspunkte das Thema „Neue Medien“ in der Wissenschaft einerseits und in der Umsetzung andererseits aufwirft.
Statt wie angekündigt, die aus unterschiedlichen Bereichen der Kultur, Politik und Medienwelt kommenden Gäste in einen Dialog zu führen, brachte sie die Unvereinbarkeit der Positionen hervor. Während von Hentig die Veranstaltung als „abscheulich“ betitelte, als eine „Darstellung ohne Inhalt“ mit „Talkshow-Charakter“, mußten sich sich die Veranstalter mehrmals bemühen, dem Ganzen einen themengerechten Abschluß zu verleihen.
Nachdem es der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft nach 30 Jahren ihres Bestehens gelang, mit der Hamburger Schulpädagogin Ingrid Gogolin erstmals eine Frau zur Vorsitzenden zu wählen, und damit ihre Offenheit gegenüber neuen Wegen zu beweisen, kann man auch für die weitere Auseinandersetzung der Erziehungswissenschaft mit dem Thema „Neue Medien“ optimistisch sein.

URL des Deutschen Bildungsservers: http://dbs.schule.de
URL der DGfE: http://www.educat.hu-berlin.de/dgfe/


Es gilt das gesprochene Wort. CeBIT '98 (von Koe)

Die CeBIT 98 hat einmal mehr ihre eigenen Rekorde der größten Computermesse der Welt gebrochen. Besucher, Aussteller, Ausstellungsfläche und alle anderen Zahlen zeigten den Aufwärtstrend, der diese Branche seit einiger Zeit wieder kennzeichnet. ...


Mitteilung des Fachausschusses (von Koe)

8. Fachtagung "Informatik und Schule" 1999 wird vom 21. bis 24. September 1999 an der Universität Potsdam unter dem Thema "Fachspeziphische und fachübergreifende didaktische Konzepte" stattfinden.

Die Tagung wird organisiert von:

Prof. Dr. Andreas Schwill
Email: schwill@cs.uni-potsdam.de
Institut für Informatik
Universität Potsdam
Postfach 60 15 53
14415 Potsdam
Telefax: (03 31) 9 77 17 20
URL: http://www.didaktik.cs.uni-potsdam.de

Am 3. Juli 1998 wird das Programmkomitee unter anderem über folgende Punkte entscheiden:

  • Call for Papers
  • Hauptvorträge
  • Eingereichte Vorträge
  • Tutorials
  • Workshops
  • Posterausstellung
  • Industrieausstellung
  • Wettbewerb
  • Weitere Aktinitäten (z.B. Podiumsdiskussionen,
    Talkshow, Doktoranden- und Schülersession)
  • Finanzierung
  • Rahmenprogramm.