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IN 20 (2000) Heft 1
Förderung,
Förderung über alles
von Ingo-Rüdiger Peters
Die CeBIT gilt seit jeher als Leitmesse für die
Informationstechnik. An Ankündigungen hat es auch in diesem Jahr nicht gemangelt, und
alle waren stimuliert, nun auch die Bildung in ihre Maßnahmen zu integrieren. Alle
Schulen sollen ans Netz!, so hallten die Worte der Telekom, Auch wir wollen
helfen!, so die Worte des Online-Anbieters AOL, und auch MobilCom als
Telefonbetreiber wollte hier nicht zurückstehen.
Ein routinierter Beobachter hat während der Messe schon immer darauf
gewartet, was nach der Messe denn nun wirklich auf den Markt kommt. So können wir heute
aus der Vergangenheit in die Gegenwart blicken.
Deutsche Telekom AG
Die Telekom, die der Hauptsponsor der Bildungsinitiative Schulen
ans Netz ist, ließ Folgendes verlauten:
Die Deutsche Telekom bietet rund 44000 staatlichen und staatlich anerkannten Schulen
die Ausstattung mit einem T-Online-Zugang auf der Basis von T-ISDN an. Für den
T-Online-Zugang sind keine Grundgebühren und keine Telefon- und Online-Entgelte zu
zahlen. Ebenso werden für den T-ISDN-Anschluss keine Entgelte für die Überlassung und
Bereitstellung erhoben.
Zusätzlich kann sich jede Schule ihre eigene Homepage aufbauen. Hierzu stellt T-Online 10
MB Speicherplatz kostenlos zur Verfügung. Außerdem können zusätzlich für Lehrer und
Schüler bis zu 9998 eigene E-Mail-Adressen über Mitbenutzerkennungen eingerichtet
werden. Dieses Angebot gilt auch für Schulen, die bereits einen T-Online-Zugang und/oder
einen ISDN-Anschluss haben.
Zusätzlich wird die Deutsche Telekom in einem weiteren Schritt den Schulen 20000 PCs aus
ihrem Bestand kostenlos überlassen. All diese PCs werden selbstverständlich T-Online
fähig sein. Beide Angebote werden den Schulen im Rahmen der fünften Ausschreibung des
Vereins Schulen ans Netz zeitlich gestaffelt gemacht. Die
Ausschreibungsunterlagen werden von dem Verein verschickt.
So weit die Presseverlautbarung der Telekom. Auf der
CeBIT-Pressekonferenz der Telekom war von dem Vorstandsmitglied Gerd Tenzer ebenfalls von
20000 PCs die Rede, die den Schulen sogar jährlich überlassen werden sollen. Auf
Nachfrage wurde dann auch bestätigt, dass diese Rechner ausgemusterte PCs der Telekom
seien. Darüber hinaus kündigte er an, dass Mitarbeiter der Deutschen Telekom sich
freiwillig während ihrer Freizeit engagieren wollen, um Schulen ans Netz zu bringen.
Neben der Installation von Hard- und Software werden so die Ankündigung von
ihnen auch spezielle Schulungen für Lehrkräfte angeboten, um diesen die vielfältigen
Einsatzmöglichkeiten des Internet aufzuzeigen. Geregelt werden soll dies über den
jeweils örtlich zuständigen T-Punkt.
In der Realität muss sich nun beweisen, wie sich bei entsprechender
Antragsstellung die Verteilung der PCs und der Einsatz der Telekom-Mitarbeiter
tatsächlich vollziehen wird. Ende 2001 sollen alle deutschen Schulen am Netz sein
wie auch immer.
AOL Deutschland GmbH
Während in der Pressemitteilung von Schulen ans Netz vom
29. März 2000 noch davon ausgegangen wird, dass AOL allen Schulen 20 Frei-Accounts
überlässt, unter denen sich jeweils sechs weitere E-Mail einrichten lassen, und auch die
Lehrer den Account zu Hause kostenfrei nutzen können, veröffentlichte AOL selbst in
großen Werbeaktionen unter dem Motto AOL macht Schule nur den
Taschengeld-Tarif für alle deutschen Schüler.
Dieser Tarif beinhaltet, dass Schüler in der Zeit zwischen 8 und 18
Uhr für jeweils eine Stunde pro Werktag(!) AOL kostenfrei nutzen können, wobei auch die
Telefonkosten enthalten sind. Diese Stunde muss jedoch im Voraus vereinbart werden, wobei
die fest gelegte Uhrzeit jeden Monat individuell geändert werden kann. Das Angebot gilt
nur im Rahmen eines AOL-Standardvertrages der Eltern, bei dem pro Monat 9,90 DM
Grundgebühren anfallen sowie 3,9 Pfennig Telefongebühren und 6 Pfennig pro
Verbindungsaufbau berechnet werden. Für den Taschengeld-Tarif müssen dann zusätzlich 10
Mark vom Schüler entrichtet werden. Auch hier ist ein Antrag mit Schulbestätigung
erforderlich, der online unter http://www.aol.de angefordert werden kann, denn diese
Offerte gilt nur mit dem Nachweis eines schulpflichtigen Kindes zwischen 6 und 16 Jahren.
Mit dem AOL-Taschengeld-Tarif bieten wir den 10 Millionen Schülerinnen und
Schülern und ihren Eltern einen sicheren und kostengünstigen Internet-Zugang an. In
unserem Wissens- und Bildungskanal haben unsere Redakteure zusätzlich alles zusammen
gestellt, was Kinder und Jugendliche für die Nutzung des Internets für Schule und
Ausbildung brauchen erklärte Uwe Heddendorp, der Geschäftsführer AOL Deutschland
anlässlich der CeBIT.
Schon hier widersprechen sich Ankündigungen auf der CeBIT und die
Realität. Alle Schulen haben in der Zwischenzeit ein umfangreiches Informationspaket
erhalten, das ein AOL-Magazin speziell für Lehrer inklusive AOL-Software auf CD-ROM und
ein Informationsschreiben zur AOL-Taschengeld-Offerte enthält. Von Frei-Accounts ist
nicht mehr die Rede.
Die Resonanz auf diese Initiative ist an den Schulen nur mäßig. Bisher hätten, so die
Zeitschrift Internet World, bundesweit nur rund ein Viertel aller
angeschriebenen Schulen Interesse an den Angeboten bekundet.
MobilCom AG
Bei so vielen Angeboten ließ sich auch die MobilCom AG auf der CeBIT
nicht lumpen:
Die MobilCom AG, eine der führenden deutschen Telefongesellschaften, wird die
Schulen in Deutschland mit einer einzigartigen Internet-Förder-Initiative unterstützen.
Nachdem die Deutsche Telekom (DTAG) Anfang Februar angekündigt hatte, bis Ende 2001 alle
Schulen mit einem kostenlosen ISDN-Anschluss auszustatten und darüber hinaus sämtliche
Telefoneinwahl- und Online-Entgelte der Schulen zu übernehmen, wird MobilCom diese
beispielhafte Bildungsinitiative der Deutschen Telekom sinnvoll unterstützen und
ergänzen. Das erfolgreiche schleswig-holsteinische Telekommunikationsunternehmen wird
allen Schulen, die das Angebot der DTAG annehmen, kostenlos einen Internet PC und ein
Schul-Intranet zur Verfügung stellen, sobald die DTAG die jeweilige Schule per
ISDN-Anschluss mit dem Zugang zum Internet versorgt hat.
Wie aus der Mitteilung zu ersehen ist, lehnt sich MobilCom hier an die
Initiative der Telekom AG an. Um nun in den Genuss dieser Unterstützung zu kommen,
müssen Schulen ihren Bedarf bei MobilCom anmelden, und zwar unter der E-Mail-Adresse
schulpc@ mobilcom.de. Voraussetzung ist die Installationsbestätigung des ISDN-Anschlusses
durch die Telekom. Allerdings sollte man es nicht all zu eilig haben. Man werde zwar die
Anträge zügig abarbeiten, so teilte auf Anfrage die MobilCom mit, jedoch
kann schon einige Wartezeit vergehen.
Fazit
Schulen werden zurzeit zum Teil vollmundig mit Geräten
und Equipment dieses oder jenes Wirtschaftsunternehmens vollgestopft, und jeder glaubt,
der Bildungsmisere und dem Mangel an Fachpersonal in der IT-Branche damit an die Wurzel zu
gehen. Es redet jedoch niemand mehr über Inhalte, die damit verbunden sind, niemand redet
zurzeit über den Mangel an Qualifikation der Lehrkräfte in diesem Bereich, und niemand
ist bereit, auch dafür Geld zu investieren. Dieses Problem wird den Lehrern selbst
überlassen: Sollen sie sich doch kostenpflichtig selbst am Nachmittag fortbilden und
jeder, der zu Hause einen Computer hat, wird schon über die notwendigen Grundkenntnisse
verfügen. Sonst hätte er oder sie sich ja keinen gekauft oder?
Ingo-Rüdiger Peters
Freie Universität Berlin
Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie (GEDIB)
Arbeitsbereich Lehrerfortbildung
Informatische Bildung
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
zum Thema:
Die vernetzte Schule
Der Einzel-PC in einer Schule ist schon längst out. Klar ist, dass
eine moderne Schule über eine Vernetzung aller Computerarbeitsplätze verfügen muss.
Dies senkt nicht nur die Kosten der notwendigen Ressourcen wie beispielsweise
Drucker und sonstige Peripherie, aber auch Internetzugänge und Software , sondern
ermöglicht es auch, die Systemwartung der Computer zu vereinfachen.
Um Schulen bei der Vernetzung Unterstützung zu bieten, wurde am 4.
April 2000 in München der gemeinnützige Verein Die vernetzte Schule e.V.
(DvS) gegründet. Die Aufgabe des Vereins besteht darin, möglichst viele Schulen in
der Bundesprepublik Deutschland mit leistungsfähigen Computern, einem lokalen Netzwerk
und mit einer Internetanbindung auszustatten sowie eine bestmögliche Ausbildung von
Schülern im Bereich der Informationstechnologie und der Verwendung von Multimedia als
Unterrichtsmethodik zu fördern.
Es sind bereits namhafte Institutionen und Unternehmen als Sponsoren
gewonnen worden, die ihre Produkt- und Dienstleistungen für Schulen zu besonders
günstigen Konditionen anbieten: Neben dem Bayerischen Kultusministerium
(http://www.stmukwk .bayern.de) gehören unter anderem die Firmen coTec
Computergestütztes Lernen (http://www.coTec .de), Dätwyler Kabel und Systeme GmbH
(http:// www.daetwyler.de), ELSA AG (http://www.elsa.de), Online-Kiosk GmbH
(http://www.kiosk-online.de), SMC Networks GmbH (http://www.smc.de), topik Communication
GmbH (http://www.topik.de) und die Zentralschule für Computer in Augsburg (http://
www.zs-augsburg.de) zu den Sponsoren.
Da wie der Verein betont Netzwerke die Grundvoraussetzung
für einen sinnvollen Einsatz der IT in den Schulen sind, werden interessierte Schulen
auch bei der Planung und Konzeption ihres Netzwerkes unterstützt. Wer sich vorab
informieren will, kann sich kostenfrei ohne weitere Verpflichtungen einen
Netzwerkleitfaden bestellen (siehe Bild), am besten übers Internet. In dem
Leitfaden wird sehr instruktiv beschrieben, welche Ausbaustufen der Computervernetzung
möglich und sinnvoll sind, welcher technischer Hintergrund der Vernetzung zugrunde liegt
und welche Sicherheitsmaßnahmen unbedingt beachtet werden müssen. Bereits diese
Broschüre, die durch weitere ergänzt werden soll, bietet eine große Hilfe bei den
Überlegungen und Planungen, die der Einrichtung eines Netzwerkes vorausgehen müssen.
Der Verein ist unter folgender Adresse zu erreichen:
Die vernetzte Schule e.V.
c/o topik Communication GmbH
Truderinger Straße 217
81825 MünchenTelefon: (0 89) 45 45 90-45
E-Mail: info@dievers.de
URL: http://www.divers.de
Kompakte Unterstützung
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern ist das
Einrichten und Verwalten von lokalen Netzen in Schulen mit Internetanschluss ein Problem.
Die Firma Equiinet Limited aus Großbritannien hat dort mit Schulen schon umfangreiche
Erfahrungen sammeln können.
Seit dem Frühjahr dieses Jahres bietet sie ihre Lösungen auch auf dem deutschen Markt
für Schulen unter besonders günstigen Bediungen an. Diese Lösung heißt vor allem
NetPilot. NetPilot vereint drei Schlüsselelemente der Netzwerktechnik in
einem kompakten Gerät:
- Server: Web- und E-Mail-Server sowie File-, Print-, DHCP-,
DNS- und FTP-Server.
- Internet: Alle notwendigen Funktionen, um das Internet mit
allen Möglichkeiten sicher nutzen zu können.
- Internet Server Appliance: Sämtliche Internet-Dienste.
Alle diese Funktionen sind in einem Gerät
vereint, das sehr einfach zu installieren und zu administrieren ist. Näheres ist übers
Internet bei
http://www.equiinet.com/de/products/over/netpilot.php3
zu erfahren. Hier sind auch die deutschen Vertriebspartner verzeichnet.
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