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LOG IN 21 (2001) Heft 3/4

Rezensionen

Engelmann, Lutz (Hrsg.): Angewandte Informatik. Reihe DUDEN „Basiswissen Schule“. Berlin und Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: paetec Verlag für Bildungsmedien und Dudenverlag, 2001. ISBN 3-89818-035-2 und 3-411-71511-1. 276 S.; EUR 21,- (inkl. CD-ROM).

    Die Reihe DUDEN „Basiswissen Schule“ umfasst mittlerweile alle mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer – von der Astronomie über Biologie, Chemie, Mathematik, Physik und Technik bis zur Wirtschaft. Jeder Band besteht aus dem Basistext in einem Buch mit kurzer und knapper Darstellung der Unterrichtsinhalte, einer ausführlichen Themensammlung mit multimedialen Elementen auf CD-ROM und – über die URL http://wwwschuelerlexikon.de/ – einem eigenen produktbezogenen Internetportal, dessen Inhalte ständig erweitert und aktualisiert werden. Für zusätzlich über das Internet angebotene „Medieninhalte“ – z.B. kleine Animationen oder auch kurze Fime – wird zwar eine spezielle Freischaltung benötigt, die Buchbesitzer erhalten sie aber automatisch. Zielgruppe dieser „multimedialen“ Buchreihe sind Schülerinnen und Schüler, die ein Grundwissen über das jeweilige Thema gewinnen oder rekapitulieren wollen.
    Der zur Rezension vorliegende Band „Angewandte Informatik“ gliedert sich in dieses Konzept der Medienvielfalt ein.
    Das Buch enthält zwei Hauptkapitel (1. Grundbegriffe, 2. Anwendungen der Informatik) und einen Anhang, der vor allem aus einem 10-seitigen Register besteht. Das Hauptkapitel „Grundbegriffe“ umfasst wiederum fünf Unterkapitel: 1. Die Informatik als junge Wissenschaft, 2. Daten, Datentypen und Datenstrukturen, 3. Algorithmen und Programme, 4. Informationsverarbeitende Technik, 5. Datenschutz und Datensicherheit, Software-Rechte. Im zweiten Hauptkapitel „Anwendungen der Informatik“ sind sechs Unterkapitel zu finden: 1. Textverarbeitung, 2. Tabellenkalkulation, 3. Datenbanken, 4. Grafikprogramme, 5. Datenaustausch zwischen Anwendungsprogrammen, 6. Internet-Dienste.
    Sicherlich ist es immer eine besondere Schwierigkeit, ein Schulbuch zu schaffen, in dem einerseits die grundlegenden Denk- und Arbeitsweisen, die grundlegenden Fachgegenstände und Methoden der Informatik und andererseits deren Umsetzung in die alltägliche Lebenswelt mit all dem daraus folgenden informatischen Hintergrund deutlich gemacht werden kann. Und so wird dieses Dilemma auch hier im vorliegenden Band deutlich. Insbesondere das Kapitel „Anwendungen der Informatik“ zeigt das Problem: Beispielsweise wird im Kapitel 2.1 „Textverarbeitung“ zwischen stapel- und dialogorientierten Textverarbeitungsprogrammen unterschieden, aber als Beispiele für solche Programme werden dann HTML (!) und Microsoft Word 97 gegenüber gestellt. Zwar wird zu HTML noch erwähnt, dass das „Formatierungsprogramm der Browser“ sei, aber ein HTML-Editor – was ja das eigentliche stapelorientierte Textverarbeitungsprogramm wäre – wird hier nicht erwähnt. In dem Abschnitt, auf den dann verwiesen wird (2.6.2), geht es zunächst um die Bedienung der Oberfläche des Net- scape Communicators zum Navigieren im Internet, dann wird Word 97 kurz als „Texteditor mit integrierter Export-Funktion in HTML“ vorgestellt, und letztlich werden alle Funktionen des Composers von Netscape vorgestellt, um dann noch in diesem Abschnitt auf CGI, JAVA und VRML einzugehen.
    Wenn weitere Grundsätze im Kapitel „Textverarbeitung“ dargestellt werden, dann richten sich alle Aussagen nicht etwa nach typographischen Grundsätzen, sondern nach Word 97. So wird beispielsweise die Schriftart „Courier“ zwar richtig als nichtproportionale Schrift vorgestellt (wobei nicht erwähnt wird, dass sie wie die vorher als Serifen-Schrift eingeführte „Times“ ebenfalls eine Serifen-Schrift ist), aber dann wird sie unfreiwillig humoristisch wie folgt gekennzeichnet (S.106): „Man benutzt Courier heute nur noch zum Darstellen von z.B. Pascal-Programmen.“
    Auch in den anderen Unterkapiteln wird das erwähnte Dilemma deutlich: Bei der Tabellenkalkulation geht es nahezu ausschließlich um MS Excel, gelegentlich um Lotus 1-2-3; der Umgang mit Datenbanken wird an MS Access besprochen; und bei den Grafikprogrammen steht MS Picture It im Vordergrund. Der Datenaustausch zwischen Anwendungsprogrammen findet vorwiegend zwischen Programmen des MS-Office-Pakets und MS Works statt.
    Leider sieht es in dem Kapitel „Grundbegriffe“ auch nicht viel anders aus: „Das auf Personalcomputern am meisten genutzte Betriebssystem ist MS-DOS, in bestimmten Anwendungsbereichen auch Mac OS“, heißt es beispielsweise auf Seite 51, und dann werden die Aufgaben eines Betriebssystem auf der nächsten Seite anhand von COMMAND.COM und IO.SYS vorgestellt.
    Auch die Schwerpunktsetzung im Kapitel über Grundbegriffe hat den Rezensenten verwundert: Bei Daten, Datentypen und Datenstrukturen sind der Codierung von alphanumerischen Zeichen sowie Steuer- und Sonderzeichen in ASCII dreieinhalb Seiten gewidmet (S. 22-25), aber dem Konzept der Objektorientierung keine einzige. Darüber hinaus wird noch behauptet, „Die Zeichen 128 bis 255 sind nicht auf der Tastatur dargestellt“ (S. 24), aber auf der nächsten Seite finden sich in der Tabelle bei 132 das „ä“, bei 142 das „Ä“ usw., und vom „Unicode" wird nichts erwähnt, aber betont, dass „wem diese Zeichen nicht ausreichen, der hat außerdem die Möglichkeit, in Anwendungsprogrammen […] mit Schriftfonds zu arbeiten, die spezielle Bedürfnisse befriedigen“ (S.25).
    Das Buch steht – wie anfangs erwähnt – nun allerdings nicht für sich allein, sondern in Zusammenhang mit multimedialen Ergänzungen. Das Arbeiten mit der CD ist sehr einfach; der Aufruf erfolgt über einen Browser (zum „Vorlesen“ der Texte muss allerdings „WebSpeech“ installiert sein).
    Leider kann auch hier nur Einiges stichprobenartig vorgestellt werden. Der erste Zugriff des Rezensenten erfolgte auf das Register, und zwar beim Buchstaben „A“ auf den ersten Begriff: „Abakus“. Das zugehörige Bild 1 verwundert, denn es zeigt eine Abbildung des „Rechnens auf den Linien“, wie sie Adam Ries erstmalig vorgestellt hat (vgl. in diesem Heft S. 48 ff.). Als Bildunterschrift ist allerdings „Abakus (Rechenbrett)“ zu sehen. Nächstes Stichwort: „Betriebssysteme und ihre Aufgaben“. Beim Lesen des hier auftauchenden Textes wünschte sich der Rezensent, dass genau dieser Text auch im Buch zu finden gewesen wäre, denn hier wird erstmals deutlich, was informatische Grundlagen sind und wie es aussehen kann, wenn knapp, aber doch präzise ein informatischer Fachbegriff dargestellt wird! Weitere Aufrufe von anderen Stichworten haben diesen Eindruck zur Freude des Rezensenten voll unterstützt.
    Die Verbindung ins WWW ist ebenfalls sehr einfach und lohnend. Denn zu den auf der CD-ROM befindlichen Informationen existiert eine riesige Fülle weitergehender Hinweise. Ein Beispiel – Stichwort „Algorithmenstrukuren“: Es gibt sieben angegebene Internetquellen, die nach Meinung des Rezensenten zu den Perlen über dieses Thema gehören.

Fazit: Der Kauf des Buches lohnt, wenn die potenzielle Leserin oder der potenzielle Leser das Buch zur Seite legt und vor allem die CD-ROM und die damit verbundenen Verknüpfungen ins Internet nutzen möchte.

Bernhard Koerber