Krüger, G.: Handbuch der Java-Programmierung. München u.a.: Addison-Wesley, 32002. ISBN 3-8273-1949-8. 1244 S.; EUR 49,95 (einschl. 1 CD-ROM).
Als offizieller Geburtstag der Programmiersprache JAVA gilt der 23. Mai 1995. Im Jahr 2003 ist JAVA also acht Jahre alt geworden. Die Sprache erfreut sich in breiten Kreisen der Entwicklergemeinschaft nach wie vor eines steigenden Interesses; sie wird in Kürze C++ als am häufigsten verwendete Programmiersprache abgelöst haben. In der Schule ist JAVA dabei, als Unterrichtssprache PASCAL zu ersetzen.
Das vorliegende Handbuch ist der Nachfolger diverser JAVA-Kompendien des Autors (beginnend mit Java 1.1 lernen aus dem Jahr 1997), die im Umfang immer mehr gewachsen sind. Nach einführenden Kapiteln zu elementaren Datentypen und Ablaufsteuerung in JAVA versucht der Autor eine Einführung in die objektorientierte Programmierung. Ein Abschnitt ist den so genannten Entwurfsmustern gewidmet, der allerdings mangels wirklich passender Beispiele etwas blass bleibt.
Es folgen die weiter gehenden Spracheigenschaften, die Grafik-Programmierung (inklusive SWING) und Ereignisbehandlung mit instruktiven Beispielen, schließlich Datenbankzugriff und Kommunikation über Computernetze. Besonders lobenswert ist das vergleichsweise ausführliche Kapitel über JAVAs (neue) Fähigkeiten zur Wiedergabe und Erzeugung von Klängen ein Gebiet, das in den meisten einschlägigen Werken mit Stillschweigen übergangen oder nur kurz gestreift wird.
Fazit: Das Handbuch der Java-Programmierung ist kein Lehrbuch für Schüler, wohl aber ein brauchbares Nachschlagewerk für Lehrer und Schüler. Das heißt, es sollte im Computerraum ausliegen, damit die Schüler sich nach Bedarf selbstständig informieren können. Die Übersetzung der vielen unnötigen und das Verständnis erschwerenden Anglizismen (Membervariable für Attribut, Callback-Methode, Design Pattern für Entwurfsmuster, String für Zeichenkette, Event-Handling für Ereignisverarbeitung, Wrapper-Klasse für Hüllklasse u.v.a.m.) muss allerdings dem Lehrer überlassen bleiben.
bm
Erbrecht, R.; König, H.; Martin, K.; Pfeil, W.; Wörstenfeld, W.: Das große Tafelwerk interaktiv Formelsammlung für die Sekundarstufen I und II. Berlin: Cornelsen Verlag; Volk und Wissen Verlag, 2003. ISBN 3-464-57148-3 (Cornelsen); 3-06-020788-7 (Volk und Wissen). 169 S.; EUR 9,95 (einschl. 1 CD-ROM).
Bei diesem Buch für Schülerinnen und Schüler handelt es sich um ein Werk, mit dem aufgezeigt wird, wie die Zukunft von Schulbüchern aussehen kann: Es ist trimedial konzipiert worden. Das heißt, es liegt natürlich als gedrucktes Werk vor, es wird durch eine CD-ROM ergänzt, und der Inhalt wird durch eine Internet-Präsenz fortlaufend ergänzt und aktualisiert.
Das Buch ist ein Tabellen- und Formelwerk für die Fächer Mathematik, Informatik, Astronomie, Physik, Chemie und Biologie. Das umfangreichste Kapitel (mit über 70 Seiten) nimmt die Mathematik ein. Für die Informatik werden auf 6 Seiten folgende Stichwörter mit entsprechenden weiteren Begriffserläuterungen behandelt: Datendarstellung, Algorithmik und Web-Seitengestaltung.
Auf der CD-ROM werden diese Inhalte noch einmal angeboten, aber darüber hinaus mit einer genauen Suchmöglichkeit und weiteren Besonderheiten, die eben nur ein Computer bieten kann. So gibt es beispielsweise einen Einheitenumrechner, mit dem dezimale Zahlen in duale oder hexadezimale und umgekehrt umgerechnet werden können.
Auf der zugehörigen und über die CD-ROM sofort erreichbare Internet-Präsenz
http://www.tafelwerk-interaktiv.de/
werden in Ergänzung zum Buch und zur CD-ROM zusätzliche Materialien und umfangreiche Linksammlungen zu den einzelnen Fächern angeboten. Bei den Materialien für Informatik sind derzeit drei Ergänzungen zu finden: Zum Stichwort Datendarstellung eine ASCII-Tabelle, zur Netzwerkkommunikation Abkürzungen und Emoticons im WWW und zur Web-Seitengestaltung die Bedeutung aller Endungen von Internet-Adressen. Was allerdings die ASCII-Darstellung betrifft, so sind hier gleich zwei Fehler zu verzeichnen: Die ASCII-Tabelle wird mit ASCII-Code überschrieben, was ja sozusagen doppelt gemoppelt ist, denn ASCII heißt ja bereits American Standard Code . Und die Tabelle selbst gibt nicht den ASCII wieder, sondern die spezielle Zeichentabelle (code page) 437 für IBM-kompatible Rechner mit dem Betriebssystem DOS.
Trotzdem: Dieses Tafelwerk ist rundum empfehlenswert!
koe
Appelrath, Hans-Jürgen;
Boles, Dietrich; Claus, Volker; Wegener, Ingo: Starthilfe Informatik.
Stuttgart; Leipzig: B.G. Teubner, 22002. ISBN 3-519-10241-2. 158S.;
EUR 15,80.
Mit dem in eine
Einleitung und fünf weitere Kapitel gegliederten Buch
wird versucht, einen Einstieg in die Informatik zu vermitteln, wie
dieser (nach Meinung der Autoren) derzeit an Hochschulen gelehrt
wird. Dies trifft natürlich nicht zu: Es gibt auch ganz andere
Konzeptionen fürs Informatikstudium (vgl. Goos, 1999, oder
Klaeren, 2001). Die im vorliegenden Buch vertretene Sicht der
Informatik steht offenbar in der Nachfolge von Niklaus Wirths
Algorithmen und Datenstrukturen (besonders deutlich an Kapitel 3 zu
erkennen), während z.B. Goos und Klaeren (als Vertreter einer
alternativen Sicht) und die entsprechenden Vorlesungen sich eher am
funktionalen Paradigma orientieren.
In der Einleitung wird die
Ansicht vertreten, dass es in der Informatik neben deren
Produkten vor allem auf grundlegende Ideen und Begriffe wie
Abstraktion und Formalisierung ankomme; sie wird dann in den
folgenden beiden Kapiteln konkretisiert. Kapitel 2 (Grundbegriffe)
vermittelt einige mathematische und logische Grundlagen, während
Kapitel 3 auf Algorithmen und ihre Darstellung
ausführlich eingeht. Zunächst wird an einem Beispiel zur
Zeichenketten-Verarbeitung (Ersetzen von Leerzeichen) der
Algorithmusbegriff erarbeitet und eine halbformale Notation für
Algorithmen eingeführt. Es folgt die Behandlung von
Datenstrukturen, Prozeduren (samt Parameterübergabe), Rekursion
und Prozessen. Der letzte Abschnitt des dritten Kapitels (Struktur
und Aufbau von Rechnern) schildert eingehend die
Von-Neumann-Architektur.
Hiervon hebt sich
Kapitel 4 (Datenstrukturen und effiziente Algorithmen)
stilistisch, sprachlich und inhaltlich in auffälliger Weise ab.
Der Autor durchmisst im Plauderton (In der Lebensplanung
sollten wir uns ja auch nicht heute so amüsieren, dass wir
morgen pleite sind, S.95) ein riesiges Gebiet, ohne auch nur
ein einziges Beispiel nach Art des vorangegangenen Kapitels zu
diskutieren oder ein Programm anzuschreiben. Dem Anfänger müssen
die in der Pose des überlegenen Kenners salopp
hingeworfenen Bemerkungen (Es kommt zu einem Tradeoff zwischen
Kommunikationskosten und Auslastung, S.101) weitgehend
unverständlich bleiben; mit Starthilfe hat dies
nichts zu tun. Auffällig ist auch die sprachliche Nachlässigkeit
(Wir definieren Bäume als gewurzelte Bäume
,
S.77), von den zahlreichen unnötigen Anglizismen ganz zu
schweigen (Outgrad statt Ausgangsgrad, String
statt Zeichenkette, auch im average case usw.). Mit
diesem überheblichen Gehabe kann man Anfänger sehr gut vom
Studium der Informatik abschrecken. Hinsichtlich der Vermittlung von
Ideen der theoretischen Informatik darf dem Autor das Buch von
Schöning (2002) zur Lektüre empfohlen werden.
Im wieder vergleichsweise solide und Starthilfen-gemäß
gearbeiteten Kapitel5 geht es um Softwareentwicklung und
insbesondere um objektorientierte Programmierung. Am Beispiel eines
Programms für das Spiel Kringel und Kreuze (engl.:
Tic-tac-toe oder Noughts and crosses) sollen OOP-Terminologie und
Modellierung mithilfe von UML-Diagrammen verdeutlicht werden. Das
abgedruckte JAVA-Programm ist allerdings schlecht strukturiert
was zeigt, dass Theorie und Praxis weit auseinanderklaffen können.
Im
letzten Kapitel (Kerngebiete der praktischen Informatik)
schließlich wird ein knapper Überblick über
Compilerbau, Aufbau von Betriebssystemen und Datenbanken geboten. Das
Literaturverzeichnis vermittelt einen repräsentativen
Querschnitt der einschlägigen Lehrbücher.
Erstaunlicherweise fehlt das Standardwerk von Goos (1999ff.), was
sich leider auch in der nicht immer sachgerechten Terminologie des
vorliegenden Buches niederschlägt. So hat sich zu den Autoren
offenbar noch nicht herumgesprochen, dass das englische Array
im Deutschen nicht mit dem vieldeutigen Feld, sondern mit
dem sprachlich treffenderen und eindeutigen Wort
Reihung wiederzugeben ist (vgl. Goos, 1999ff.).
Trotz der festgestellten Mängel (insbesondere in Kapitel 4) wird
das Buch seiner Intention insgesamt gerecht; es kann auch
Informatik-Lehrkräften empfohlen werden, die sich selbst auf dem
Laufenden halten oder ihre Schülerinnen und Schüler über
die Anforderungen der Hochschule informieren wollen.
Rüdeger Baumann
Literatur
Goos,
G.: Vorlesungen über Informatik. Band 1 bis 3. Berlin u.a.:
Springer Verlag, 1999 ff.
Klaeren, H.; Sperber, M.: Vom Problem
zum Programm Architektur und Bedeutung von Computerprogrammen.
Stuttgart: Teubner, 32001.
Schöning, U.: Ideen der Informatik
Grundlegende Modelle und Konzepte. München: Oldenbourg,
2002.
Buchvorstellungen aus LOG IN Heft Nr. 121 (2003)
Hartmann, Elke; Hein, Christian (Hrsg.): Technik. Reihe DUDEN
Basiswissen Schule. Berlin und
Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: paetec Verlag für
Bildungsmedien und Dudenverlag, 2001. ISBN 3-89818-040-9 und
3-411-71521-9. 264 S.; EUR 21,- (inkl. CD-ROM).
In der Reihe DUDEN Basiswissen Schule (zur Konzeption der
Reihe siehe LOG IN 3-4/
2001, S.115) ist ein weiterer Band zum Thema Technik erschienen.
Er gliedert sich in vier Kapitel und einen Anhang (der aus Tabellen
für Schaltzeichen und Sinnbilder der Chemietechnik sowie einem
Sachregister besteht). Während das erste Kapitel auf allgemeine
Fragen (Denk- und Arbeitsweisen sowie die Geschichte der Technik)
eingeht, widmen sich die drei Hauptkapitel jeweils der Umsetzung von
Stoff, Energie und Daten.
Diese Kapiteleinteilung entspricht einer
sehr plausibel erscheinenden Aufteilung der
Welt(beschreibung) in Materie, Energie und Information (siehe Ropohl,
21999), die mittels technischer Prozesse jeweils umgesetzt
werden. Dabei fehlen allerdings die Funktionen Transport und
Speicherung (etwa Stofftransport, Energieübertragung oder
Informationsspeicherung); die entsprechenden Techniken werden hier
unter Umsetzung subsumiert.
Es ist
natürlich nicht einfach, Denk- und Arbeitsweisen
eines so umfassenden und komplexen Bereichs wie der Technik in
schülergerechter Sprache zu beschreiben, und so fallen die
ersten Seiten des Einführungskapitels auch sprachlich unbeholfen
und gedanklich dürftig aus. Auf die Frage Was ist
Technik? wird u.a. in lapidaren Worten mitgeteilt: Technik
hat eine lange Geschichte, Technik wird immer schneller
entwickelt und: Technik verursacht Kosten und hat einen
Preis. Das ist sprachliches und gedankliches
Hauptschul-Niveau.
Nach der Feststellung, dass
jede Wissenschaft über eine eigene Fachsprache verfügt,
wird der Satz des Pythagoras (falsch) zitiert und (wahrheitswidrig)
behauptet, dass elektrische Widerstände von Stromstärken
durchflossen würden. Mit dem Satz: Es ist unmöglich,
alle Fachsprachen zu erlernen. Aber es gibt bestimmte Modelle, die in
allen technischen Wissenschaften verwendet werden können
sollen die Leserinnen und Leser offenbar auf die Erkenntnis
vorbereitet werden, dass die Technikwissenschaften wie alle
empirischen Wissenschaften mit Modellen der Wirklichkeit
arbeiten. Was dies mit der Unmöglichkeit, alle Fachsprachen zu
erlernen, zu tun hat, bleibt unklar. Die kurze Darstellung der
Technikgeschichte und der Hinweis auf die Verantwortung des
Technikers sind dagegen weniger anfechtbar, vielmehr gut begründet,
anschaulich und treffend.
Kapitel 2 (Stoff
umsetzende Systeme) und Kapitel 3 (Energie umsetzende
Systeme) sollen hier zu Gunsten von Kapitel 4 (Daten
umsetzende Systeme) übergangen werden. Ähnlich wie
bei Kapitel 1 stellt sich die Schwierigkeit, grundlegende Begriffe
(hier: Signale, Daten und Information) zu erläutern. Die Autoren
geben Informationen als codierte (verschlüsselte)
Daten aus, was ihrem eigenen Begriff von Codierung als Zuordnung
von Zeichen eines Systems zu den Zeichen eines anderen Systems
(S.184) widerspricht. Besser wäre es gewesen, Daten als die
Träger oder Darstellungen von
Information aufzufassen.
Anlässlich der Beschreibung des
Binärsystems wird nicht zwischen Bit (= Binärziffer,
großgeschrieben) und bit (= Einheit des Informationsmaßes,
kleingeschrieben) unterschieden; der Shannonsche
Informationsbegriff bleibt unerwähnt (hier wäre ein Hinweis
auf den Mathematik-Duden angebracht gewesen). Statt ASCII-Code
sollte es besser einfach ASCII heißen, denn im C ist Code
bereits enthalten.
Der Abschnitt Formale
Logik wäre treffender mit Digitale Schaltnetze
überschrieben worden, denn er handelt von NOR- und NAND-Gattern
etc. Es folgt eine anschauliche Beschreibung elektronischer
Bauelemente und Baugruppen sowie von Messverfahren und Messgeräten.
Die Datenverarbeitung ist in die Bereiche (1) Computertechnik, (2)
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie (3) Datenfernübertragung
gegliedert; zu Punkt (1) werden die Hardware-Bestandteile eines
Computersystems sowie die verschiedenen Arten von Software
(Betriebssystem, Anwendungssoftware) im Überblick eingängig
dargestellt.
Auf der beigefügten CD-ROM sind
multimedial aufbereitet und mit Suchfunktion versehen die
Buchinhalte sowie Ergänzungen und Weiterführungen (z.B.
Biografien) zu finden. Dazu ein Beispiel: Der Buchtext stellt (auf
S.213) zutreffend fest, dass die Analytical Engine von Charles
Babbage (17911871) als der erste programmgesteuerte
Rechenautomat zu gelten hat. Auf der CD-ROM finden sich weitere
Angaben zu Babbage, die allerdings teilweise sprachlich missglückt
(Rechenschritte berechnen) oder unfreiwillig komisch
(Tragisch ist, dass Babbage rund hundert Jahre zu früh
lebte), vor allem aber fehlerhaft sind. So war jener 1820 nicht
an der Gründung der Analytical Society, sondern der Astronomical
Society beteiligt, die erste Rechenmaschine hieß nicht
Differencial Engine, sondern Difference Engine und die ihr im Text
zugeschriebenen Eigenschaften (Steuerung mit Lochkarten usw.) kommen
der Analytical Engine zu (siehe LOG
IN, 18 (1998), H.2, S.65).
Dies sind
natürlich Kleinigkeiten, in ihrer Häufung jedoch ein Indiz
für die (geringe) Verlässlichkeit der anderen Teile des
Werks. Im Übrigen kann der Hinweis auf solche Fehler die
Schülerinnen und Schüler lehren, keiner Angabe weder
in Buch, CD-ROM noch WWW zu trauen, sondern jede Angabe durch
Heranziehung anderer Quellen abzusichern.
Zusammenfassend darf
festgestellt werden, dass das Werk hinreichende
Kritikfähigkeit vorausgesetzt ein brauchbares, reichlich
bebildertes und gut gegliedertes Technik-Kompendium für Schüler
des Sekundarbereichs I darstellt.
Rüdeger
Baumann
Literatur
Ropohl, G.:
Allgemeine Technologie Eine Systemtheorie der Technik.
München: Hanser, 21999.