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[2000]

 


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LOG IN 21 (2001) Heft 2

Rezensionen

 

Eder, Bernhard; Kodym, Willibald; Lechner, Franz: Reihe "Europäischer Computer-Führerschein". Modul 1: Computer ABC. Modul 2: Windows. Modul 3: Word. Modul 4: Excel. Modul 5: Access. Modul 6: PowerPoint. Modul 7: Internet. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor, 2001. ISBN 3-589-21662-X (Paket Modul 1-7). Insgesamt 848 S.; DM 199,- (inkl. 7 CD-ROMs).

 

    Es ist schon merkwürdig: Kaum einer weiß, was er bedeutet, aber alle wollen ihn haben. Die Rede ist vom ECDL, was "European Computer Driv- ing Licence" bedeutet bzw. "Europäischer Computer-Führerschein". Dieser "Führerschein" ist auf den ersten Blick eine umfangreiche Unternehmung, die aus sieben Modulen zum Umgang mit Computern besteht und bei jedem Modul nach einer Prüfung, die online abzulegen ist, zu einem europaweit anerkannten Zertifikat führt, wodurch sich die Chancen im Beruf erhöhen sollen – so weit die offizielle Version.

    Wo und wie kann man das alles lernen? Auf kostenpflichtigen Seminaren, die in authentifizierten Zentren durchgeführt werden und in denen auch die sieben Teilprüfungen abgelegt werden können. Allgemein gültig soll der ECDL sein und eben dazu befähigen, den Computer fach- und sachgerecht zu nutzen.

    Kein Wunder, dass sich auch Verlage bemühen, das ECDL-Wissen an den Mann oder die Frau zu bringen, in der Hoffnung, dass diese durch das Selbstlernen Kursgebühren sparen wollen und dafür das Geld für die Bücher ausgeben. Der Cornelsen-Verlag hat zu jedem Modul des ECDL ein Buch herausgegeben, wobei betont wird, dass die Inhalte genau auf die Bedürfnisse der "EinsteigerInnen" abgestimmt seien. "Vor allem die Erkenntnis, dass eigenes Arbeiten am PC mehr bringe als stundenlange theoretische Erklärungen, wird in diesen Büchern berücksichtigt." Schauen wir uns also in diesen Bänden um.

    Das erste Modul soll mit dem Arbeitsgerät Computer vertraut machen. "Computer ABC", so der Titel zu der offiziellen Modul-Bezeichnung "IT-Grundlagen". Was zuerst auffällt, ist das außergewöhnliche Layout des Bandes. Eine serifenlose 10-Punkt-mager-Schrift als Grundschrift und sehr eigenwillig gestaltete Überschriften wirken auffällig, aber nicht besonders harmonisch. Die Karikaturen der virtuellen Familie, die im Mittelpunkt aller Computerarbeit steht, passen sich dem allgemeinen Layout an. Die "Seiber-Familie" (Vater, Mutter, Tochter, Sohn) will sich einen Computer anschaffen, und hier werden dann allgemeine Begriffe informativ und humorvoll, in leichter, aber sachlich korrekter Weise vermittelt – ein unterhaltsamer Lehrgang über Einsatzmöglichkeiten, gesellschaftliche Veränderungen, Ergonomie, Software, Hardware, Datenschutz und Netzwerke. Erfreulich: Die Autoren bleiben wirklich allgemein, sodass die Leserin oder der Leser damit einen umfassenden Überblick gewinnt und fast unmerklich viele kleine Details rund um den Computer und seine Anwendungsmöglichkeiten lernt.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Band zum Modul "Information und Kommunikation", was schlicht mit dem Titel "Internet" versehen wurde. Zur Begründung wird dem Leser genannt, "[…] dass sich nur wenige unter dem Konvolut ,Information und Kommunikation` etwas Konkretes vorstellen können. ,Internet` dagegen ist ein Begriff, der mittlerweile das private und berufliche Leben von Millionen Menschen bestimmt, beeinflusst und prägt – positiv, aber leider auch negativ." Weiterhin wird erfreulicherweise festgestellt, dass der "Glaubenskrieg" zwischen Netscape und Microsoft nicht Gegenstand dieses Buches sei. "Diesen sollen die US-Behörden entscheiden […]." Recht haben sie, die Macher des Buches, und so werden alle notwendigen Begriffe des Internets erläutert, spielerisch wiederholt, humoristisch beschrieben und sachgerecht erklärt. Selbstverständlich werden Begriffe wie das WWW in den Mittelpunkt gerückt, doch es fehlt auch oft an der notwendigen Trennschärfe zwischen den Begriffen, aber das ist für eine sachgerechte Nutzung des Internets und seiner Dienste vorerst nicht von Belang.

    Was ist nun mit den anderen fünf Modulen, die den ECDL ausmachen, wie Textverarbeitung, Datenbanken, Kalkulationssoftware, Präsentation und Betriebssysteme? Die werden dann nicht mehr in dieser allgemeinen Bezeichnung geführt, sondern als "Word", "Excel", "Access" und "PowerPoint" bezeichnet, also streng einseitig produktbezogen. Das ist jedoch nicht die Schuld der Buchautoren, sondern hier müssen sie sich den Bedingungen des ECDL unterwerfen, die – unverständlicherweise – diese Produkte einer Firma in die Prüfungsmodalitäten bis hin zu merkwürdig internsten Tasten-Codes festgeschrieben haben. So sind auch die Autoren diesen Bedingungen ausgeliefert und gezwungen, ähnliche Produkte in den Beschreibungen ihrer Handhabung auszuklammern bzw. mit allgemeinen Hinweisen beispielsweise bei der Textverarbeitung nur sparsam umzugehen. MS-Word 2000 ist eben Prüfungsgegenstand, gleichgültig, ob diese Version morgen durch eine neue ersetzt wird und damit die beschriebenen Details zur Makulatur werden oder nicht.

    Deshalb wird an dieser Stelle verzichtet, die entsprechenden Bände zu besprechen. Zu vermerken ist nur, dass sich die Autoren weiterhin bemühen, in einem gleichen Stil wie in den anderen Bänden Anfänger behutsam an die Hand zu nehmen und ihnen die Klippen und Tücken des Produkts "Microsoft Office" in der Version 2000 nahe zu bringen und überwinden zu helfen. Die grundsätzlichen Probleme des ECDL sind selbstverständlich buchunabhängig und schmälern nicht die Qualität dieses Werkes. Insgesamt handelt es sich bei den sieben Bänden um eine Hilfe, die jedem Anfänger im Umgang mit Computern nützlich sein kann.

    Jeder Broschüre liegt eine CD bei, die im Prinzip die Druckversion noch einmal elektronisch darstellt. Dabei stellt man übrigens schnell fest, dass das Lesen in gedruckter Form doch wesentlich angenehmer ist als am Bildschirm.

Ingo-Rüdiger Peters