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LOG IN: 19 (1999) Heft 1

Intranet für die Schule

Der vermeintliche Gleichklang der Begriffe Internet und Intranet sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich bzgl. ihres Einsatzes um unterschiedliche Konzepte handelt. Der Begriff Intranet beschreibt einen geschlossenen Netzwerkkomplex innerhalb einer Einrichtung; zu anderen privaten oder öffentlichen Netzen bestehen keine oder nur entsprechend abgesicherte Verbindungen. Das Internet dagegen umfaßt den Zusammenschluß von öffentlich zugänglichen Netzwerken zu einer globalen Netzstruktur. Charakteristisch für das Intranet ist die Nutzung von Software und Funktionalitäten aus dem schon seit vielen Jahren erprobten Internet-Einsatz. Die Web-Browser bzw. -Server des Internet werden auch in der internen Vernetzung eingesetzt, was oftmals mit Kosteneinsparungen bei der Softwarebeschaffung – viele Produkte sind Freeware – aber auch mit geringeren Einarbeitungszeiten verbunden ist.

Das vorliegende Heft thematisiert den Aufbau und vor allem die Nutzung von Intranet für den schulischen Bereich. Im Vordergrund der Überlegung, ein Schul-Intranet aufzubauen, steht oft der Wunsch, Internet und lokales Netz zu einem Kommunikationsverbund zusammenwachsen zu lassen, Software und Daten beider Systeme gemeinsam zu nutzen. Die konsequente Weiterführung dieser Idee führt aber auch zu der Vision, daß ebenfalls Hardware-Komponenten von den Netzwerkteilnehmern nach Bedarf angefordert werden können. Wozu benötigt ein Arbeitsplatz eine Festplatte, wenn über schnelle Netze – wie z.B. ATM – zentrale Speichermedien in Nanosekunden erreicht werden können. Die Computer müssen im günstigsten Fall nicht mehr durch neue Systeme ersetzt werden; damit sind Kosteneinsparungen verbunden, für die jeder Schulträger dankbar sein müßte. Der sog. Netzcomputer – ein PC mit minimaler Hardwareausstattung, aber voller PC-Leistung scheint vor der Tür zu stehen. Aber auf der anderen Seite gehört das eben beschriebene Szenarium der Auslagerung von Rechnerkomponenten („dumme Terminals“)und der gemeinsamen Ressourcennutzung zu Konzepten von längst vergangenen DV-Zeiten. Bei aller Euphorie für neue oder wieder „aufgewärmte“ Technologien sollte daher ihr Sinn und Zweck hinterfragt werden, um für Schulen bedarfsgerechte und bezahlbare DV-Instrumentarien zur Verfügung zu stellen. „Was bringt die Intranet-Konzeption?, Können wir Kosten sparen?, Erschließen sich für uns neue Wege für eine interne Kommunikation?“ – diese Fragen lassen sich für Schulen nicht ohne weiteres positiv beantworten.

Die sinnvolle Nutzung von Intranet-Technologien hängt in Firmen auch von der jeweiligen Unternehmensstruktur ab – in Schulen ist das nicht anders. Wo konkrete Anforderungen von Schülern und Lehrkräften formuliert werden können, ist der Einsatz von geeigneten Werkzeugen zu prüfen. Wenn ein Intranet zum reinen Selbstzweck verkümmert, wird es seinen Möglichkeiten nicht gerecht! Die Erfahrungsberichte im vorliegenden Heft zeigen, daß es geboten scheint, die ersten Kontakte mit Intranet-Technologien vorsichtig anzugehen, denn wenn erst einmal Geld für Analysen, Beschaffungen, Installationen und Qualifizierung ausgegeben wurde, muß auch ein vorzeigbarer Nutzen nachgewiesen werden. Sicher ist es oftmals sinnvoll, zunächst mit kleineren Prototypen Erfahrungen zu sammeln. Sind die ersten sinnvollen Anwendungen entstanden, die unter Kolleginnen und Kollegen sowie den Schülern Akzeptanz finden, kommen Schulen leichter an Mittel zur Entwicklung weiterer Systeme. Und ebenfalls wichtig: Kann den Kolleginnen und Kollegen die Bedeutsamkeit und Funktionsweise eines Systems nicht ausreichend deutlich gemacht werden, so wird es in der Einführungsphase zu spürbaren Hemmnissen kommen. Konkret ist es Kolleginnen und Kollegen sicher nicht zuzumuten, HTML-Befehle zu pauken, um sie zu befähigen, Webseiten für ihr Fachgebiet zu erstellen. Hier gibt es kostenfreie und einfach zu bedienende Editoren (z.B. Netscape Composer und Mirosofts Frontpage Express), die nach kurzer Einarbeitungszeit zu guten Ergebnissen führen.

Wenn den Anwendern der persönliche Nutzen vergegenwärtigt werden soll, dann gehört dazu auch eine objektive Vermittlung von Vor- und Nachteilen des geplanten Intranets. Werden Vorteile übermäßig betont und kritische Betrachtungen spürbar vernachlässigt, dann vermittelt das nicht die notwendige Glaubwürdigkeit, die von Kollegen und Schulträgern für die Umstellung auf neue Verfahren und Abläufe eingefordert wird.
Für ein Schul-Intranet gibt es trotz dieser skeptischen Bemerkungen selbstverständlich viele Argumente, die ein Engagement lohnenswert erscheinen lassen:

Zentrale, für alle verfügbare Datenbasen,
Optimierung des Informationsflusses zwischen Lehrkräften, Schülern und Eltern,
Verwenden von schulinterner Mail und Internet-Mail über die gleiche Oberfläche,
Einheitliche Benutzeroberfläche durch oft kostenfreie Browser,
geringerer Aufwand für Schulungen, da Anwendungen in die WWW-Oberfläche integriert werden können,
Nutzung von integrierten Sicherheitsmechanismen.

Informatische Grundbildung, Informatikunterricht und die Nutzung von Computersystemen im Fachunterricht werden durch entsprechend gestaltete Intranet-Lösungen neue Impulse bekommen.

Jürgen Müller