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LOG IN: 18 (1998) Heft 6Multimedia

Snappen Sie doch mal


Im Multimediazeitalter wird die Bilderwelt immer zwingender und notwendiger. Man will sich optisch mitteilen, will zeigen, wo man ist, wer man ist, was man hat. Die Bildergalerien im Internet werden immer gigantischer, jeder stellt sich und seine Umwelt dar. Da scheinen Digitalkameras geradezu eine technische Notwendigkeit zu sein, Scanner werden immer preiswerter, und Drucker immer perfekter im Ausdruck dieser bunten Bilderwelt. Printmedien nehmen für das aktuelle Tagesgeschäft nur noch Digitalbilder an, denn Schnelligkeit und Aktualität können komplizierte chemische Bildanfertigungen nicht mehr zulassen. So feiert die digitale Bildverarbeitung Triumphe mit für jedermann bezahlbarer komplexer Bildbearbeitungs-Software, die der Bildmanipulation kaum mehr Grenzen setzt.

Für die Schule scheint sich hier die Welt zu verschließen: Erschwingliche Digitalkameras sind qualitativ zu schlecht, Billigscanner müssen ebenfalls Tribut an die Qualität zollen. Außerdem müssen vor dem Scannen die Bilder noch teuer hergestellt werden. Was also tun, um auch mitspielen zu können auf dem weiten Feld der bunten Aktualität?

Video-Framegrabber

SNAPPY scheint hier der Stein der Weisen zu sein. SNAPPY ist nichts anderes als ein computerunabhängiger Video-Framegrabber, der in der Lage ist, normale Videobilder zu digitalisieren. Vom Fernseher oder von der eigenen Videokamera können so Bilder in den Computer geholt und bearbeitet werden. SNAPPY hat darüber hinaus den Vorteil, leicht auf jedem PC installierbar zu sein, denn das kleine Gerät, das in der Schultasche keinen großen Raum einnimmt, wird einfach an die parallele Schnittstelle aufgesteckt. Die dazu gehörige SNAPSHOT-Software ist von der CD schnell installiert, und innerhalb kürzester Zeit kann man mit dem Einfangen der Schnappschüsse beginnen. Die Software simuliert auf dem Bildschirm einen Preview-Bildschirm, auf dem man in Schwarzweiß ein undeutliches Vorschaubild sieht, das pro Sekunde zweimal generiert wird. Der Druck auf den SNAP-Button führt zum Rätselraten, welches Bild man tatsächlich eingefangen hat, denn man kann das Video nicht separat stoppen. Doch zum Verzagen ist kein Grund, denn man kann das Video ja wieder zurückspulen und hat einen (oder mehrere) weitere Versuche frei. Die Qualität der Bilder ist beeindruckend: Die Auflösung beträgt 1500ö1125 in True Color, was sonst nur teure Digitalkameras richtig können. Damit wird ein .BMP-Bild mit 901 Kbyte produziert, das allerdings auch im komprimierten JPEG-Format gespeichert werden kann. Schon in der SNAP-Software läßt sich das Bild bearbeiten, aber die mitgelieferte Bildbearbeitungssoftware Adobe Photo de luxe und Kai Power Goo schaffen unendliche kreative Möglichkeiten. Aber auch jede andere Bildbearbeitungssoftware läßt sich hier benutzen, wie z.B. Paintshop Pro oder PhotoPaint oder oder oder.

Der Vorteil des Framegrabbing liegt auf der Hand: Mit der eigenen lichtstarken Videokamera ist man weitgehend unabhängig von Blitzlicht und ungünstigen Lichtverhältnissen. Über Videokameras verfügen schon viele Privathaushalte. Die Aufnahme ist schnell gemacht und dann auch schnell digitalisert. Jeder Computer steht zur Verfügung, keine komplizierte Montage ist notwendig. Damit steht den Lehrkräften und den Schülern ein einfaches aber qualitativ überzeugendes Hilfsmittel zur digitalen Bildherstellung zur Verfügung.

Fernseher auf dem Bildschirm

Eine weitere Losung zum gleichen Problem ist zwar gerätegebunden aber ähnlich komfortabel. Die All-In-Wonder Plus Grafikkarte von ATI verhilft nicht nur zum eigenen Fernseher auf dem Bildschirm, sondern auch zum komplexen Aufnahmegerät für Videostrips und Snap-Shots – und das aus jeder PAL-Videoquelle. In Verbindung mit einer Soundkarte läßt sich jede Videoquelle auf der (genügend großen) Festplatte digital speichern und steht dann zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Abgesehen von der Bewegtbild-Aufzeichnung ist die Standbildaufzeichnung noch komfortabler als bei SNAPPY. Alle auf einfachen Knopfdruck "gesnappten" Standbilder aus einem Bildstrom werden separat in einem Strip dargestellt. Bei Beendigung der Aufzeichnung wird jedes Bild hinsichtlich seiner Speicherungsmöglichkeiten separat abgefragt. Das Datenformat ist beliebig wählbar und die Qualität überzeugend. Antennen- und Kabelanschluß eröffnen die Welt der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehkanäle und der Video-Eingangsbereich erlaubt, herkömmliche Videoquellen aller Art anzuschließen. Videorecorder oder -kamera mit S-VHS oder Hi8-Anschluß und auch herkömmliche Quellen stehen dem Nutzer zur Verfügung. Zusätzlich lassen sich die digitalen Bilder auch wieder auf die Videoquelle zurückspielen.

Steht dann noch die entsprechende Videobearbeitungssoftware zur Verfügung, wie z.B. Adobe Premiere oder eine entsprechende Bildbearbeitungssoftware für Standbilder, sind der Kreativität und der künstlerischen Gestaltungsmöglichkeit kaum mehr Grenzen gesetzt. Die Schülerzeitung wird mit aktuellen Bildern versehen, Schülerausweise werden mit Bildern hergestellt und aktualisiert, der Kunstunterricht kann neue Dimensionen erschließen und die Video-AG an der Schule sieht neue Dimensionen in der Videogestaltung, die vorher aufwendig und teuer gewesen wäre. Schule ist mit diesen verhältnismäßig preiswerten Zusatzteilen zum Multimediacomputer nicht mehr abgekoppelt vom professionellen Bildgeschehen. Digitaliserung von Bildern ist damit keine Utopie im Zeitalter schwindender Mittel. Nachteil der All-In-Wonder-Card ist einzig, daß sie gerätegebunden ist, während SNAPPY überall einsetzbar ist. Wer Unterrichtserfahrung mit entsprechender Hard- und -software einbringen kann, ist aufgerufen, sie hier allen Leserinnen und Lesern zur Verfügung zu stellen. Denn wann immer von neuen Medien in der Schule gesprochen wird, hier kann sie zur Realität werden.

Bezugsquellen:
Ingo-Rüdiger Peters