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LOG IN: 18 (1998) Heft 5Computer & Anwendungen

Aktuelles Lexikon


WWW-Server

Viele PC-Anwender mit Internet-Zugang verbinden mit dem Begriff "WWW-Server" eine Art Großrechner, auf dem die Daten liegen, die im Internet zu sehen sind. Ein WWW-Server ist jedoch nur eine gar nicht besonders große Software, die im Prinzip auf jedem Rechner laufen kann, also nicht nur auf Server-Rechnern im Internet, sondern auch auf jedem PC. Es ist nicht einmal eine Internet-Verbindung erforderlich, um einen WWW-Server zu betreiben. Es muß lediglich ein "TCP/IP-Socket" vorhanden sein (unter MS-Windows ist das zum Beispiel die WINSOCK. DLL). Wer bereits einen funktionierenden Internet-Zugang hat, der hat auch schon alle Voraussetzungen erfüllt, um einen WWW-Server offline und ohne Verbindungskosten zu betreiben. WWW-Browser und WWW-Server laufen dann auf demselben Rechner, können aber so miteinander kommunizieren, wie es bei Online-Verbindungen ins Internet üblich ist.

Offline-Betrieb von Servern

Wer auf einem PC eine CGI-Schnittstelle (vgl. LOG IN 3/4’97, S. 100-101) betreiben möchte, sollte in jedem Fall einen eigenen WWW-Server installieren. Denn CGI funktioniert nur, wenn ein WWW-Server vorhanden ist. Vieles, was im WWW mit CGI möglich ist, kann dann auch lokal auf dem PC realisiert werden. Die CGI-Scripts können während der Erstellungsphase in Ruhe und ohne Online-Kosten ausgetestet werden. Zudem hat dies den Vorteil, ein Gefühl für die Zusammenhänge zwischen WWW-Browser und WWW-Server zu erlangen.

Auch für einen Provider, der eine Standverbindung ins Internet hat und einen öffentlich zugänglichen WWW-Server betreibt, ist es sinnvoll, auf einem separaten Arbeitsrechner einen lokalen WWW-Server einzurichten. So wird der öffentliche Rechner nicht belastet, während die CGI-Scripts erstellt und ausgetest werden.

Wenn lokal auf einem Rechner ein WWW-Server eingericht wird, bedeutet das nicht, daß von nun an weltweit jeder Internet-Anwender auf diesem Rechner Daten abrufen kann. Damit ein Rechner zu einem öffentlichen Internet-Server-Rechner wird, muß der Rechner eine öffentlich gültige IP-Adresse besitzen und eine festgelegte Anbindung an einen anderen öffentlichen Server-Rechner haben. Das ist bei einem lokal installierten WWW-Server nicht der Fall.

Ein lokal installierter WWW-Server beeinträchtigt den möglicherweise bereits vorhandenen Internet-Zugang nicht. Er benutzt lediglich das TCP/IP-Protokoll dieses Rechners (z.B. die WINSOCK. DLL). Einstellungen, die für die Online-Verbindung ins Internet wichtig sind, interessieren einen offline installierten WWW-Server nicht und können deshalb unverändert bleiben.

Produkte für verschiedenePlattformen

Erfreulicherweise gibt es im Internet verschiedene WWW-Server zum Herunterladen, die Freeware oder Shareware sind, d.h. diese Produkte kosten nichts oder erfordern nach einer kostenfreien Testphase eine – zumeist – geringe Registriergebühr. Zum lokalen Einsatz sind solche Produkte völlig ausreichend. Die folgende Auswahl ist nicht vollständig, sondern beschränkt sich auf besonders geeignete Produkte.

WWW-Server für MS Windows

OmniHTTPd
Freeware, läuft unter Windows 95 und Windows NT – besonders empfehlenswert, da er über alle Features verfügt und einfach einzurichten ist.
Xitami
Freeware für verschiedene Plattformen, auch für Windows 95, Windows NT und Windows 3.1 – besonders empfehlenswert, da er über alle Features verfügt und einfach einzurichten ist. Für Windows 3.1 gibt es jedoch derzeit noch keine CGI-Unterstützung.
FolkWeb
Shareware, läuft unter Windows 95 und Windows NT – empfehlenswert, da er über alle Features verfügt und neben CGI auch die Microsoft ISAPI-Schnittstelle für Scripts und Programme im WWW unterstützt.
WinHTTPd
Shareware, läuft unter Windows 3.1, Windows für Workgroups 3.11 und ist recht simpel zu betreiben.

WWW-Server für Macintosh

Quid Pro Quo
Freeware für 68xxx-Prozessoren oder höher und alle Power Macs ab System 7.5 – besonders empfehlenswert, da er über alle Features verfügt und sehr einfach einzurichten ist.
WebStar
Freeware für 68030-Prozessoren oder höher – sehr empfehlenswert, da er über alle Features verfügt.

WWW-Server für OS/2

Xitami
Freeware für verschiedene Plattformen, auch für OS/2 – sehr empfehlenswert, da er über alle Features verfügt.
Apache
Freeware, die OS/2-Version des UNIX-Servers – sehr empfehlenswert, da er über alle Features verfügt.

WWW-Server für UNIX und UNIX-Derivate

Apache
Freeware, C-Source-Code, der am eigenen System compiliert werden kann. Sehr empfehlenswert, da er über alle Features verfügt. Apache gilt derzeit als einer der führenden Web-Server für öffentliche Internet-Server-Rechner, kann aber auch problemlos lokal betrieben werden.
Xitami
Freeware für verschiedene Plattformen, auch für UNIX und UNIX-Derivate – C-Source-Code, der am eigenen System compiliert werden kann. Sehr empfehlenswert, da er über alle Features verfügt.

Grundeinstellungen für lokalen Betrieb

Ein WWW-Server ist kein Programm mit "Arbeitsoberfläche". Der Server-Betrieb wird durch den Aufruf der ausführbaren Programmdatei gestartet. Der jeweilige WWW-Browser ist dann in der Lage, mit diesem Server auf dem Rechner zu kommunizieren, genau so, wie der Browser mit jedem öffentlichen WWW-Server kommunizieren kann. Bevor das richtig funktioniert, muß der WWW-Server jedoch entspechend eingerichtet werden, d.h. es müssen wichtige Grundeinstellungen vorgenommen werden.

Einige WWW-Server können nach dem Starten dialoggesteuert eingerichtet werden (z.B. OmniHTTPd für Windows oder QuidProQuo für Macintosh); bei anderen Produkten ist der Web-Server vor dem Start durch Editieren von Konfigurationsdateien einzurichten. Es ist zu empfehlen, im Zweifelsfall nach der Installation des Web-Servers in dessen Programmverzeichnis nach Hilfedateien zu suchen. Dort sollte dokumentiert sein, wie dieser Web-Server eingerichtet werden kann. Alle Einstellungen bleiben auf jeden Fall gespeichert. Wenn der WWW-Server also erst einmal funktioniert, ist er nur noch durch Starten und Beenden der Programmdatei ein- und auszuschalten.

Folgende wichtige Daten sind entweder nach Wunsch oder nach Vorgabe einzustellen:

IP-Adresse des Servers.
Für den lokalen Betrieb muß hier normalerweise die reservierte IP-Adresse 127.0.0.1 oder die Namensadresse localhost eingetragen werden. Wenn beide Angaben nicht funktionieren, ist es ratsam, in den Hilfedateien entsprechende Informationen aufzusuchen oder sich mit dem Produktanbieter des WWW-Servers über dessen Homepage (nach E-Mail-Adresse suchen!) in Verbindung zu setzen. Wenn die Angaben funktionieren, können im WWW-Browser nach Einschalten des WWW-Servers lokal gespeicherte HTML-Dateien über die Internet-Adressen http://127.0.0.1/ oderhttp://localhost/ aufgerufen werden.
Port des Servers.
Dabei ist normalerweise 80 einzutragen. Ports sind Nummern für Internet-Dienste. Für den Internet-Dienst FTP ist beispielsweise 21 die übliche Portnummer, für den WWW-Dienst ist es 80. Sicherheitshalber sollte jedoch in der Dokumentation des WWW-Servers nachgelesen werden, welche Nummer hier einzutragen ist.
Stammverzeichnis für HTML-Dateien.
Dabei ist entsprechend der Syntax des jeweils verwendeten Betriebssystems der Pfadname anzugeben, unterhalb dessen sich die lokalen HTML-Dateien befinden. Wer MS-Windows benutzt, könnte beispielsweise c:\www\daten eingeben – je nachdem, wo die lokale HTML-Einstiegsdatei abgelegt wurde. Oder gibt es z.B. im Stammverzeichnis eine Datei myhome.htm, könnte diese Datei bei eingeschaltetem WWW-Server mit dem WWW-Browser via HTTP-Protokoll durch Eingabe von http://127.0.0.1/myhome.htm bzw. http://localhost/myhome. htm aufgerufen werden.
Default-HTML-Dateiname für Verzeichnisse.
Die verbreitetsten Namen dafür sind index.html oder index.htm. Wenn es eine HTML-Datei mit dem entsprechenden Namen in einem Verzeichnis gibt, genügt als URL-Adresse beispielsweise http:// 127.0.0.01/verzeichnis/, wobei dann http://127.0.0.01/verzeichnis/index.html aufgerufen wird.
Stammverzeichnis und virtuelles Verzeichnis für CGI-Scripts.
Als Stammverzeichnis muß entsprechend der Syntax des benutzten Betriebssystems der Pfadname des Verzeichnisses angegeben werden, in dem die ausführbaren CGI-Scripts abgelegt wurden. Der übliche Verzeichnisname dafür ist cgi-bin. Wer beispielsweise MS-Windows benutzt, könnte hier c:\www\cgi-bin eingeben. Das betreffende Verzeichnis allerdings stets vom Anwender selbst erstellt werden. Außerdem muß bei den meisten WWW-Servern ein virtuelles CGI-Verzeichnis angegeben werden, am besten mit /cgi-bin. Wird dann beispielsweise ein PERL-Script namens guestbook.pl in dem CGI-Verzeichnis abgelegt, kann es mit http://127.0.0.1/cgi-bin/guestbook.plbzw.http://localhost/cgi-bin/guestbook.plausgeführt werden.
PERL-Interpreter und andere Interpreter.
Um PERL-Scripts als CGI-Scripts ausführen zu können, muß der vollständige Pfadname der ausführbaren PERL-Interpreter-Datei angegeben werden; unter MS-Windows beispielsweise c:\www\perl\bin\perl. exe, je nachdem, wo sich die ausführbare Programmdatei befindet. Dazu muß PERL bzw. der PERL-Interpreter installiert sein.
Log-Dateien.
Die meisten WWW-Server führen "Logbücher" über alle HTTP-Zugriffe auf Dateien oder CGI-Programme. Das sind die standardisierten Log-Dateien. Es gibt drei wichtige Log-Dateien: eine für die Protokollierung der Zugriffe (access.log), eine für die Protokollierung der Herkunftsadressen (referrer.log) und eine für Fehlerprotokollierung (error.log). Es ist zu empfehlen, diese typischen Namen einzutragen. Diese Dateien können übrigens jederzeit mit einem Dateibetrachter oder Texteditor aufgerufen werden.
Timeouts.
Es gibt zeitliche Grenzwerte dafür, wie lange der WWW-Browser auf eine Antwort vom Server warten und wie lange der Server versuchen soll, Daten an den WWW-Browser zu schicken. Die Angaben erfolgen in der Regel in Form von Millisekunden. Bewährt hat sich z.B. für Senden und Empfangen der Wert 60000 (= eine Minute).
Mime-Typen.
Mime-Typen legen in diesem Zusammenhang die Dateiformate fest, die der WWW-Server kennt und bereit ist, an den aufrufenden WWW-Browser zu übertragen. Andere Dateitypen als die hier angegebenen sendet der Server nicht. Normalerweise sind bereits alle wichtigen Dateitypen vorkonfiguriert. Um einen bestimmten Dateityp (z.B. Excel-Dateien) hinzuzufügen, müssen ein Mime-Type-Namen (z.B application/ ms-excel) und eine typische Dateinamen-Endung (z.B. .xls) angegeben werden. Dann ist der Server bereit, solche Dateien an den WWW-Browser zu übertragen. Der Browser muß natürlich wissen, was er mit dem betreffenden Dateityp tun soll.

Es gibt zwar noch weitere Einstellmöglichkeiten. Wenn jedoch die oben genannten Einstellungen korrekt vorgenommen wurden, sollte der WWW-Server für den lokalen Betrieb betriebsbereit sein.

Proxy-Server

Häufig abgerufene WWW-Seiten werden von vielen Providern im WWW auf sogenannten Proxy-Servern gespeichert. Anwender, die einen solchen Proxy-Server kennen, können diesen in ihrem WWW-Browser einstellen. Dadurch holt sich der WWW-Browser WWW-Seiten, die auf dem Proxy-Server gespeichert sind, gleich von dort und nicht vom Original-Server. Das spart in vielen Fällen Leitungswege und Ressourcen, und die Übertragung der Daten an den aufrufenden WWW-Browser geht meist schneller. Ein Nachteil dabei ist jedoch, daß dem Anwender noch Daten vom Proxy-Server angezeigt werden, während auf dem WWW-Server, wo die Daten im Original liegen, bereits – möglicherweise – neue Updates liegen. Mit Hilfe einer Meta-Information kann dann erzwungen werden, daß der Server-Rechner dem WWW-Browser befiehlt, sich die Daten nicht von einem Proxy-Server zu holen, sondern immer vom Original-Server. Das ist allerdings nur dann zu empfehlen, wenn die Daten einer HTML-Datei häufig geändert und neu ins WWW hochgeladen werden.

Stefan Münz

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Informationsdatei "HTML-Dateien selbst erstellen – das Kompendium für Entwickler von WWW-Seiten" entnommen. Das Dokument liegt z.Z. in der Version 7.0 vor und ist u.a. zu finden unter der URL www.netzwelt.com/selfhtml/