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[Picture] LOG IN: 15 (1995) Heft 5/6: Diskussion

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Anlage 1

Informatik - Grundpositionen eines Schulfaches

Insgesamt gehen wir davon aus, daß die Informatik und damit verbunden ein entsprechendes Schulfach im Zeitalter der Informationsgesellschaft einen festen Platz im Konzept der Allgemeinbildung braucht. Dazu ist es erforderlich, die fachliche Linienführung ähnlich der anderer Fächer zu stabilisieren. Wir treten dafür ein, durch eine größere Vielfalt im Angebot an Allgemeinbildung solche Rahmenbedingungen zu schaffen, die neuen Momenten in Bildung und Erziehung in der gesamten Bildungslandschaft mehr Raum geben.

(1) Informatik wurde als Fach seit den 70iger/80iger Jahren vor allem in der Sekundarstufe II eingeführt. Dabei standen vor allem der Computer und die Programmierung (mit imperativen Sprachen) im Zentrum der entsprechenden Curricula. Betrachten wir Informatik als maschinelle Informationsverarbeitung sowie deren Perspektiven, bietet sie letztlich

  • den Raum für die Ausprägung von Denkweisen und Arbeitsmethoden beim Umgang mit informationellen Prozessen,
  • die Chance für eine Brücke zwischen Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Technik, insbesondere durch die Behandlung informationeller Prozesse,
  • die Basis für das Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen von Informatiksystemen,

das Umfeld zur Behandlung grundsätzlicher Wirkprinzipien, Paradigmen und Entwicklungstendenzen sowie zur Beherrschung geeigneter Werkzeuge.

Frage: Was spricht für bzw. gegen eine informatische Bildung in der Sekundarstufe I in allen Schularten?

(2) Die Inhalte des Faches befinden sich seit der Einführung in einem ständigen Wandel. Allerdings lag zuerst mehr ein "Sprachenstreit" innerhalb einer Sprachklasse zu Grunde, bevor auch andere Paradigmen eine Rolle spielten. Zu wenig wurden Grundbegriffe und erst recht nicht eine entwicklungsunabhängige Systematik des Faches ausgearbeitet. Diesem Aspekt gebührt die vorrangige Aufmerksamkeit der gegenwärtigen didaktischen Diskussion.

(2.1) Es kann keine Übertragung der wissenschaftlichen Systematik auf das Schulfach Informatik und auf informatische Bildung überhaupt geben. Seitens der Gegenstände des Faches und dessen Methoden ist das zu unterscheiden. Die informatische Bildung muß die ihr zu Grunde liegenden Prinzipien herausstellen und eine übergreifende Linienführung von der ITG bis zum Computereinsatz im Fachunterricht ausarbeiten. In diesem Kontext hat das Schulfach Informatik die Pflicht, Sachkenntnis zu geeigneten Grundbegriffen zu erzeugen.

(2.2) Die fundamentalen Ideen des Informatikunterrichts könnten die Basis der weiteren fachdidaktischen Überlegungen zu einem stabilen Kern einer künftigen Schulinformatik bilden. Möglicherweise sind sie geeignet, als Leitfaden für eine Fachsystematik ausgeweitet zu werden.

(2.3) Die moderne Entwicklung des Fachgebietes verlangt, offensichtlich immer neue Inhalte in den Unterricht einzubeziehen, um in der Schule nicht an der Aktualität vorbei auszubilden. Bei richtiger Besinnung auf die grundlegenden Ziele der Allgemeinbildung und ihrer Übertragung auf das Schulfach Informatik sollte eine Festschreibung gewisser Basisinhalte, die nicht an neueste Produkte geknüpft sind, sinnvoll und auch dringend notwendig sein.

Frage: Gelingt es, den fachlichen Gegenstand des Schulfaches zu bestimmen und relativ unabhängig vom Schulalter zu beschreiben?

(3) Informatik hat in der Allgemeinbildung erst recht einen festen Platz, wenn man das Schulfach nicht nur als fachlichen Aspekt betrachtet. Im Rahmen des Unterrichts werden Arbeitsmethoden entwickelt und gefestigt, deren Bedeutung für den Schüler zu wenig beachtet wird. Das betrifft z.B. handlungsorientiertes Lernen/experimentelles Arbeiten, Gruppenarbeit/Projekt als Arbeitsformen, Präzision/Genauigkeit im Arbeitsablauf, Arbeit mit computergestützten Lernumgebungen.

Frage: Schaffte die Entwicklung der Software eine neue Stufe in der Sach- und Methodenkompetenz bei Schülern?

(4) Der Maßstab für Innovationen in der Schule war nie der aktueller Unterricht, er kann und darf das auch nicht sein. Eher sind vorhandene Curricula prinzipiell auf ihren fachlichen und methodologischen Beitrag für die Allgemeinbildung zu prüfen. Wenn in allen Fächern die Frage der Notwendigkeit einzelner Inhalte nicht immer wieder gestellt würde, würden fachimmanente Neuentwicklungen gebremst. Gerade deshalb muß auch außerhalb des festgefahrenen Fächerkanons Raum für neue Inhalte in gleichartigen Unterrichtsformen sein.

Frage: Kann ein Schulfach Informatik so ausgearbeitet werden, daß es sich nahtlos in den vorhandenen Fächerkanon und in Ansätze zur integrativen Bildung einordnet?

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