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Informatikausbildung in SachsenDas Fach Informatik in Mittelschule und GymnasiumAusgehend vom Schulgesetz des Freistaates Sachsen und den im Zusammenhang mit der Lehrplanerarbeitung entstandenen Meinungen zum Erziehungs- und Bildungsauftrag in den jeweiligen Schularten zum Gegenstand einer Informatikbildung in der sächsischen Schule und den vorhandenen Erfahrungen und Empfehlungen sind die Lehrpläne für das Fach "Informatik" für die Mittelschule und das Gymnasium entstanden. Im Zusammenhang mit den nicht ganz leichten Aufgaben bei der Umsetzung dieser Pläne scheint aus unserer Sicht eine etwas differenziertere Äußerung zu den Absichten im Rahmen informatischer Bildung erforderlich. Gleichzeitig sind einige Aspekte der Realisierung der Pläne etwas genauer zu betrachten. Es soll dabei zuerst herausgestellt werden, daß die durch die Festlegungen in der Stundentafel der Mittelschule geschaffenen Möglichkeiten sehr gut geeignet sind, moderne Auffassungen informatischer Bildung in unseren Schulen umzusetzen. Hier werden auch im Vergleich zu den alten Bundesländern völlig neue Wege beschritten, die eventuell geeignet sind, einen festgeschriebenen Stand zu verändern. In gleicher Weise kann das leider nicht für das Gymnasium gesagt werden. Die hier gemachten Vorgaben entsprechen im wesentlichen dem nationalen und internationalen Standard und sind für die Verwirklichung vertiefter informatischer Bildung vorerst geeignet. Natürlich ist heute noch nicht zu sagen, wie moderne Technologien in den nächsten Jahren zu drastischen Veränderungen im gesamten Fächerkonzept der jetzigen Schule führen und eine höhere integrative Vermittlung der Bildungsinhalte erforderlich machen wird. Die Schwächen einer zu engen Fachsicht werden in den gegenwärtigen Diskussionen um die inhaltliche Orientierung der Sekundarstufe I am Gymnasium besonders deutlich. Um so dringender ist die Bestimmung allgemeiner informatischer Bildungsziele voranzutreiben und ein relativer Bestand an Informatikwissen und Können für die allgemeinbildende Schule festzuschreiben. Orientiert man sich an den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen sowie am für das Gymnasium beschriebenen Erziehungs- und Bildungsauftrag, scheinen einige dort angestrebte Ziele allerdings so nicht erreichbar. Wenn das Gymnasium seinen Bildungsschwerpunkt im intellektuellen Bereich haben soll, wenn die Wirklichkeit in vielfältigen Dimensionen erschlossen werden soll, wenn zur Auseinandersetzung mit komplexen Denksystemen angeleitet und Anwendungs- und Handlungsmöglichkeiten vertieft werden sollen und dies im Rahmen eines wissenschaftsorientierten Lernens, das durch Systematisierung, Problemlösungsstrategien und Methodenbewußtsein gekennzeichnet ist, dann entsteht doch die Frage, warum die Beschäftigung mit der Informatik ins Abseits gedrängt wird. Analysiert man gegenwärtige Diskussionen zu diesem Thema, kann man feststellen, daß diese sehr intensiv auf die neuen Notwendigkeiten und Möglichkeiten der stärkeren Nutzung moderner Technologien in der Bildung hinweisen. Anders ist doch ein Weg hin zu einer den künftigen Entwicklungen entsprechenden Schule nicht zu bewältigen. Daß es neue Fächer dort immer schwer haben und in ihrer Begründung stärker gefordert werden als etablierte Fachgebiete, hat sich in der historischen Entwicklung der Inhaltskonzepte von Schulen immer wieder gezeigt. Das zeigt sich auch in der gegenwärtigen Phase der Umgestaltung der Informatiklehrpläne in anderen Bundesländern. Im Mittelpunkt stehen dort Schwerpunkte, die sich durch folgende Ziele beschreiben lassen:
Damit sind Bildungsangebote formuliert, die in eine andere Richtung gehen, als landläufige Auffassungen es von einem überzogenen Programmierkurs als Informatikunterricht vermuten lassen. Die Diskussion um den Platz der Informatik in der allgemeinbildenden Schule ist trotz oder gerade wegen des zur Zeit laufenden Informatikunterrichts aktueller denn je. Dabei stehen die Wünsche der Schüler und Eltern nicht immer in Einklang mit den Ansichten der Schuladministration. Wenn wir die Frage nach den Beiträgen der Informatik zur Allgemeinbildung genauer beleuchten, sollten wir von der Auffassung ausgehen, daß sich Informatik in Schule und Hochschule grundlegend unterscheiden müssen. Solange nur zeitlich versetzt ähnliche Inhalte geboten werden, wird es die Informatik immer schwer haben, sich als eigenständiges Fach zu etablieren. Gerade das ist im Spektrum des vorhandenen Fachunterrichts an den Schulen aber notwendig, soll das Gedankengut in richtiger Weise in eine zukunftsträchtige Allgemeinbildung integriert werden. Die Informatik muß sich, will sie als Schulfach Bestand haben, auf ihren eigenen Fachgegenstand beziehen und die dafür festzuschreibenden Inhalte herausarbeiten. Das müssen allerdings dann auch Themen sein, die dieser Disziplin unmittelbar entstammen oder deren Bildungswert ausmachen. Es besteht gegenwärtig eine gewisse Gefahr, daß das Unterrichtsfach Informatik eine Ersatzfunktion für Gegenstände erfüllen soll, die vielleicht besser in anderen Fächern anzusiedeln wären. So kann es keine allein tragfähige Richtung sein, unter Betonung einer starken Gesellschaftsorientierung, die doch mehr aus pragmatischen Gründen entstanden ist, eine neue Begründung dieses Faches zu versuchen. Das Anliegen eines jeden Unterrichtsfaches sollte doch darin bestehen, einen spezifischen Beitrag zu einigen gesellschaftlichen Aspekten der Allgemeinbildung zu leisten. Das gilt in gleicher Weise für die Informatik, wie auch für alle anderen Fächer. Bei den Überlegungen zum Lehrplan waren ausgehend von dieser Zielbestimmung folgende Aspekte der Gestaltung von Informatikbildung im Mittelpunkt der Betrachtungen:
Mit dem Blick auf diese Teilbereiche, auf unterschiedliche Schularten und Klassenstufen wird sich ein Unterrichtsfach Informatik einen eigenen festen Platz erst noch erstreiten müssen. Ein Erfolg wird davon abhängen, wie es gelingt, die Gegenstände der Informatik für die Allgemeinbildung aufzubereiten. Die neuen Lehrpläne für Sachsen sind unter der Blickrichtung entstanden, im Sinne einer neuen Sicht auf informatische Bildung von Schülern einen modernen Weg zu gehen. Das birgt sicher aus verschiedenen Gründen eine Reihe von Schwierigkeiten in sich. Insgesamt hat der Unterricht im Fach Informatik ein Grundverständnis für Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes der Computertechnik zu vermitteln und Anwendungen in ihrer Komplexität zu behandeln. Er ordnet sich in seinem Grundanliegen in das Konzept der informationstechnischen Grundbildung ein. Aus den dargestellten Rahmenbedingungen ergeben sich folgende grundlegende Ziele:
In den Profilbereichen der Mittelschulen sind die Ziele und Grundsätze in geeigneter Weise umzusetzen. Dabei geht es in diesem Rahmen vor allem darum, ein Grundverständnis für die Probleme des Einsatzes moderner Informationstechnologien zu erzeugen, deren Auswirkungen zu beurteilen und Grundfertigkeiten in der Handhabung von Hard- und Software zu vermitteln. Die Schüler sollen mit Computern vor allem aus Anwendersicht vertraut gemacht werden und entsprechendes Grundwissen erwerben. Das kann immer in einer engen Verbindung zum jeweiligen Profilbereich geschehen, einmal durch die generelle Themenauswahl, zum anderen durch angepaßte Beispiele. Bei der didaktischen Umsetzung der Ziele des Unterrichts in den Mittelschulen Sachsens sind für die Auswahl der Unterrichtsgegenstände folgende Grundsätze zu beachten:
In den jeweiligen Teilabschnitten dieses Lehrplans werden neben inhaltlichen Schwerpunkten auch methodische Aspekte aufgezeigt. Die Überlegungen gehen davon aus, daß bestimmte Grundsätze der Erteilung von Informatikunterricht beachtet werden. Insbesondere stehen folgende Themen zur Auswahl:
Im Gymnasium unterteilt sich informatische Bildung in das Fach "Informatik" in Klasse 7 und den Grundkurs "Informatik" im Wahlbereich der Klassen 11 und 12. Es ist das Anliegen dieser Fächer, nach einer Einführung auch vertiefende Themen anzubieten, um so günstige Voraussetzungen für ein Hochschulstudium bzw. für das Berufsleben zu schaffen. Dabei muß beachtet werden, daß Schüler nur in der Klasse 7 diesen Unterricht im Rahmen ihrer Pflichtstunden erhalten. Der Grundkurs wird nach verschiedenen Motiven gewählt und sicher nicht von allen Schülern besucht werden, wobei es an nicht wenigen Schulen mehr als die Hälfte der Schüler sind. Falls es die Gegebenheiten an der Schule zulassen, sollte den Schülern in den Klassen 8, 9 und/oder 10 ein Unterricht in einem Wahlfach Informatik mit Themen aus den Gebieten Problemlösung mittels einer Programmiersprache oder Bearbeitung von Alltagsaufgaben mit Standardsoftware angeboten werden. Den Ablauf zeigt folgende Übersicht:
Die didaktische Aufbereitung der Themen ist an den Ansprüchen einer gymnasialen Bildung zu orientieren. Auf den Erwerb entsprechender Fertigkeiten in der Nutzung des Computers und auf ein Kennenlernen von Arbeitsmethoden der Fachdisziplin Informatik sollte ein Schwerpunkt gelegt werden. Dabei wird sich ein erstes Kennenlernen der Computertechnik der Schule an einem Informationstag in der Klasse 7 auch für die Nutzung von Lernsoftware in den anderen Fächern als günstig erweisen. Die entstehenden Fragen liegen auf der Hand: Was leistet die Informatik im Spektrum der Allgemeinbildung in den verschiedenen Schularten und Altersstufen? Welche grundlegenden Begriffe und Aussagen, welche Leitlinien prägen das Lehren dieses Faches im Kanon der anderen Schulfächer? Wie gelingt es, die informatische Bildung in der Sekundarstufe I zu realisieren? Die Antwort, besonders auf die letzte Frage, ist um so bedeutsamer, weil sich nachweislich in dieser Altersstufe strukturelles Denken entwickelt. Eines der Themen, warum Informatik als eigenes Fach in der Schule seinen Platz finden muß. Prof. Dr. S. FriedrichTechnische Universität Dresden Fakultät Informatik 01062 Dresden Telefon: 0351-4575-306 E-Mail: friedrich@tudurz.urz.tu-dresden.de Der Text ist auch unter folgendem URL zu finden:
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