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LOG IN: 19 (1999) Heft 3/4

Online-Konferenzen



Arbeiten mit MS-NetMeeting in LAN und Internet
von Jürgen Müller




Die über das Projekt „Schulen ans Netz“ bzw. andere Initiativen ermöglichte Ausstattung von Schulen mit Internet-Anschlüssen ist zweifellos eine
Errungenschaft. Über die elektronische Post kann mit entfernten Partnern kostengünstig kommuniziert werden; über das World Wide Web ist der Zugriff auf Informationen weltweit möglich. Oftmals bleibt aber die Nutzung des Internet in der Schule bei diesen Themen stehen, dabei bilden E-Mail und WWW nur einen Teil des Spektrums von Internetdiensten.
    Im folgenden wird – ausgehend von den „klassischen“ Internetdiensten – dargestellt, wie in der informatischen Bildung kostengünstig und doch professionell Online-Konferenzen im lokalen Netz bzw. im Internet durchgeführt werden können. Die Schülerinnen und Schüler erleben dabei Funktionen von Telearbeitssystemen. Es werden Hintergrundinformationen zur Funktion dieser Systeme vermittelt sowie Vorzüge und Nachteile der computervermittelten Kommunikation diskutiert. Als Software kommt MS-NetMeeting zum Einsatz, eine der Komponenten des MS-Internet Explorers seit der Version 4 dieses Internet-Browsers.





Kommunikationsformen im Internet

In den kommunikativen Landschaften des Internet dominiert gegenwärtig die Schrift als Medium der Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Gesprächspartnern.
  Mit Hilfe der elektronischen Post werden Texte von einem Rechner zu einem anderen transportiert. Dieser Vorgang ist – wie auch die Briefpost – asynchron: Sender und Empfänger nehmen an der gleichen Kommunikation nicht gleichzeitig teil. Im Vergleich mit der Briefpost (im Internet-Jargon: Snail Mail) auf Papierbasis werden allerdings elektronische Briefe innerhalb von Sekunden oder Minuten durch das Haus geschickt oder in einem anderen Teil der Welt empfangen. Im Gegensatz zum Telefax oder Telefon hat E-Mail keine Bilder und keine Töne, die Botschaften werden lediglich als Text übertragen.
Anders beim beliebten Chatten, dem „Gespräch über die Tastatur“: Hier handeln Kommunikationspartner, die physisch getrennt sind und sich im Regelfall noch nie zuvor gesehen haben. Die dem Schriftmedium des Buches eigene Anonymität verbindet sich im „Online-Chat“ zumindest ein Stück weit mit der isochronen gleichzeitigen Interaktivität und der aktuellen Präsenz der Gesprächspartner, die als charakteristisch für die gesprochene Sprache in der face-to-face-Kommunikation gilt. In der computervermittelten Kommunikation (Computer Mediated Communication) verflechten sich damit Merkmale, die bisher als Differenzkriterien zur Unterscheidung von Sprache und Schrift dienten. Die Übergänge zwischen Sprache und Schrift werden fließend.


Vom Chat zur Videokonferenz

  Der unterrichtliche Einsatz der einfachen Internetdienste, wie E-Mail oder Bulletin-Board-Systeme (Newsgroups), muß sicher in allen Fächern weitergeführt und in die Lehrerausbildung und -weiterbildung integriert werden. Am Beispiel des WWW wird aber auch deutlich, daß in multimedialen Internetdiensten die einfachen Dienste zunehmend integriert werden; die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für Internet-Chats weist auf den Bedarf an „Echtzeitkommunikation“ hin. Es entsteht der Wunsch, den Kommunikationspartner zu hören und zu sehen, also Videokonferenzen durchzuführen. In der Vergangenheit waren für Videokonferenzen in der Schule die Kosten für die Telekommunikation zu hoch, mußte doch zum Kommunikationspartner eine Direktverbindung über das Telefonnetz aufgebaut werden. Hardware und Software für Videokonferenzen existierten als proprietäre und damit teure Lösungen einiger Hersteller. Inzwischen sind die Kommunikationstarife gesunken, dank dem Internet muß keine Direktverbindung zwischen den Kommunikationspartnern bestehen. Es haben sich Industriestandards für Videokonferenzen durchgesetzt, damit wurden Hard- und Software für Videokonferenzen bezahlbar. Auch allgemeinbildende Schulen können sich mit ihrem oft schmalen Budget eine Videokonferenzlösung zulegen, wie im Beitrag deutlich wird.



 

Dienste während einer multilateralen Datenkonferenz

  Die folgenden Schlüsselfunktionen können während einer multilateralen Datenkonferenz mit NetMeeting von einer oder mehreren Personen benutzt werden:


Gemeinsamer Zugriff auf Anwendungen
  Mit dem gemeinsamen Zugriff auf Anwendungen können die Benutzer praktisch jede Windows-Anwendung zusammen mit den anderen Teilnehmern eines Treffens bedienen. So können sie Daten- und Informationsquellen offenlegen, und die anderen Teilnehmer können die Bildschirmausgabe genau verfolgen. Außerdem kann der Benutzer die Steuerung der gemeinsam genutzten Anwendung einem anderen Teilnehmer für die Echtzeit-Zusammenarbeit überlassen.
    Zum Beispiel kann ein Teilnehmer ein Grafik-, Textverarbeitungs- oder Tabellenkalkulationsprogramm (zum Beispiel das Präsentationsgrafikprogramm Microsoft PowerPoint, Word oder Microsoft Excel) oder beinahe jede andere Windows-Anwendung zur Verfügung stellen, und alle Teilnehmer können deren Informationen betrachten. Die Benutzer können auch eine Browser-Anwendung gemeinsam nutzen, zum Beispiel Microsoft Internet Explorer. An der Anwendung sind keinerlei Änderungen nötig, um sie für die Echtzeit-Zusammenarbeit einsetzen zu können; die Anwendung muß auch keine speziellen Funktionen implementieren, zum Beispiel OLE. Es ist sogar möglich, auf Fenster des Betriebssystems gemeinsam zuzugreifen, zum Beispiel auf die Systemsteuerung. Der ITU-Standard T.128 (früher als T.SHARE bezeichnet) basiert auf dem Protokoll für den gemeinsamen Zugriff auf Anwendungen, das in NetMeeting eingesetzt wird. Die Unterstützung des T.128-Standards wird die Echtzeit-Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Plattformen ermöglichen.

Wandtafel
    Mit der Wandtafel von NetMeeting können die Benutzer in Echtzeit gemeinsam auf Bilder zugreifen, Diagramme zeichnen und Informationen grafisch aktualisieren. Die Wandtafel arbeitet objektorientiert, so daß die Benutzer darauf abgelegte Informationen auf einfache Weise ändern können (Bitmap-orientierte Wandtafeln erlauben dagegen meist keine Änderung der einmal abgelegten Informationen). Die NetMeeting-Wandtafel unterstützt mehrere Seiten; die Benutzer können Informationen daher gliedern oder während eines Treffens verschiedene Themen besprechen. Mit Werkzeugen der Wandtafel können sie den Inhalt des Desktop oder von Anwendungsfenstern in Echtzeit kopieren und während eines Treffens präsentieren.

Dialog
    NetMeeting enthält eine textbasierte Dialoganwendung (Chat), die die Kommunikation während einer multilateralen Datenkonferenz verbessert. Mit der Dialoganwendung kann der Benutzer Notizen machen oder Aktionselemente aufzeichnen, die während des Treffens besprochen wurden, und den Inhalt der Sitzung für die spätere Auswertung speichern. Der Dialog umfaßt auch eine „Flüsterfunktion“, mit der ein Benutzer während eines Gruppendialogs eine private Unterhaltung mit einer anderen Person führen kann. Ein Benutzer kann an andere Personen auch private Textnachrichten schicken, die die übrigen Teilnehmer des Treffens nicht sehen.

Transfer von Binärdateien
    Die Benutzer können in NetMeeting Binärdateien an andere Teilnehmer eines Treffens senden. Zum Beispiel kann ein Benutzer, nachdem er gemeinsam mit den anderen Teilnehmern an einem Dokument gearbeitet hat, die fertige Version dieses Dokuments an die anderen Teilnehmer senden, bevor das Treffen beendet wird. NetMeeting-Benutzer können via Drag&Drop mehrere Dateien an einen bestimmten Teilnehmer oder an alle Teilnehmer verschicken. Die Empfänger haben die Wahl, eine übertragene Datei anzunehmen oder zurückzuweisen. Die Funktion für den Transfer von Binärdateien in NetMeeting basiert auf dem ITU-Standard T.127, daher können Dateien auch an andere kompatible Produkte gesendet oder von dort empfangen werden.


Audiokonferenz und Internet-Telefonie
    Mit Hilfe von Soundkarte, Lautsprechern und einem Mikrofon können NetMeeting-Benutzer über das Internet mit anderen Personen sprechen, genauso wie über das Telefon. Die Audiokonferenzfunktionen von NetMeeting basieren auf dem ITU-Standard H.323. Wird die Audiokonferenz in eine Daten- und Videokonferenz integriert, erleben die NetMeeting-Benutzer eine wesentlich ansprechendere Konversation als allein mit dem Telefon. Stellen Sie sich vor, Sie können Ihren Gesprächspartner von Angesicht zu Angesicht sehen, einem Freund auf einer elektonischen Wandtafel das Bild Ihres Babys zeigen oder ihrem Steuerberater eine Tabelle übermitteln, während Sie sich über das Internet unterhalten. Hobby-Anwender begeistern sich für die Internet-Telefonie, weil sie eine attraktivere Kommunikation als die üblichen Werkzeuge (Chat, E-Mail oder Newsgroups) ermöglicht. Für Organisationen ist die Internet-Telefonie unter Umständen weniger interessant als Datenkonferenzen, da jeder Mitarbeiter bereits ein Telefon auf seinem Schreibtisch hat, das Funktionen für multilaterale Audiokonferenzen mit hoher Qualität zur Verfügung stellt.


Videokonferenz
    Mit Hilfe einer Video-Capture-Karte und einer Kamera können NetMeeting-Benutzer während eines Treffens über das Internet oder Unternehmens-Intranet andere Teilnehmer sehen. Die Videokonferenzfunktionen in NetMeeting basieren auf dem ITU-Standard H.323. Für Heimanwender bietet Video eine aufregend neue Art der Kommunikation über das Internet. Einige Analytiker schätzen, daß die Videokommunikation für das Internet die „Killer-Anwendung“ im privaten Bereich sein wird. Organisationen bietet die Videokonferenz allerdings nicht dieselbe Effizienz und so geringe Betriebskosten wie die Datenkonferenz. Organisationen können wählen, ob sie die Videokonferenz für spezielle Projekte oder Aufgaben verteilen wollen; möglicherweise wollen sie diese Funktion im Gegensatz zu den Datenkonferenzfunktionen nicht allgemein allen Mitarbeitern zur Verfügung stellen.

 


 

Was ist NetMeeting?

   Microsoft NetMeeting liefert eine vollständige Lösung für Internet-Konferenzen – NetMeeting-Benutzer können die Vorteile eines Client genießen, der echtzeitfähige multilaterale Kommunikation und Zusammenarbeit erlaubt. NetMeeting bietet leistungsfähige Konferenzfunktionen in einem vollständigen, integrierten Paket. Dieses Produkt hilft zu Hause, in der Schule, in Kleinunternehmen oder großen Organisationen, die globale Reichweite von Internet oder Unternehmens-Intranet auszunutzen und effizienter in Echtzeit miteinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Die folgenden standardbasierten Funktionen sind in NetMeeting integriert:

  • Multilaterale Datenkonferenzen.
    Mit seinem umfassenden Paket von Dienstprogrammen für Datenkonferenzen ermöglicht NetMeeting den Benutzern, in Echtzeit mit mehreren Teilnehmern zusammenzuarbeiten und gemeinsam auf Informationen zuzugreifen. Die Benutzer können z.B. Informationen aus mehreren Anwendungen auf ihrem Computer zur Verfügung stellen, Grafiken austauschen, mit der elektronischen Wandtafel Diagramme zeichnen, mit dem textbasierten Dialogprogramm Nachrichten senden oder Notizen aufzeichnen und Binärdateien an andere Teilnehmer senden. Eine ausführliche Übersicht gibt es im Informationskasten (vorige Seite).
  • Internet-Telefon- und Audiokonferenzen.
    Mit einer Soundkarte, einem Mikrofon und Lautsprechern können NetMeeting-Benutzer über Internet oder Schul-Intranet in Echtzeit mit Freunden, anderen Schülern, Lehrern usw. reden. Während eines Gesprächs läßt sich mit Hilfe der Daten- oder Videokonferenzfunktionen die Kommunikation um eine weitere Ebene bereichern.
  • Video-Konferenzen.
    Mit einer Video-Capture-Karte und einer Kamera bzw. einem Videorecorder können Benutzer Videobilder über Internet oder Intranet senden und empfangen und sich so im Rahmen eines Treffens von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie können Video sogar dann empfangen, wenn sie selbst keine Kamera an ihren Computer angeschlossen haben. Außerdem können die Benutzer mit ihrer Videokamera ein Standbild aufnehmen und dieses Bild als Diskussionsgrundlage oder zur Verdeutlichung auf der Wandtafel abbilden.

    Die Konferenzfunktionen von NetMeeting basieren auf internationalen Kommunikations- und Konferenzstandards, zum Beispiel dem ITU-Standard (International Telecommunications Union) T.120 für multilaterale Datenkonferenzen und dem ITU-Standard H.323 für Audio- und Videokonferenzen. Der H.323-Standard regelt den Einsatz von T.120 für Datenkonferenzfunktionen, bei denen Audio, Daten und Video gemeinsam für eine Konferenz genutzt werden. Die Unterstützung dieser Standards stellt sicher, daß Benutzer Personen anrufen und mit ihnen kommunizieren können, die kompatible Konferenzprodukte von anderen Herstellern einsetzen, und daß sie alle Konferenzdienste nutzen können, die ebenfalls diese Standards unterstützen (Bild 1). Die Standards T.120 und H.323 genießen in der Industrie eine breite Unterstützung; über 120 führende Hersteller entwickeln kompatible Produkte und Dienste. Ausführliche Informationen zu den Standards sind im Informationskasten „Übersicht der internationalen Konferenzstandards“ (nächste und übernächste Seite) angeführt.



 

Übersicht der internationalen Konferenzstandards


Der Datenkonferenzstandard T.120
    Der T.120-Standard bildet einen Schirm, unter dem eine Reihe von Kommunikations- und Anwendungsstandards zusammengefaßt sind. Die Infrastruktur von T.120 besteht aus folgenden Standards und Komponenten:


T.121. Dieser Standard bietet eine allgemeine Vorlage für Anwendungen (Generic Application Template, GAT), die eine Gruppe von Richtlinien für den Aufbau von Anwendungsprotokollen vorgibt. T.121 beschreibt, wie ein Anwendungsprotokoll, zum Beispiel T.127 für den Dateitransfer, sich selbst in der Konferenz registriert, seine Fähigkeiten lokal und an den Gegenstellen einsetzt und sich mit anderen Anwendungen auf den Einsatz bestimmter Fähigkeiten einigt. Die GAT definiert die Verwaltungseinrichtungen, welche die Ressourcen steuern, die von Anwendungsfunktionen verwendet werden. Um die Konsistenz von Anwendungen sicherzustellen, ist T.121 ein obligatorischer Standard für Produkte, die unter T.120 entwickelt werden. Die ITU empfiehlt zusätzlich, daß auch Anwendungen, die dem Standard nicht vollständig folgen, T.121 implementieren; so können sie mit anderen Produkten kommunizieren.


T.122. Der Standard T.122 definiert die multilateralen Dienste, mit deren Hilfe Konferenzteilnehmer Daten senden können. Diese multilateralen Dienste werden mit dem Standard T.125 implementiert, der den Transportmechanismus für die Daten bereitstellt. Zusammen bilden die Standards T.122 und T.125 die multilateralen Kommunikationsdienste von T.120 (Multi-Point Communication Services, MCS). Daneben unterstützt T.122 diverse Konferenztopologien.


T.123. Dieser Standard definiert, wie T.120 mit verschiedenen Netzwerktypen funktioniert, und bietet eine Standardgruppe von Netzwerkdiensten für T.120 (und macht MCS damit transportunabhängig). T.123 ist für den Transport und die Reihenfolge von Daten verantwortlich sowie für die Steuerung des Datenflusses über Netzwerke, d.h. für Funktionen zum Aufbauen und Trennen von Verbindungen sowie zum Senden und Empfangen. Für den Datentransport definiert T.123 eine Reihe von Netzwerkschnittstellenprofilen für PSTN-, ISDN-, IPX- und TCP/IP-Verbindungen. Zusätzlich bietet T.123 einen Mechanismus zur Fehlerkorrektur, der eine korrekte und zuverlässige Datenübertragung sicherstellt.


T.124. Dieser Standard beschreibt die allgemeine Konferenzsteuerung (Generic Conference Control, GCC) für den Aufbau und die Verwaltung von multilateralen Datenkonferenzen. Die GCC führt folgende Funktionen aus:

  • Sie dient als Informationszentrale, die Personen und Daten in und aus Konferenzen führt und den Ablauf überwacht, so daß immer die neuesten Konferenzinformationen zur Verfügung stehen.
  • Sie verwaltet eine Liste der Konferenzteilnehmer und ihrer Anwendungen; die GCC erkennt kompatible Anwendungen und Fähigkeiten, so daß verschiedene Produkte miteinander kommunizieren können.
  • Sie überwacht MCS-Ressourcen, damit keine Konflikte entstehen, wenn Konferenzteilnehmer mehrere Anwendungen einsetzen, zum Beispiel T.127 für Dateitransfer und T.128 (T.SHARE) für den gemeinsamen Zugriff auf Anwendungen.
  • Sie bietet eine Sicherheitseinrichtung für die Konferenz, die einen Paßwortschutz für die Zulassung potentieller Teilnehmer einrichtet.

T.125. Dieser Standard legt fest, wie Daten im Rahmen einer Konferenz übertragen werden. T.125 definiert die privaten und die Rundsendekanäle für die Datenübertragung und stellt eine korrekte und effiziente Kommunikation zwischen mehreren Benutzern sicher. T.125 implementiert die multilateralen Dienste, die von T.122 definiert werden.


T.126. Der Standard T.126 definiert die Funktionsweise für den Einsatz einer Konferenz-Wandtafel. Dieser Standard legt fest, wie eine Anwendung Wandtafelinformationen komprimiert oder unkomprimiert zwischen mehreren Konferenzteilnehmern sendet und empfängt, damit diese Informationen angezeigt und aktualisiert werden können. Die Aufgabe von T.126 ist die Verwaltung der Arbeitsumgebung für mehrere Benutzer, die von der Wandtafel zur Verfügung gestellt wird. (NetMeeting 2.0 wendet das T.126-Protokoll im Moment nicht an, in künftigen Versionen wird das aber der Fall sein.)


T.127. Dieser Standard definiert, wie Dateien gleichzeitig zwischen Konferenzteilnehmern übertragen werden. T.127 ermöglicht die Auswahl und Übertragung mehrerer Dateien während einer Konferenz; die Übertragung kann in komprimierter oder unkomprimierter Form an alle oder nur bestimmte Teilnehmer erfolgen.


Knoten-Controller. Der Knoten-Controller, das Befehls- und Steuerobjekt für T.120, ist für die Verwaltung von Ereignissen auf Netzwerkebene verantwortlich, etwa die Verwaltung von Konferenzverbindungen, Teilnehmern und Konferenzdaten. Dieser Controller übernimmt die Steuerung der anderen T.120-Schichten, insbesondere der Transportschicht und verwaltet die gesamte Konferenz mit Hilfe der GCC, der MCS und anderer Protokolldienste. Der Knoten-Controller fungiert als Übersetzer, der sicherstellt, daß alle Ereignisse korrekt interpretiert und ausgelöst werden.


T.128. Der Standard T.128 (früher als T.SHARE bezeichnet) wurde von Microsoft als Ergänzung zum T.120-Standard vorgeschlagen. T.128 beschreibt ein plattformunabhängiges Protokoll zum gemeinsamen Zugriff auf Anwendungen, mit dem definiert wird, wie die Teilnehmer einer T.120-Konferenz gemeinsam auf lokale Anwendungen zugreifen können. T.128 ermöglicht mehreren Konferenzteilnehmern, das Bild der gemeinsam genutzten Anwendung zu sehen und Werkzeuge für die Zusammenarbeit einzusetzen, zum Beispiel den gemeinsamen Zugriff auf Geräte oder eine Fernsteuerung.


Der Audio- und Videokonferenzstandard H.323

  H.323 ist ein ITU-Standard, der eine Spezifikation für Terminals (PCs), Geräte und Dienste für Multimedia-Kommunikation über Netzwerke festlegt, die keine bestimmte Dienstqualität garantieren können. H.323-Terminals und -Geräte können Echtzeit-Video, -Audio und -daten übermitteln sowie jede beliebige Kombination dieser Elemente. Dieser Standard basiert auf dem IETF-Echtzeitprotokoll (Real-Time Protocol, RTP) und dem IETF-Echtzeitsteuerungsprotokoll (Real-Time Control Protocol, RTCP) sowie auf zusätzlichen Protokollen für Anrufsignalisierung sowie Daten- und audiovisuelle Kommunikation.
  Mit Produkten, die H.323 für Audio und Video einsetzen, sind Benutzer in der Lage, mit beliebigen Personen über das Internet zu kommunizieren, genauso wie Leute auch dann miteinander telefonieren können, wenn sie Telefonapparate von verschiedenen Herstellern verwenden. H.323 definiert, wie Audio- und Video-Informationen für die Übertragung durch das Netzwerk formatiert und gepackt werden. Standard-Codecs für Audio und Video verschlüsseln und entschlüsseln die Ein- und Ausgabe der Audio- und Videoquellen, die an den Endpunkten der Kommunikation eingesetzt werden. Die folgende Aufstellung beschreibt die Standard-Codecs, die Teil des H.323-Standard sind:

  • G.723.1Audio-Codec für geringe Bandbreite mit einer Bitrate von 5,3/6,4 Kbit/s. Der G.723.1-Audio-Codec bietet Audio von hoher Qualität bei einer geringen Bitrate, die mit einem 14,4-Kbit/s-Modem (oder schneller) erreicht wird. G.723.1 ist zwar kein obligatorisches Element des aktuellen H.323-Standards, entwickelt sich aber schnell zum De-facto-Standard für Sprachverbindungen mit geringer Bandbreite im Netzwerk.
  • G.711Audio-Codec für hohe Bandbreite mit einer Bitrate von 64 Kbit/s. G.711 wird in erster Linie für ISDN-Verbindungen eingesetzt.
  • H.263Video-Codec für geringe Bandbreite. Der H.263-Video-Codec bietet bei geringer Bitrate Video hoher Qualität. Er liefert bereits über eine 28,8-Kbit/s-Modem-Verbindung gute Ergebnisse und paßt sich bei Bedarf an, um über LANs bessere Qualität bei immer noch relativ geringer Bandbreite zu übertragen.
  • H.261Video-Codec für hohe Bandbreite. H.261 wird in erster Linie für ISDN-Verbindungen eingesetzt.

Außerdem beschreibt die H.323-Spezifikation den Einsatz von T.120-Diensten für Datenkommunikation und Datenkonferenz im Rahmen einer H.323-Sitzung. Diese T.120-Unterstützung bedeutet, daß die Datenverarbeitung während einer Konferenz parallel zu Audio und Video abläuft.

 


 

Warum NetMeeting in der Schule?

    Die Auswahl von geeigneten Programmen für den ITG- oder Informatik-Unterricht, egal ob Programmierumgebung oder Bürokommunikationslösung, fällt oft schwer. Das Produkt soll leistungsfähig sein, es darf aber auch nicht zu viel kosten und muß ohne allzu hohen Aufwand gewartet werden können. Bei der Auswahl von kommerzieller Software für den Unterricht sollten daher bestimmte Schlüsselelemente berücksichtigt werden:

  • Vollständig. Das Produkt soll eine umfassende Lösung für einen Problembereich bieten.
  • Einfach zu bedienen. Die Benutzer sollen ein einfach bedienbares, leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung haben.
  • Leicht zu verwalten. Das Produkt sollte in Schulen leicht verwaltet und gesteuert werden können.
  • Kompatibel. Software soll nicht nur zu vorhandenen Netzwerk-Infrastrukturen kompatibel sein, sondern auch zu anderen standardbasierten Produkten und älteren Versionen dieses Programms.
  • Offen. Das Produkt sollte auf Industriestandards basieren und die größtmögliche Kompatibilität zu anderen standardbasierten Produkten und Diensten verwirklichen.

Beispielszenarien

    Da NetMeeting diese fünf Designziele erfüllt, eignet es sich für eine Vielzahl von Endanwendern und Einsatzszenarien – auch in der Schule. NetMeeting bietet weit mehr als die oft simplen Internet-Telefon-, Videofon- oder Wandtafel-Produkte der verschiedenen Hersteller. Die Software enthält Funktionen, mit denen die Benutzer sehr einfach über das Internet oder über ein Unternehmens- bzw. Schul-Intranet kommunizieren und zusammenarbeiten können. Folgende Szenarien beschreiben einige der vielen innovativen Einsatzmöglichkeiten von NetMeeting:

  • Virtuelle Treffen. Benutzer können von verschiedenen Standorten aus miteinander in Verbindung treten, Treffen abhalten und gemeinsam auf Informationen zugreifen, so als befänden sie sich alle im selben Raum. Da NetMeeting die Möglichkeit bietet, gemeinsam auf Anwendungen zuzugreifen, können die Benutzer praktisch jede Windows-Anwendung gemeinsam nutzen, zum Beispiel Software für Präsentationsgrafik, Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation; alle Teilnehmer des Treffens können dieselben Informationen in Echtzeit sehen. Die Benutzer können ihre Kommunikationsmöglichkeiten verbessern, indem sie ihren PC parallel zu den NetMeeting-Audiofunktionen für eine Datenkonferenz einsetzen.
  • Gemeinsamer Zugriff auf Dokumente. Viele Benutzer können in Echtzeit gemeinsam an Dokumenten oder Informationen arbeiten. Mit NetMeeting können die Benutzer anderen Teilnehmern eines Treffens den Zugriff auf eine Anwendung ermöglichen, die auf ihrem eigenen Computer läuft. Alle Teilnehmer können die von dieser Anwendung offengelegten Informationen betrachten, und jeder Teilnehmer kann die Kontrolle über die Anwendung übernehmen, um Informationen in Echtzeit zu bearbeiten oder einzufügen.
  • Kundendienst. Die Benutzer können von einer Web-Site aus direkt mit einem Kundenberater kommunizieren und während eines Telefonanrufs gemeinsam auf Informationen zugreifen. NetMeeting kann mit einem einzigen Telefonanruf Kunden von einer Web-Site aus mit einem Kundenberater verbinden; mit Hilfe der Audio- und Datenkonferenzfunktionen (oder sogar Video) können sie sich über ein Produkt oder eine Dienstleistung unterhalten.
  • Telearbeit. NetMeeting-Benutzer sind nicht auf den gemeinsamen Dateizugriff oder E-Mail beschränkt, sie können die Vorteile der Datenkonferenzfunktionen nutzen, während sie im Außendienst unterwegs sind. Die Benutzer können wesentlich effektiver mit ihren Arbeitskollegen in Verbindung bleiben, indem sie die Echtzeit-Zusammenarbeit nutzen und an Präsentationen teilnehmen.
  • Fernlernen und Fernschulung. Organisationen können über Internet und Unternehmens-Intranet Präsentationen und Informationsmaterial schnell an viele verschiedene Leute verteilen. Organisationen können mit NetMeeting den gemeinsamen Zugriff auf Präsentationen und andere Anwendungen für das Training von Mitarbeitern ermöglichen, die sich an verschiedenen Standorten befinden. Unternehmen können mit NetMeeting Produktschulungen und Vorführungen über das Internet durchführen und so den Kontakt zum Kunden wesentlich verbessern.
  • Technische Unterstützung. Support-Organisationen sind nicht nur in der Lage, eine Problemsituation auf dem Computer eines fernen Benutzers zu erkennen, sie können das Problem während des Anrufs sogar beheben, ohne daß ein Vor-Ort-Besuch nötig ist. Mit Hilfe des gemeinsamen Zugriffs auf Anwendungen können NetMeeting-Benutzer ein Anwendungsfenster gemeinsam mit einem Techniker bedienen, der ihnen die Lösung des Problems Schritt für Schritt demonstriert (oder das Problem auf Wunsch direkt behebt). Die Benutzer können sogar ihre Systemsteuerung offenlegen, so daß der Support-Techniker die Konfiguration des Computers überprüfen kann.






Installation und Konfiguration

Bezugsmöglichkeiten
  NetMeeting liegt derzeit in der Version 3 vor und kann kostenlos von der NetMeeting-Web-Site unter der Adresse

http://www.microsoft.com/windows/netmeeting/

heruntergeladen werden. NetMeeting ist auch Bestandteil vom Microsoft Internet Explorer seit der Version 4.0. Da der Internet Explorer neben anderen Browsern oftmals auf den vielen PC-Zeitschriften beigefügten CDs vorhanden ist (z.B. bei PC-Online, Chip, c’t usw.), ist es ratsam, sich eine solche CD zu besorgen und NetMeeting von CD zu installieren. Zu beachten ist, daß NetMeeting beim Internet Explorer der Version 5 nicht Bestandteil der Standard-Installation ist, sondern über die benutzerdefinierte Installation gesondert als Komponente ausgewählt werden muß.
NetMeeting soll nach Angabe von Microsoft noch weiter verbessert werden, um eine optimale Integration in die anderen Internet-Komponenten von Microsoft zu erreichen. Es ist außerdem geplant, NetMeeting in die nächsten Hauptversionen von Windows 9x und Windows NT aufzunehmen.


Kompatibilität
  NetMeeting wurde so entworfen, daß es mit der vorhandenen Infrastruktur von Internet und Intranet funktioniert. Weil es sich bereits mit den geringen Bandbreiten zufrieden gibt, die über eine 28,8-Kbit/s-Modem-Verbindung erreicht werden können, benötigt es keine zusätzliche Infrastruktur mit einer größeren Bandbreite. NetMeeting unterstützt außerdem Datenkonferenzfunktionen über Transportprotokolle, die in den meisten Schulen eingesetzt werden, zum Beispiel TCP/IP (Internet-Protokoll), Internet Packet Exchange (IPX, bei Novell Netware-Netzen) und direkte PC-Verbindungen über öffentliche Wählleitungen oder ein Nullmodem.


Hardwareanforderungen
    NetMeeting wurde so entworfen, daß es auf der üblichen PC-Hardware funktioniert; es benötigt als minimale Hardware-Plattform einen PC mit 486-CPU; bessere Qualität und höhere Geschwindigkeit bietet allerdings ein PC der Pentium-Klasse. Um die Datenkonferenzfunktionen von NetMeeting einsetzen zu können, werden weder Soundkarte noch Videokamera benötigt.


Installation
    NetMeeting ist dank der Assistenten-Technologie leicht zu installieren; der Assistent führt den Benutzer durch den Konfigurationsprozeß. Die meisten Systemeinstellungen werden automatisch konfiguriert, damit die Installation so einfach wie möglich ist und die Benutzer optimale Ergebnisse beim Einsatz des Produkts erreichen.
  Wenn der Benutzer NetMeeting das erste Mal startet, führt ihn der sog. Setup-Assistent durch die Konfiguration (Bild 2, nächste Seite). Der Setup-Assistent ermittelt die Hardwarekonfiguration des PCs und konfiguriert NetMeeting automatisch für die Soundkarte und die Videokamera, die in den Computer eingebaut oder angeschlossen sind, sowie für den CPU-Typ des Computers. NetMeeting fragt den Benutzer nach benutzerspezifischen Informationen, zum Beispiel dem Standard-Verzeichnis-Server, dem Namen und der Beschreibung des Benutzers sowie die Geschwindigkeit der Netzwerkverbindung. Zusätzlich startet der Setup-Assistent den Audio-Tuning-Assistenten, mit dem das Sound-Gerät ausgewählt und automatisch die Mikrofonempfindlichkeit eingestellt wird. Der Setup-Assistent konfiguriert NetMeeting automatisch mit optimalen Einstellungen für Audio- und Videokompression; er wählt diese Einstellungen individuell anhand der Benutzerinformationen, etwa der Geschwindigkeit der Netzwerkverbindung oder des CPU-Typs.
  Der Audio-Tuning-Assistent stellt automatisch die Mikrofonempfindlichkeit ein, damit während eines Gesprächs die optimale Tonqualität übertragen wird. NetMeeting legt die Pegel aufgrund des Umgebungslärms fest, so daß unerwünschter Lärm entfernt wird, und stellt die Empfindlichkeit so ein, daß nur dann Ton übertragen wird, wenn der Benutzer wirklich spricht.
  Abhängig von der Geschwindigkeit der Netzwerkverbindung und dem CPU-Typ stuft NetMeeting automatisch die während eines Treffens verfügbaren Audio- und Video-Codecs ein.


Verbindungsaufbau

    NetMeeting macht es dem Benutzer leicht, andere Teilnehmer zu finden und die Verbindung zu ihnen herzustellen, egal, ob sie im Internet oder einem Schul-Intranet sind. Der Microsoft Internet Locator Server (ILS) bietet einen standardbasierten Verzeichnis-Server, den ein Unternehmen in das Internet oder Unternehmens-Intranet legen kann, um NetMeeting-Benutzern Verzeichnisdienste zur Verfügung zu stellen. Anschließend können die Benutzer in der NetMeeting-Be-dienoberfläche oder von einer Web-Seite aus eine Verbindung zu anderen Personen herstellen. Zunächst sollte allerdings kein Verzeichnisdienst-Server gewählt werden, damit keine Kosten verursachende Verbindung ins Internet stattfindet. Im Assistenten (vgl. Bild 2) sollte daher das Häkchen aus der Check-Box entfernt werden. Die Videokonferenzfunktionen funktionieren auch über das lokale Netz.

Kurzwahl und Anruferkennung
    Um die Herstellung einer Verbindung mit Personen zu beschleunigen, mit denen häufig kommuniziert wird, kann NetMeeting die Kontaktinformationen als Eintrag im Kurzwahlverzeichnis (Bild 3) speichern. Mit Hilfe der Kurzwahl kann man mit einem einzigen Mausklick die Verbindung aufbauen.
    Dieses Kurzwahlverzeichnis sollte auf allen Arbeitsplätzen durch den Administrator des Schulnetzes erstellt werden. Dazu wird über den Menüpunkt „Kurzwahl“ die Funktion „Hinzufügen“ gewählt (vgl. Bild 4). Als Adresse kann die TCP/IP-Adresse gewählt werden; einfacher ist es aber, den Namen des Arbeitsplatzes zu wählen (den sog. NetBIOS-Namen), der über die Systemsteuerung ermittelt werden kann, wenn er nicht bekannt ist.
  Wie Bild 3 zeigt, wird der Online-Status aller Teilnehmer angezeigt, für die Kurzwahleinträge existieren. Der Benutzer kann ohne Nachschlagen im Verzeichnis sofort sehen, ob ein anderer Teilnehmer seinen Anruf gerade entgegennehmen kann.
NetMeeting enthält eine E-Mail-Erweiterung, die mit dem Microsoft-Outlook-Desktop-Information-Manager und Microsofts Exchange-Mail-Clients zusammenarbeitet. Die Benutzer können somit einen Anruf direkt aus dem Menü des Mail-Client heraus starten, wobei sie Einträge des Mail-Adreßbuchs verwenden. Diese Funktion gibt den Benutzern die Wahl, aus ihrem E-Mail-Client heraus entweder eine E-Mail-Nachricht zu verschicken oder mit demselben Adreßbuch ein Echtzeit-Treffen einzuleiten. Darauf wird an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen.
    Wichtig ist allerdings die Anrufer-Kennung; diese Funktion zeigt den Namen der Person an, die versucht, den Benutzer anzurufen (Bild 5). Der Benutzer kann so entscheiden, ob er den Anruf annehmen oder ignorieren will.
  Wenn die „Bitte nicht stören“-Option im Menü Anruf aktiviert ist, werden Anrufer automatisch benachrichtigt, daß der Benutzer momentan nicht an einem Treffen teilnehmen kann. Diese Funktion ist dann nützlich, wenn ein Benutzer beschäftigt ist oder bereits an einem anderen Treffen teilnimmt und keine Anrufe von Benutzern annehmen will, die sich ebenfalls diesem Treffen anschließen wollen.

Automatische Anrufannahme
    Der Benutzer kann den NetMeeting-Client so konfigurieren, daß er eingehende Anrufe automatisch annimmt; die Teilnahme an einem Treffen wird so wesentlich vereinfacht.
Möglich ist es auch, beim Hochfahren von Windows einen Teil der Anwendung zu laden, der die Online-Erreichbarkeit automatisch im Verzeichnis vermerkt und es anderen Teilnehmern ermöglicht, die Verbindung mit dem Benutzer ohne großen Aufwand herzustellen. Während NetMeeting im Hintergrund läuft, informiert es den Benutzer automatisch über eingehende Anrufe.

Weitergehende Verwaltungsmöglichkeiten
    Wenn lokal auf jedem PC das Kurzwahlverzeichnis angelegt wurde, können Konferenzen gestartet werden, ohne daß weitere Konfigurationen im Netzwerk nötig sind. Microsoft hat NetMeeting, wie vielen anderen Produkten ja auch, weitere Anpassungsmöglichkeiten spendiert, die z.B. eine schnelle Verteilung von NetMeeting auf die einzelnen Arbeitsstationen ermöglichen. Diese teilweise auch für Schulen sinnvollen Optionen sind im Informationskasten „Installieren und Konfigurieren von NetMeeting“ (vorige Seite) angeführt.

 


 

Installieren und Konfigurieren von NetMeeting


NetMeeting wurde so entworfen, daß es nicht nur einfach zu installieren und zu bedienen ist, sondern daß Unternehmen NetMeeting auch ohne großen Aufwand innerhalb ihrer Organisation zur Verfügung stellen und konfigurieren können. Die entsprechenden Eigenschaften sind natürlich ebenfalls für Installationen in der Schule nutzbar.


Verteilen von Verzeichnis-Servern auf dem Unternehmens-Intranet hinter Firewalls
    Der Internet Locator Server bietet Verzeichnisdienste für NetMeeting, mit denen die Benutzer auf einfache Weise andere Teilnehmer finden und die Verbindung mit ihnen herstellen können. Organisationen können einen oder mehrere Verzeichnis-Server in ihrem Unternehmens-Intranet innerhalb ihrer Firewall installieren, um die unternehmensweite, abteilungsweite oder arbeitsgruppenweite Verteilung von NetMeeting zu unterstützen. Weitere Informationen über den ILS finden Sie auf der Web-Site der Microsoft BackOffice-Familie unter der Adressehttp://backoffice.microsoft.com/product/ils/Server.asp.


Microsoft NetMeeting 2.0 Resource Kit
    Das NetMeeting 2.0 Resource Kit enthält alle technischen Informationen, die Organisationen für Verteilung, Unterstützung und Verständnis von NetMeeting benötigen. Das Resource Kit bietet nützliche Informationen für Systemadministratoren, DV-Organisationen und Lösungsanbieter, etwa über die Konfiguration von Proxy-Servern für die Zusammenarbeit mit NetMeeting, den Einsatz der Systemrichtlinien von Windows 95 und Windows NT 4.0 für die Administration und Steuerung der NetMeeting-Funktionen, die Architektur von NetMeeting, die Eckwerte der Bandbreitennutzung sowie Informationen über die internationalen Standards, die in NetMeeting implementiert sind. Sie können das Resource Kit von der NetMeeting-Web-Site unter der Adresse http://www.microsoft.com/netmeeting/ herunterladen.


Microsoft Internet Explorer Administration Kit
    Das Internet Explorer Administration Kit ermöglicht Organisationen die Anpassung der von NetMeeting verwendeten Standardeinstellungen; es ist damit ein Hilfswerkzeug bei der Verteilung von NetMeeting innerhalb einer Organisation. Daneben können Schulen mit dem Administration Kit NetMeeting in ihren Installationsprozeß für den Internet Explorer einbinden und so den Aufwand verringern, der für die getrennte Verteilung von Browser und Konferenz-Software im Schul-Intranet nötig wäre.


Verwalten von NetMeeting
    Eine wichtige Anforderung von Organisationen ist die Fähigkeit, die Funktionen einer Netzwerkanwendung verwalten und steuern zu können. Außerdem müssen die Administrations- und Steuerungsprogramme mit bereits vorhandenen Mechanismen funktionieren, zum Beispiel mit den Systemrichtlinien der Betriebssysteme Windows 95 und Windows NT. NetMeeting bietet Mechanismen, mit denen Systemadministratoren steuern können, welche Funktionen dem Endbenutzer zur Verfügung stehen, und mit denen sie einschränken können, wieviel Bandbreite für NetMeeting-Audio- und Video-Ströme verbraucht werden darf. Diese Fähigkeiten ermöglichen es Administratoren, den Einsatz von Konferenzfunktionen auf ihrem Netzwerk mit Werkzeugen zu steuern, mit denen sie bereits vertraut sind.


Unterstützung von Systemrichtlinien
    NetMeeting unterstützt die Systemrichtlinien von Windows 95 und Windows NT 4.0. Administratoren können mit diesen Systemrichtlinien die NetMeeting-Konfigurationseinstellungen zentral verwalten, die zur Verfügung stehenden NetMeeting-Funktionen steuern und die Bandbreite begrenzen, die für Audio- und Video-Ströme verbraucht werden darf. Zum Beispiel kann ein Systemadministrator bei Bedarf die Audio- und Video-Fähigkeiten von NetMeeting einschränken und Datenkonferenzen ausschließlich über das Unternehmens-Intranet erlauben. Systemadministratoren können auch die Standardeinstellungen für NetMeeting verwalten, zum Beispiel den Standard-Verzeichnis-Server, mit dem NetMeeting bei der Anmeldung des Benutzers eine Verbindung aufbaut.


Intelligente Steuerung von Audio- und Video-Strömen
    NetMeeting bietet eine intelligente Steuerung der Audio- und Video-Ströme; es gleicht automatisch die Auslastung der Netzwerkbandbreite aus, die CPU-Auslastung und den Speicherverbrauch. Durch diese intelligente Stromsteuerung wird sichergestellt, daß die Prioritäten von Audio, Video und Daten richtig festgelegt werden, so daß NetMeeting auch dann Audio von hoher Qualität überträgt, wenn während eines Anrufs Daten und Video gesendet und empfangen werden. Mit Hilfe der Systemrichtlinien können DV-Organisationen die Stromsteuerungsdienste so konfigurieren, daß die Bandbreite für Audio und Video während eines Treffens für jeden Client individuell begrenzt wird. Diese Dienste bauen auf den grundlegenden Architekturkomponenten auf, welche die NetMeeting-Mechanismen für die Dienstqualität verwalten.



NetMeeting im Unterricht

    Mit NetMeeting verfügt man in der Schule über ein kostenfreies, einfach konfigurierbares und leistungsfähiges Werkzeug zum Durchführen von Konferenzen. Wenn im ITG- bzw. Informatikunterricht Formen der Telearbeit behandelt werden sollen, braucht man sich deshalb nicht auf die Behandlung von Groupwarefunktionalitäten zu beschränken. Auch Konferenzen im Intranet bzw. Internet können als Telearbeitsform unter Einsatz von NetMeeting thematisiert werden.
Im folgenden Unterrichtsvorschlag geht es nicht in erster Linie darum, die Bedienung von NetMeeting zu erlernen; vielmehr sollen die Besonderheiten von Daten- und Videokonferenzen im Internet bzw. Intranet am Beispiel NetMeeting von den Schülerinnen und Schülern entdeckt sowie Anwendungsmöglichkeiten von Konferenzen diskutiert werden. Dabei wird projektorientiert gearbeitet, mit Hilfe von Konferenzen bereiten die Schülerinnen und Schüler eine Klassenfahrt vor.


Unterrichtsziele

Die Schülerinnen und Schüler

  • kennen die Besonderheiten von computervermittelter Kommunikation;
  • können die Möglichkeiten und Grenzen von Daten- bzw. Videokonferenzen erläutern;
  • beherrschen folgende Operationen mit NetMeeting:
    • Durchführen von Chats mit mehreren Teilnehmern,
    • Bereitstellen von Informationen über die elektronische Wandtafel,
    • Übermitteln und Empfangen von Dokumenten,
    • gemeinsames Bearbeiten von Dokumenten;
  • verstehen, daß die Kommunikationsmittel die Möglichkeiten und die Qualität der Kommunikation bestimmen.


Vorkenntnisse

    Folgendes Wissen und Können sollte bei den Schülerinnen und Schülern vorhanden sein, um den Unterricht erfolgreich durchführen zu können:

  • Beherrschen von grundlegenden Verzeichnis- und Dateioperationen (Anlegen und Löschen von Verzeichnissen, Öffnen, Kopieren,            Verschieben von Dateien) mit dem Dateimanager bzw. dem Explorer.
  • Beherrschen von elementaren Textverarbeitungsfunktionen (Edieren von Text, Einfügen von Bildern).
  • Kenntnisse über den Aufbau und die Funktionsweise von lokalen Netzen.
  • Beherrschen des Umgangs mit einem Internet-Browser.
  • Durchführen von Internet-Recherchen.

    Im Unterrichtsbeispiel gehen wir davon aus, daß als Betriebssystem Windows 95/98 bzw. Windows NT eingesetzt wird.

Medien
   
    Auf allen Arbeitsplätzen muß ein Textverarbeitungssystem zur Verfügung stehen. Wünschenswert ist es, daß zumindest einige Arbeitsplätze mit Soundkarte, Lautsprecher und Mikrofon ausgestattet sind (Investition geringer als 100,- DM je Arbeitsplatz), damit Audiokonferenzen möglich werden.
    NetMeeting wurde auf allen Arbeitsplätzen wie folgt installiert und konfiguriert (siehe dazu die vorangegangenen Ausführungen zur Installation und Konfiguration):

  • Das NetMeeting-Symbol wurde auf dem Desktop abgelegt, damit das Starten nicht aus dem Datei- manager erfolgen muß,
  • Verzeichnisdienst (ILS) ist ausgeschaltet,
  • alle Benutzer wurden in das Kurzwahlverzeichnis eingetragen, als Adresse wurde die TCP/IP-Adresse oder besser der Name des Arbeitsplatzes (NetBIOS-Name) gewählt.

    Der Lehrerarbeitsplatz ist wie die Schülerarbeitsplätze ausgestattet, dazu kommen:
  • Einbau einer Soundkarte, an die Mikrofon und Lautsprecher angeschlossen werden.
  • Der Einbau einer sog. TV-Tuner-Karte.Diese Karten besitzen in der Regel auch Video-Capture-Funktionen, es können also Camcorder oder Videorecorder angeschlossen werden (Bild 6). Ein konventionelles Tuner-Modul empfängt bei diesen Karten aus dem angelieferten Antennensignal die analogen Bild- und Tonsignale. Diese analogen Signale werden durch einen Videodigitizer-Chip digitalisiert und für den Transport zur Grafikkarte des PC aufbereitet. TV-Karten sind in mittlerer Ausstattung gegenwärtig für Preise zwischen 120,- und 300,- DM erhältlich. Das Unterrichtsbeispiel wurde mit der günstigen (129,- DM) und doch leistungsfähigen Karte TValue der Firma Terratec durchgeführt (spärliche Dokumentation); verbreitet sind auch TV-Karten von Hauppauge (ausführliche Dokumentation, aber auch teurer, in verschiedenen Versionen ab etwa 200,- DM). NetMeeting erkennt die eingebaute TV-Karte; beim Starten von NetMeeting erscheinen dann zwei Videofenster (lokales Video der angeschlossenen Kamera und mögliches Remote Video einer weiteren Videoquelle über das Netz).
  • Anschluß von einem Camcorder bzw. einem Videorecorder an die Videoeingänge der TV-Karte.
  • Ggf. ein Scanner, um Bildmaterial der Schülerinnen und Schüler zu digitalisieren.

    Es sei noch einmal betont, daß die Schülerarbeitsplätze nicht mit einer TV-Karte ausgestattet werden müssen, aber trotzdem mit NetMeeting Videobilder, z.B. vom Lehrerarbeitsplatz, empfangen können! Selbstverständlich ist es möglich, auch die Schüler- arbeitsplätze mit TV-Karten oder kleinen Videokonferenz-Kameras auszustatten (schon für knapp unter 200,- DM erhältlich), die auch ohne Öffnen des PC über die parallele Schnittstelle mit dem PC verbunden werden können. Damit stehen dann im Netz mehrere Videoquellen zur Verfügung. NetMeeting erkennt über die installierten Treiber die Kamera und macht sie automatisch verfügbar.
    Neben diesen technischen Installationen werden benötigt:

  • Übungsblätter mit den in der folgenden Unterrichtsskizze beschriebenen Aufgaben,
  • Kopien des Info-Kastens „Besonderheiten der Kommunikation über Computer“ (s. übernächste Seite),
  • Videos, Bildmaterial und Informationen über mögliche Orte, die für eine Klassenfahrt in Frage kommen.

 

Unterrichtsskizze

    Der Unterricht wird projektorientiert über vier Unterrichtsstunden gestaltet. Mit Hilfe von Daten- und Videokonferenzen soll eine Klassenfahrt vorbereitet werden. Dabei werden mögliche Zielorte diskutiert; nach einer Einigung wird Material zum Reiseziel recherchiert, das aufbereitet und in der Klasse diskutiert wird. Schließlich einigt man sich auf ein gemeinsames Reiseziel.
Der Unterricht verläuft in folgenden Etappen (in Klammern sind die jeweils dominierenden Unterrichtsmethoden angeführt):

1. Stunde
• Formen und Merkmale der klassischen Kommunikation (Unterrichtgespräch).
• Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation (Einzelarbeit, Unterrichtgespräch).

2. Stunde
• Einführung in den Umgang mit NetMeeting: Chat und Wandtafel (Demonstration durch Lehrkraft, Gruppenarbeit).

3. Stunde
• Multilaterale Datenkonferenz: Austauschen von Dokumenten und gemeinsames Arbeiten an Dokumenten (Demonstration durch Lehrkraft,  
  Gruppenarbeit).

4. Stunde
• Abhalten einer Videokonferenz (Demonstration oder Gruppenarbeit)
• Konferenz im Internet (Demonstration)

    Der Unterricht wurde für die informatische Bildung in der SekundarstufeI konzipiert. Anpassungen für die ITG (mehr Demonstrationen der Lehrkraft) bzw. den Informatikunterricht in der SekundarstufeII (z.B. durch Erweiterung um algorithmische Themen wie Verschlüsselung und Kompression des Datenverkehrs) sind leicht möglich.


Formen und Merkmale der klassischen Kommunikation
    Daten- bzw. Videokonferenzen sind recht moderne Kommunikationsformen, die wie jede Kommunikationsform ihre Besonderheiten haben. Um das deutlich zu machen, beginnt der Unterricht mit einer Diskussion von Formen und Merkmalen der „klassischen“ Kommunikation. Zur Vorbereitung auf die Stunde sollen die Schülerinnen und Schüler als Hausaufgabe die verschiedenen Kommunikationsformen aufführen und deren wesentlichen Merkmale herausstellen. Im Unterrichtsgespräch werden die Formen mit ihren wesentlichen Merkmalen an Tafel bzw. Pinwand festgehalten.
Ergebnis dieses Gesprächs kann folgende Aufstellung sein:

Sprache: Dialog

  • Kommunikationsvorgänge zwischen zwei Menschen.
  • Gespräche, die im gleichen Raum und zur gleichen Zeit zwischen zwei Menschen ablaufen.
  • Unmittelbarer visueller Kontakt zwischen den beteiligten Personen.
  • Ständiger Wechsel von Sprecher- und Zuhörerrolle.
  • Austausch von verbalen und visuellen Signalen.

Sprache: Gesprächsrunde

  • Erweiterte Form eines Gesprächs mit mehr als zwei Personen.
  • Erhöhter Koordinierungsaufwand sowie eine komplexerer Wechsel von Sprecher- und Zuhörerrolle.

Sprache: Vortrag

  • Besondere Form der Gesprächsrunde: Ein Sprecher trifft auf viele Zuhörer.
  • Schriftlich ausgearbeiteter bzw. konzipierter Text, der in sprachlicher Form vorgetragen wird.
  • Nicht auf Sprache beschränkt, es werden häufig auch andere Hilfsmittel, wie z.B. Schaubilder, Overheadprojektoren, Videoabspielungen oder Anschauungsmaterialien genutzt.
  • Zuhörer besitzen nur eine eingeschränkte Möglichkeit zur Reaktion (Fragen stellen oder Anmerkungen machen).

Sprache: Telefon

  • Technisches Hilfsmittel, um Gespräche über größere Entfernungen zu führen.
  • Ständige Erreichbarkeit jedes Teilnehmers.
  • Anrufbeantworter erweitern die direkte Erreichbarkeit des Angerufenen um eine indirekte Erreichbarkeit.
  • Medium ermöglicht auch Übertragung von Schrift (Fax) und Daten (DFÜ)

Rundfunk

  • Radiogeräte bieten keine Möglichkeit eines Rück- kanals.
  • Mit dem Rundfunk bestand zum ersten Mal die Möglichkeit, eine sehr große Menge von Menschen gleichzeitig zu erreichen.
  • Aufzeichnungsverfahren ermöglichten nicht nur das zeitliche Auseinanderfallen von Produktion und Senden, sondern auch die beliebige
  • Wiederholbarkeit von akustischen Ereignissen. Dies hatte großen Einfluß auf das Erleben von Wirklichkeit im vergehenden Jahrhundert.

Fernsehen

  • Dominierendes Unterhaltungs- und Informations- medium in der heutigen Gesellschaft.
  • Kein Rückkanal.

Briefe

  • Eine der ersten Möglichkeiten, die Vergänglichkeit des gesprochenen Worts zu überwinden.
  • Festhalten der gesprochene Worte auf Papier.
  • Spezielle Botendienste transportierten Schriftstücke zu ihren Empfängern.
  • Bis zum Aufkommen von Fernsprechdiensten die einzige Möglichkeit, eine Nachricht an eine bestimmte Person zu übermitteln, ohne sich mit ihr an einem Ort zu befinden.
  • Faxbriefe und E-Mail bieten einen wesentlich schnelleren Transport der Nachrichten gegenüber der Beförderung der normalen Briefe durch die Briefpost. Damit besteht die Möglichkeit einer sofortigen Rückantwort des Empfängers auf dem gleichen Weg.

Druckerzeugnisse

  • Steigerung der Auflage gegenüber den handschriftlich verfertigten Dokumenten.
  • Lesen und Schreiben wurden Grundlagen moderner demokratischer Gesellschaften.
  • Der gewaltige Kommunikationsbedarf von Industriestaaten wird bis heute zu großen Teilen mit Druck- erzeugnissen abgewickelt.

Archive, Bibliotheken

  • Sammeln und Archivieren von (vornehmlich) Druckerzeugnissen aller Art.
  • Verfügbarkeit von Druckwerken wird damit über ihr temporäres Angebot im Markt sichergestellt.

    Dabei wird deutlich, daß Sprache die älteste Form der Kommunikation zwischen Menschen ist. Im weiteren Unterrichtsverlauf wird herausgearbeitet, daß z.B. Videokonferenzen zu einer Integration der klassischen Kommunikationsformen führen.



Besonderheiten der Kommunikation über Computer

Alles nur Schrift?
    Während im klassichen Kommunikationsmarkt der audiovisuelle Bereich ausgebaut wird, dominiert in den Computernetzen die Schriftform.
In der Schrift sind bestimmte Formen von Äußerungen (z.B. Mimik, Gestik, Tonlage, Lautstärke etc.) nicht möglich. Da diese aber in der „klassischen“ Kommunikation eine sehr wichtige Rolle spielen, könnte man vermuten, Kommunikation finde in Computernetzen nur sehr eingeschränkt statt. Wie geht der „Computermensch“ mit dem Problem eigentlich um?
  Wie bereits vermutet, ist es bei dieser Form von Kommunikation nur schwer möglich, Stimmungsnuancen, die beim Telefon durch Sprache bzw. Betonung übermittelt werden, dem Kommunikationspartner mitzuteilen. Diese Nuancen finden in der schriftlichen Kommunikation in Computernetzen Ausdruck durch z.B. Groß- und Kleinschreibung und die Verwendung von sogenannten „Smileys“. Smileys sind vereinbarte Zeichenfolgen, die bestimmte Stimmungsbilder darstellen sollen. Im Grunde stellen sie Piktogramme dar, die man als Gesichter mit verschiedenen Mimiken erkennt, wenn man den Text um 90 Grad im Uhrzeigersinn dreht. Mit Hilfe dieser Gesichter können Emotionen, wie Ironie, Ärger, Sprachlosigkeit usw. ausgedrückt werden.

Einige Beispiele:
:-)    der Grinsende
:-))    der breit Grinsende
;-)    der verschmitzt Grinsende
:-(    der Enttäuschte
:-o    der Überraschte
:-{    der Verärgerte

  Vor allem bei direkter Kommunikation können Smileys leicht mißverstanden werden. Ernsthafte Probleme sollte man besser mit anderen Kommunikationsmitteln lösen; E-Mail stellt eine bessere Alternative dar. An die Qualität von verbaler Kommunikation mit visuellem Kontakt reicht keine der im Internet üblichen Kommunikationsformen heran.

Synchronisierte Kommunikation
    Existiert nicht mehr als ein Kommunikationskanal bei einer bidirektionalen Kommunikation, stellt sich das Problem der Synchronisation von Kommunikationssignalen. Es sind Mechanismen nötig, die einen Datenaustausch ermöglichen. Bei einem über CB-Funk geführten Gespräch zwischen zwei Menschen muß festgestellt werden, wer die Funktion des Senders und des Empfängers übernimmt. Dies gestaltet sich hier besonders schwierig, da außer dem akustischen Signal keinerlei Informationen übermittelt werden, die andeuten könnten, daß der Zuhörer jetzt auch mal etwas sagen möchte. Es kommt leicht zu einer Vermischung von Kommunikationssignalen mit Signalen zum Zwecke der Synchronisation. Bei einem Gespräch mit visuellem Kontakt ist es möglich, diese Information, die ja lediglich der Synchronisation dient, auf einem anderen Kommunikationskanal, z.B. mit Körpersprache wie Gestik und Mimik, zu übertragen. Wer schon einmal an einer Telefonkonferenz teilgenommen hat, wird diesen Mangel des Telefons als sehr einschränkend für diese Art der Kommunikation kennengelernt haben.
  Bei der Benutzung anderer Medien, wie etwa der Kommunikation via Briefpost können keine Probleme dieser Art auftreten. Es wird auf getrennten Kanälen gesendet und empfangen, eventuell liegt auch eine Kommunikation in einer Richtung vor. Allerdings liegen die gegenseitigen Reaktionen auf Briefe zeitlich auseinander.
  Unter Synchronisation versteht man das Herstellen eines Gleichlaufs oder einer Übereinstimmung bei sich aufeinander beziehenden Kommunikationsvorgängen. Es muß ein geregelter Wechsel zwischen Sender und Empfänger stattfinden, um ein „Kommunikationschaos“ zu verhindern. Bei einigen Kommunikationsmedien ist bereits durch ihre Technik eine Synchronisation eingebaut, bei anderen spielt sie keine Rolle, da keine wechselseitige Kommunikation stattfindet.

Isochrone Kommunikation
    Einige Kommunikationsformen, wie das Telefonieren, sind isochron, d.h sie existieren in kontinuierlicher Zeit gleichzeitig, andere sind zeitunabhängig (z.B. die Briefpost). Das Senden von Signalen ist gleichzeitig das Empfangen von Signalen. Diese Eigenschaften bestimmen das Kommunikationsverhalten von Sender und Empfänger wesentlich. In aller Regel sind isochrone Kommunikationen vergänglich, während andere oft auch lange nach dem erfolgten Kommunikationsvorgang noch verfügbar sind. Dies hängt wesentlich mit der Wahl der Mittel zusammen. Ein Material, das seiner Bestimmung nach nicht schnell vergänglich ist, muß Grundlage für nicht zeitgleich geschehende Kommunikation sein. Daher stehen die Signale, die auf dem Material aufgebracht wurden, auch noch lange nach dem erfolgten Kommunikationsvorgang zur Verfügung. So können wir heute noch den Briefwechsel von Karl Marx mit seinem Verleger wahrnehmen. Während das geschriebene Wort auf dem Papier Jahrhunderte überdauert, ist das gesprochene Wort, sei es akustisch, elektronisch oder durch Funkwellen übertragen, nur für den Bruchteil einer Sekunde wahrnehmbar und dann für immer verloren, es sei denn, man bedient sich technischer Hilfsmittel, es zu konservieren. […] Isochrone Kommunikation, die durch technische Probleme verzögert wird, ist nicht mehr befriedigend zu führen. Entstehen bei Telefongesprächen zu lange Pausen durch überlange Übertragungswege, können kurze Gesprächspausen nicht mehr identifiziert werden. Diese sind aber wichtig zur Synchronisation der verbalen Kommunikation ohne visuellen Kontakt. Man fällt sich gegenseitig ins Wort und hat einen größeren Aufwand, um das Gespräch zu koordinieren. Werden die Pausen sehr groß, ist eine Kommunikation kaum noch möglich.
  Die Gleichzeitigkeit von Senden und Empfangen wird bei computervermittelten Kommunikationsformen mit isochronem Charakter (z.B. dem Internet-Chat) nicht immer eingehalten. Durch die Langsamkeit des Schreibens gegenüber der gesprochenen Sprache ist man hier aber unempfindlicher und toleriert so mehr Störungen, als es z.B. bei Videokonferenzen möglich wäre.
  Auch das Auseinanderfallen zusammengehöriger Signale erschwert die Kommunikation. Dieser Effekt tritt häufig bei Videokonferenzen auf, bei denen Audio- und Videosignal auf getrennten Wegen übermittelt werden. Die Unterstützung der verbalen Kommunikation durch visuelle Signale wird schon deutlich schwieriger, wenn die Signale ein bis zwei Sekunden auseinanderliegen.



Besonderheitender computervermittelten Kommunikation
    Es schließt sich nun die Diskussion von modernen Kommunikationsformen an. Die Schülerinnen und Schülern bekommen eine Kopie des Informationskastens „Besonderheiten der Kommunikation über Computer“ (siehe vorige Seite). Folgende Aufgabe wird gestellt:

Lest den vorgegebenen Text und beantwortet folgende Fragen:

  • 1. Wie können bei der computervermittelten Kommunikation Stimmungen ausgedrückt werden?
  • 2. Was versteht man unter Synchronisation von Kommunikationsvorgängen? Nennt eine Kommunikationsform, bei der es leicht zum Kommunikationschaos kommen kann und eine, bei der die Synchronisation bereits "eingabaut" ist.
  • 3. Welcher Effekt erschwert bei Videokonferenzen die Kommunikation?

    Bei der Auswertung dieser Fragen im Unterrichtsgespräch sollte insbesondere herausgearbeitet werden, daß bei Kommunikationsformen wie Chatten oder auch in Videokonferenzen ein geregelter Wechsel zwischen Sender und Empfänger stattfinden muß, da hierbei Synchronisationsformen wie Gestik oder Mimik nicht möglich sind (Chat) oder zeitversetzt erfolgen (Videokonferenz). Die daraus ggf. resultierenden Kommunikationsprobleme müssen in der sich nun anschließenden Projektarbeit beim Einsatz von NetMeeting berücksichtigt werden.
    Die Lehrkraft motiviert nun für das Projekt: Eine Klassenfahrt soll vorbereitet werden. Es sollen in Gruppen mögliche Zielorte diskutiert werden; nach einer Einigung recherchiert jede Schülergruppe Material zum Reiseziel. Dieses Material wird mit einer Textverarbeitung aufbereitet, allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt und in der Klasse diskutiert. Schließlich einigt man sich auf ein gemeinsames Reiseziel.
    Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler sich vorstellen, daß diese Tätigkeiten nicht im Klassenverband geschehen, sondern von einem fiktiven Schülerarbeitsplatz zu Hause über das Internet. Damit ist in wesentlichen Zügen das Szenarium eines Telearbeitsplatzes beschrieben, der sicherlich etlichen Schülerinnen und Schülern im künftigen Arbeitsleben begegnen wird.
  Als Vorbereitung auf die nächste Stunde wird die Hausaufgabe erteilt, sich ein Reiseziel auszuwählen und zu diesem Reiseziel Informationen und Material (Bilder, Stadtpläne, Landkarten usw.) zusammenzustellen. Dieses Material sollte möglichst digital vorliegen (z.B. als Ergebnis einer Internet-Recherche). Ansonsten finden sich vielleicht Schülerinnen oder Schüler, die das Material als Vorbereitung auf den Unterricht scannen können. Denkbar ist auch, daß die Lehrkraft eine Sammlung von Reiseziel-Grafiken in einem „elektronischen Fotoalbum“ im lokalen Netzwerk oder lokal bereitstellt. Jeder Schüler sollte etwa zwei Bilder digitalisiert in einem üblichen Grafikformat (BMP, GIF, JPG) zur Verfügung haben.


Einführung in den Umgang mit NetMeeting: Chat und Wandtafel
    Zu Beginn der nächsten Unterrichtsstunde wird die Klasse in Gruppen zu etwa vier Schülern eingeteilt. Ein Chat bzw. das Zusammenarbeiten in kleinen Gruppen ist leichter zu realisieren, als die Kommunikation im großen Verband.
    Die Mitglieder jeder Gruppe sollen untereinander im NetMeeting-Chat ihre bevorzugten Reiseziele vorstellen. Dabei soll auch die elektronische Wandtafel zur Visualisierung der Ziele mittels der vorbereiteten Grafiken genutzt werden.
    Die Lehrkraft demonstriert dazu den Start von NetMeeting und die Verbindungsaufnahme über das Kurzwahlverzeichnis (Doppelklick auf den anzurufenden Teilnehmer, siehe Bild 3, S.71). Es wird demonstriert, wie der Anruf angenommen wird. In jeder Gruppe wird ein Moderator bestimmt, der zu den anderen Gruppenmitgliedern die Verbindung aufbaut. Auf jedem Arbeitsplatz erscheinen im Fenster „Aktueller Anruf“ die Konferenzteilnehmer (Bild 7). Ist eine Videokamera an einem Platz angeschlossen, sehen alle Teilnehmer das Bild in einem Extra-Fenster.
Danach wird der Chat gestartet (Moderator klickt auf das Chat-Symbol in der Menüleiste). Bei allen Konferenzteilnehmern wird das Chat-Fenster eingeblendet – die Diskussion kann beginnen (Bild 8, vorige Seite).

    Das erste Arbeiten im Chat kann spielerisch geschehen, so kann z.B. von den Konferenzteilnehmern ein Kettensatz gebildet werden: Der Moderator gibt ein Wort zum Satzbeginn vor; im Uhrzeigersinn führt jeder Teilnehmer den Satz mit einem Wort weiter.
  Sehr schnell wird deutlich, daß dieses „Gespräch über die Tastatur“ gar nicht so einfach zu führen ist, oft wird durcheinander „gesprochen“. Als geeignetes Mittel zur Synchronisation hat sich eingebürgert, daß am Ende des Textes der Buchstabe „o“ gesetzt wird (für over, Ende meiner Worte).
    Als nächstes demonstriert die Lehrkraft den Einsatz der elektronischen Wandtafel. Dazu wird in der Menüzeile das Symbol Whiteboard angeklickt, damit wird auf allen Arbeitsplätzen das Whiteboard eingeblendet. Im Whiteboard kann ähnlich wie in einem Grafikprogramm gezeichnet werden; sinnvoller als das Malen von Strichmännchen ist allerdings das Öffnen von Grafikdateien. Wir nutzen deshalb diese elektronische Wandtafel zum Visualisieren der möglichen Reiseorte (Bild 9). In Gruppenarbeit über einen Chat und mit Unterstützung der elektronischen Wandtafel sollen in jeder Schülergruppe mögliche Zielorte diskutiert werden.
    Die Mitglieder der Gruppe einigen sich auf einen Ort. Bei vorhandener Zeit suchen sie Informationen zum Reiseziel über das Internet bzw. klassische Quellen (Zeitschriften, Bücher, Broschüren der Fremdenverkehrsämter). Ansonsten wird diese Tätigkeit die Hausaufgabe zur nächsten Stunde. Es sollte im Unterrichtsgespräch geklärt werden, welche Informationen zum Zielort präsentiert werden sollen. Ratsam ist, daß jedes Gruppenmitglied ein Recherchethema bekommt, z.B.:

  • Geschichte der Stadt;
  • Anreise, Kosten, Übernachtungsmöglichkeiten;
  • Sehenswürdigkeiten usw.

    Die Informationen sollten möglichst als Textdatei, ggf. mit eingefügten Bildern, vorliegen.

Multilaterale Datenkonferenz: Austauschen von Dokumenten und gemeinsames Arbeiten an Dokumenten
    Das von den Schülerinnen und Schülern gesammelte Material wird in der nächsten Unterrichtsstunde über eine Konferenz ausgetauscht. Jede Schülergruppe erstellt in gemeinsamer Dokumentenbearbeitung eine Textdatei mit integrierten Bildern und stellt sie allen mittels Dokumentenaustausch zur Verfügung.
  Die Lehrkraft demonstriert dazu wieder den Umgang mit den Werkzeugen. Benötigt werden ein Dateitransfer und die Möglichkeit, gemeinsam Dokumente zu bearbeiten. Der Dateitransfer wird in NetMeeting über den Menüpunkt Extras–Dateiübertragung ermöglicht. In diesem Untermenü erscheinen die potentiellen Empfänger einer Datei; nach Auswahl von Empfänger und Datei (über ein Explorerfenster) wird die Datei übertragen (Bild 10).
    Die Gruppenmitglieder schicken ihre Texte auf diese Weise zum Moderator, der daraus durch das Zusammenkopieren der Einzeldateien ein Dokument macht. Dieses Dokument wird nun gemeinsam von den Gruppenmitgliedern bearbeitet. Dazu muß der Moderator auf seinem Arbeitsplatz die entsprechende Anwendung freigeben (in unserem Beispiel Word für Windows). Wie dies geschieht, wird wiederum von der Lehrkraft demonstriert: Im Menüpunkt „Extras“ wird die Funktion „Anwendung freigeben“ aktiviert und die Anwendung durch Anklicken ausgewählt (Bild 11, nächste Seite).
    Alle Konferenzteilnehmer können nun diese Anwendung auf ihrem Arbeitsplatz eingeblendet sehen; allerdings noch nichts ändern. Dazu aktivieren alle Teilnehmern im Menü „Extras“ die Funktion „Zusammenarbeiten“. Jetzt ist es möglich, Änderungen am Text, den Formatierungen usw. vorzunehmen. Der gerade in der Anwendung aktive Teilnehmer wird angezeigt, möchte ein Teilnehmer selbst in der Anwendung arbeiten, muß er die Maus bewegen und auf eine dann erscheinende Schaltfläche klicken.
    Jede Gruppe erstellt über die gemeinsame Dokumentbearbeitung eine Datei mit der Präsentation des Reiseziels. Am Ende des Unterrichts wird die Datei mittels Dateiübertragung auf den Arbeitsplatz der Lehrkraft bzw. an die anderen Gruppen gesendet. Die Dokumente können nun gedruckt und bis zur nächsten Stunde ausgehängt werden. Die Lehrkraft besorgt zur nächsten Unterrichtsstunde nach Möglichkeit Videos über einige Zielorte bzw. bittet die Schülerinnen und Schüler um die Bereitstellung von entsprechendem Material.


Abhalten einer Videokonferenz
    Den Abschluß dieser Unterrichtseinheit bildet die Entscheidungsfindung über den Zielort der Klassenfahrt. Über eine Videokonferenz werden die einzelnen Orte vom Moderator jeder Gruppe vorgestellt. Die Abstimmung über das Ziel erfolgt über einen Chat.
Für das Durchführen einer Videokonferenz ist es sinnvoll, daß sich der Kameraarbeitsplatz in einem separaten Raum befindet (z.B. Vorbereitungsraum der Lehrer). Von hier aus kann jeder Moderator seine Argumente für das Reiseziel vortragen. Über den Anschluß eines Videorecorders ist es auch möglich, Filmsequenzen zu den einzelnen Orten einzuspielen. Um an der Konferenz teilzunehmen, stellen die Schülerinnen und Schüler auf bekanntem Weg eine Verbindung zum Arbeitsplatz des Moderators her. Auf allen Arbeitsplätzen erscheint dann das Videobild vom Moderator, Ton ist bei eingebauter Soundkarte zu hören. Sind nicht an allen Arbeitsplätzen Soundkarten mit Kopfhöreranschluß vorhanden, kann der Ton natürlich auch über ein entsprechend leistungsfähiges Lautsprecherpaar eines mit Soundkarte ausgestatteten PCs kommen. Denkbar ist es auch, die Toneingänge eines Datenprojektors mit integriertem Lautsprecher (Beamer) zu nutzen. Dann hat man auf der Leinwand zusätzlich eine „Großdarstellung“ des Videobildes. Dieses Verfahren eignet sich auch zur Demonstration einer Videokonferenz, wenn die Leistungsfähigkeit der Schülerarbeitsplätze das Arbeiten mit NetMeeting nicht gestattet.
    Die Erwartungen der Schülerinnen und Schüler an die Videokonferenz mögen zunächst sehr hoch sein; erwartet wird eine dem normalen Videofilm entsprechende Darstellung. Das über das LAN übertragene Videobild aber hat eine geringe Auflösung, ist unscharf und „ruckelt“. In Abhängigkeit von der Übertragungsgeschwindigkeit des Mediums werden mehr oder weniger Bilder je Sekunde über das LAN übertragen.
Im Unterrichtsgespräch läßt sich damit sehr gut thematisieren, daß oft die gewählten Medien über die Möglichkeit und Qualität der Kommunikation bestimmen.
    An den Arbeitsplätzen kann das deutlich gemacht werden, indem die Videoqualität in den NetMeeting-Optionen (Menü Extras – Optionen – Register Video, Bild 12, vorige Seite) geändert wird.
    Die unterschiedlichen Darstellungen bei hoher und niedriger Videoqualität (Bild 13, vorige Seite) zeigen sofort: Deutliche Bilder werden mit Geschwindigkeitseinbußen bezahlt; die Bilder ruckeln mehr. Bei Einstellung der niedrigen Qualität wird das Videobild „echtzeitnäher“; schnellere Änderungen im Bild werden wiedergegeben, allerdings unschärfer (Physiklehrkräfte werden es sich an dieser Stelle nicht versagen, auf Analogien zur Heisenbergschen Unschärferelation hinzuweisen).
    Von der eigentlichen Informationsherstellung bis zum Empfang der Information durchläuft diese viele technische Transformationen. Beispielsweise sorgen Kompressionsalgorithmen dafür, daß die enormen Datenmengen so geschrumpft werden, daß sie schnell und damit kostensparend bzw. echtzeitnah über Netze übertragen werden.
    Auf jeder dieser Transformationsebenen kann es dabei zu Einschränkungen hinsichtlich der Qualität und Form der Information kommen. Die Qualität von Farbe und Ton leidet unter den beschränkten Übertragungs- und Darstellungstechniken. Die Bedeutung solcher technischen und strukturellen Bestimmungen fließt – zumindest unbewußt – immer wieder in die Entscheidung für ein bestimmtes Medium ein. Eine wichtige Besprechung wird wohl nicht als Telefon- oder Videokonferenz durchgeführt werden, da die Kommunikation hier entscheidend durch die Technik eingeschränkt wird.
    Zum Abschluß der Videokonferenz wird über den Reiseort mittels Chat abgestimmt. Alle Schülerinnen und Schüler stellen eine Konferenzverbindung zum Lehrerarbeitsplatz her und geben ihren Favoriten ein. Eine Auszählung ergibt den Sieger, eventuell sind mehrere Abstimmungsrunden nötig.

Konferenz im Internet
    „Krönender“ Abschluß der Unterrichtseinheit kann eine echte Konferenz im Internet sein. Das sollte als Demonstration geschehen, da sicher nicht alle Arbeitsplätze eine schnelle Internet-Anbindung haben. Diese ist aber für Konferenzen mit Bild und Tonübertragung notwendig. Dazu kommt, daß nicht immer jugendfreie Konferenzen im Internet geführt werden (vgl. Bild 14). Die Lehrkraft muß hier schon die Kontrolle über die Konferenzen behalten. Zum Demonstrieren einer echten Internet-Videokonferenz sollte eine „flotte“ Internet-Verbindung aufgebaut werden (über ISDN). Mit NetMeeting wählt man sich dann auf einen Internet-Video-Konferenz-Server ein, eine Auflistung von deutschen ILS-Servern sei an dieser Stelle gegeben:

ils.invent.de                             uls.impartner.de
ils.netmeeting.de                   ramsis.pharoweb.de
ils.contact.netmeeting.de    produkte.mit.de
uls.tkc.de                                uls.de
ils.uni-ulm.de                         uls.netmeeting.de
ils.ruhr-net.de                        uls.wunsch.com

    Auf diesen Servern findet man eine Liste mit anwesenden Konferenzwilligen. Symbole weisen darauf hin, ob eine Audio- oder Videoverbindung zum Teilnehmer möglich ist (Bild 14). Per Mausklick lädt der Datenreisende einen anderen zum Video-Chat, zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten oder zur Dateiübertragung ein.
    Per Internet läßt sich somit weltweit zum Ortstarif plaudern. Allerdings müssen die Internet-Bandbreite und die oft überlaufenen ILS-Server mitspielen.


 

Unterrichtsideen mit NetMeeting

    Die skizzierte Unterrichtseinheit soll Anregungen für den Einsatz von Datenkonferenzen im Unterricht geben. Zahlreiche weitere Anwendungen sind denkbar:
So nutzen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hochdahl in Erkrath diese Art der multimedialen Kommunikation, die ihnen durch die finanzielle Unterstützung der Firmen Mercedes-Benz-Lenkung und Intel, der Rheinischen Bahngesellschaft und Ed. Liesegang ermöglicht wurde. Sie haben in ihrer ersten Videokonferenz ein Bewerbungsgespräch mit dem Personalchef der Firma „Mercedes-Benz-Lenkung“ führen können. Jedoch konnten die Schüler nicht nur per Videokonferenz mit dem Personalchef kommunizieren, sondern auch ihr Bewerbungsschreiben durch ferngesteuerte gemeinsame Nutzung des Textverarbeitungsprogramms in eine professionelle Form bringen lassen. Dies schuf eine Grundlage zu einem multimedialen Vorstellungsgespräch. Das Projekt hat den Sonderpreis des Initiativpreises 1998 der Otto-Wolff-von-Amerongen-Stiftung gewonnen (http://wwwlearn-line.nrw.de/ Themen/Berufe/BLiK).
    Im hohen Norden ist man offensichtlich schon weiter: In der Niinilahti-Schule (26 Schülerinnen und Schüler, zwei Lehrer und 6 Computer) südlich von Viitasaari (Finnland) bestehen die technischen Möglichkeiten für eine Videokonferenz-Schaltung, um auf diesem Wege Kontakte aufzubauen. Ein Blick auf die deutschsprachige Homepage lohnt sich: http://kala. cec.jyu.fi/vkoulu/viitasaari/niinila/kielet/ttviede.htm
Weitere potentielle Anwendungsbereiche für Konferenzen in der Schule können sein:

  • Kontakte zu Partnerschulen
    Alles, was man bisher in E-Mail-Projekten mit Partnerschulen oder anderen Schulen durchgeführt hat, wird durch Videokonferenzen noch lebendiger. Die Schülerinnen und Schüler sehen ihr Gegenüber, die Kontaktaufnahme wird dadurch viel intensiver.
  • Berufsorientierung
    Per Videokonferenz kann man Kontakt aufnehmen zu Universitäten, die über Studiengänge informieren; auch Arbeitsämter (z.B. Düsseldorf) führen Konferenzen durch.
  • Politische Bildung
    Es können Videokonferenzen zu Politikern oder Umweltberatern geschaltet werden, um so den Unterricht lebendiger und interessanter zu gestalten.
  • Übertragung von Experimenten
    in Physik- bzw. Chemieunterricht, die sonst schlecht zu beobachten sind.

    Mit geringem Aufwand können Daten- bzw. Videokonferenzen den Unterricht bereichern und wertvolles Wissen und Können für die spätere berufliche Tätigkeit der Schülerinnen und Schüler vermitteln.


Jürgen Müller
DBB Akademie
Am Karlsbad 11
10785 Berlin

E-Mail: j.mueller@b.dbbakademie.de



Links:
http://www.schule.tmr.net/ms-wat/netdays98/video/konferenz.html

Liste ILS-Server: http://www.pingweb.de/rb/ils.htm