LOG IN Heft NR. 124 (2003)

 

SPAM


Der Ursprung

    Ausnahmsweise ist SPAM kein Akronym, d.h. kein aus den Anfangsbuchstaben mehrer Wörter gebildetes Kunstwort der EDV. Trotzdem ist SPAM ein Kürzel: Spiced Ham – gewürzter Schinken. Denn im Jahr 1937 wurde von der Firma Hormel Foods in Austin, Minnesota (USA), Schweinefleich klein geschnitten, gewürzt, in Blechdosen gepresst und SPAM genannt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde SPAM zu einem Begriff auch außerhalb der USA, weil mehr als 100 Millionen Dosen an die US-Armee ausgeliefert und auch in England und sogar in der Sowjetunion verteilt wurden. „Ohne Spam hätten wir unsere Armee nicht ernähren können“, schrieb Nikita Chruschtschow 1970 in seinen Memoiren.
    In den Computer kam SPAM dann aufgrund einer Satire der britischen Komiker-Gruppe Monty Python. Der Sketch spielt in einem Restaurant, in dem ausschließlich SPAM-Gerichte angeboten werden; selbst Hummer gibt es nur mit SPAM (siehe Internetquellen am Ende des Beitrags). Eine Mrs. Burn (Graham Chapman in Frauenkleidern) will als Gast in diesem Restaurant jedoch kein SPAM, doch eine Bande von Wikingern grölt nur noch „Spam, spam, spam, …“. Aus dieser massenhaften Wiederholung desselben Wortes übernahmen Benutzer des Usenet den Begriff: Das massenhafte Verbreiten ein und desselben Beitrags in Newsgroups wurde SPAM genannt, das zugehörige Verb „spamming“ und die Absender „Spammer“.
    Mittlerweile ist SPAM vor allem ein Begriff für unerwünschte Werbe-E-Mails geworden, die wiederum auch in Massen versendet werden.
    Eine andere, im Allgemeinen amtlich genutzte Bezeichnung für unerwünschte Werbe-E-Mails ist UCE, eine Abkürzung für Unsolicited Commercial E-Mails.

Der Schaden

    Nach Angaben des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Ferris Research kosten unerwünschte E-Mails in diesem Jahr Firmen und Organisationen allein in den USA rund 10 Milliarden Dollar. Darin enthalten sind nicht nur die reinen Übertragungskosten, sondern auch der Zeitverlust beim Lesen, Löschen oder gar Beantworten dieser elektronischen Belästigungen. Bei Umfragen berichteten auch etliche Anwender von beleidigenden, obszönen oder aggressiven E-Mails, die sogar zu psychischen Problemen führen können.
Darüber hinaus werden mit SPAM auch häufig Computerviren verteilt, beispielsweise in Bildern.
Nach Schätzungen der Beratungs- und Marktforschungsfirma The Radicati Group, Inc., die ihren Sitz in Palo Alto und in London hat, handelt es sich bei rund 45 Prozent der versandten elektronischen Post grundsätzlich um SPAM.


Die Adress-Sammler

   
Der Grund, weshalb sich Unternehmer und Firmen überhaupt mit SPAM abgeben und E-Mail-Adressen sammeln, liegt vor allem an der Erfolgsquote, denn die ist beim Spamming im Vergleich zu herkömmlichen Werbebriefen ungewöhnlich hoch. Nach einer Studie der Europäischen Kommission vom Januar 2001 (vgl. Commission of the European Communities, 2001) liegt die Antwortrate bei gewöhnlichen Postwurfsendungen lediglich zwischen 0,5 bis 2 Prozent, bei SPAM jedoch zwischen 5 und 15 Prozent! Dabei ist sogar noch zu beachten, dass Spamming fast nichts kostet und mit einem minimalen Aufwand beliebig viele potenzielle Kunden erreicht werden können.
    Für das Sammeln von Adressen gibt es spezielle E-Mail-Spider, d.h. Software-Werkzeuge, die das Internet nach allem durchsuchen, was nach einer E-Mail-Adresse aussieht. So werden Adressen zum Beispiel vom Impressum einer Homepage, aus Kontaktbörsen, aus Seiten von Anzeigenmärkten oder aus Gästebüchern genommen. Aufgrund solcher Verfahren entstehen umfangreiche Sammlungen von E-Mail-Adressen, die mittlerweile von so genannten List-Brokern auf CD-ROMs verkauft werden.
    Eine andere Methode besteht beispielsweise darin, mithilfe eines JAVA-Scripts während des Besuchs einer Internetseite die E-Mail-Adresse des Besuchers auszuspähen. Oder es wird angeboten, unerwünscht eingetroffene Werbe-Mails abzubestellen: Ein Anklicken der „unsubscribe“-Mail-Adresse dient oft nur zu der Bestätigung, dass die Adresse korrekt ist und die SPAM-Mails auch abgerufen werden.
   
Selbst Programme zum Generieren von Namens- und E-Mail-Adress-Kombinationen werden eingesetzt. Zu den völlig zufällig zusammengesetzten Mail-Adressen wird probeweise elektronische Post gesandt, und erhält das Absenderprogramm keine Fehlermeldung, ist anzunehmen, dass die Adresse existiert.


Der Schutz

    Gerade auch bei noch nicht volljährigen Schülerinnen und Schülern ist es pädagogisch in keiner Weise zu vertreten, wenn sie mit Angeboten für Pornografie oder die Vergrößerung von Körperteilen belästigt werden. Deshalb ist ein Schutz gegen SPAM dringend angesagt!
Einerseits bieten Provider wie beispielsweise GMX oder web.de mittlerweile so genannte SPAM-Filter an, die jeder Kunde nutzen sollte. Andererseits existiert auch eine Reihe von Filtern, die jeder kostenfrei selbst nutzen kann. Zum Beispiel gibt die Universität Wien gute Hinweise und etliche praktischen Tipps für das Einrichten solcher Filter:

http://www.univie.ac.at/ZID/PD/ spamfilter/#Moz

Zudem existiert eine Fülle an Freeware. Als Beispiel sei hier auf Spamihilator verwiesen:

http://www.spamihilator.com/

    Dieses Programm verwendet einen lernfähigen Filter, den so genannten Bayesian Filter, der nach den Regeln von Thomas Bayes, einem englischen Mathematiker (1702–1761), arbeitet. Für jede E-Mail wird eine bestimmte SPAM-Wahrscheinlichkeit errechnet – und: Der Filter kann trainiert werden! Das heißt, er stellt sich auf das persönliche Mail-Aufkommen ein und kann mit der Zeit immer bessere Ergebnisse liefern. Die Filterung läuft dabei im Hintergrund ab. Das in 13 Sprachen nutzbare Programm ist kompatibel unter anderem für Outlook Express, Eudora, Pegasus Mail, Phoenix Mail, Opera, Mozilla und Netscape. Das Programm steht unter der GNU General Public License, das heißt, jeder kann es kostenfrei herunterladen und weitergeben; sogar der Quellcode in C++ ist frei verfügbar.
    Eine dritte Möglichkeit, sich vor SPAM zu schützen, besteht darin, den Spammern das Leben schwer zu machen. Es ist beispielsweise sinnvoll, sich mindestens zwei E-Mail-Adressen zuzulegen: eine öffentliche und eine private. Die private Hauptadresse sollte nur verwendet werden, wenn man mit jemandem ernsthaft kommunizieren will. Auf keinen Fall sollte sie für folgende Zwecke verwendet werden: Teilnahme an Gewinnspielen, Registrierung für kostenfreie Dienste oder Produktregistrierungen, E-Mail-Adressverzeichnisse, Mailing-Listen, Newsletter-Abonnements, Einträge in Gästebüchern, Diskussionsforen, Chats, Versand von E-Cards oder Online-Shopping.
Wer eine eigene Homepage besitzt, sollte seine E-Mail-Adresse tarnen. Denn das Internet wird – wie oben beschrieben – mit vollautomatischen Software-Werkzeugen auf der Suche nach E-Mail-Adressen durchkämmt. Bei

http://www.webweisheiten.de/anti-spam_gen.shtml

wird beispielsweise gezeigt, wie eine E-Mail-Adresse mit dem UniCode versteckt werden und trotzdem funktionieren kann.
Der wirksamste Schutz gegen SPAM ist aber immer noch, die E-Mails von unbekannten Absendern oder mit seltsamer Betreff-Zeile sofort zu löschen, ohne sie zu öffnen!


Die Rechtslage

    Bislang ist das Versenden von SPAM allein in der Regel nicht strafbar. Allerdings ist die Rechtslage bei E-Mails derjenigen von Fax-Werbung ähnlich, wo die unverlangte Versendung von Werbung in Deutschland wettbewerbswidrig ist. Das bedeutet, dass SPAM im Grunde verboten ist, weil der Empfänger um diese Art der Werbung nicht gebeten hat. Unter anderem bietet 

http://www.recht-im-internet.de/
 

eine Sammlung entsprechender Urteile.


Der Anti-SPAM-Tag

    Mittlerweile wehren sich immer mehr Internet-Nutzer gegen SPAM. Yahoo Deutschland hat deshalb in einer mit anderen Unternehmen gestarteten Initiative den 22. Mai 2003 zum Anti-SPAM-Tag erklärt, um auf dieses Problem wirksam aufmerksam machen zu können – ob’s geholfen hat, wird der Anti-SPAM-Tag im nächsten Jahr zeigen. Zurzeit ist die dafür eingerichtete Website jedoch nicht mehr erreichbar.

Bernhard Koerber