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LOG IN 20 (2000) Heft 6

 

20 Jahre LOG IN

    Wer gegenwärtig – vor allem aufgrund der Initiativen "Schulen ans Netz" oder "D21" – sich mit dem Computereinsatz in der Schule beschäftigt, kann leicht den Eindruck gewinnen, dass der Computer als Unterrichtsmittel und Unterrichtsgegenstand völlig neu entdeckt wird. Und wer einen Blick auf die Fußzeile der vorliegenden Zeitschrift wirft, kann entdecken, dass dort "20 (2000)" vermerkt ist. Dieser Vermerk bedeutet seit Bestehen dieser Zeitschrift die Jahrgangszahl mit dem jeweiligen Jahr, in der LOG IN erscheint. Mit dem vorliegenden Heft 6/2000 wird also der Abschluss des 20. Jahrgangs von LOG IN begangen.

    Ein solches Jubiläum fordert Rückblicke und Ausblicke heraus. Die Ausblicke werden im Themenbereich des vorliegenden Heftes behandelt. Der Rückblick wird auf diesen beiden vor Ihnen, liebe Leserin oder lieber Leser, liegenden Seiten unternommen. Anhand von jeweils drei Zitaten aus dem ersten Heft von LOG IN (1’81) und aus dem Heft zum 10-jährigen Jubiläum (6’90) soll aufgezeigt werden, welche Themen und Probleme über die Jahrzehnte hinweg für alle diejenigen von Bedeutung waren, die sich bereits damals für die Durchsetzung einer informatischen Bildung für alle engagiert haben. Es wird aus den Originaltexten, d.h. ohne Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung, zitiert.

    Die Bewertung der Aussagen im Hinblick auf die 20-jährige Entwicklung soll Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, selbst überlassen bleiben …



Herausforderungen

    LOG IN 1’81, S. 4: Ohne Neugestaltung der Ziele, Inhalte und Strukturen des Bildungssystems scheint der Herausforderung der Auswirkungen von Computeranwendungen nicht begegnet werden zu können. Die Erfindung beweglicher Metalltypen zur mechanischen Vervielfältigung von Texten durch Gutenberg rief in wenigen Jahrzehnten eine Umwälzung in der Buchherstellung hervor, in deren Folge die Kultur verweltlicht, demokratisiert und damit Allgemeingut wurde. Durch die Automatisierung geistiger Arbeit und die damit verbundenen Erkenntniserweiterungen können ebenso neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung geschaffen werden. Daneben werden aber auch die im beruflichen Leben verlangten Qualifikationen durch den Computereinsatz verändert. Der Berufsausbildung wird damit die Aufgabe gestellt, darauf vorzubereiten, während des ganzen Lebens zu lernen. Allerdings hat auch die allgemeinbildende Schule ihre spezifische Rolle dabei zu übernehmen. Die Zukunft unserer Gesellschaft, die zu einem wesentlichen Teil auch durch ihre Bildungsinvestitionen geprägt wird, muß bereits jetzt bedacht werden, so daß in ihr die Bewältigung der anstehenden Probleme gesichert werden kann. Informatik in der allgemeinbildenden Schule und in der beruflichen Ausbildung ist ein Teil davon.

LOG IN 6’90, S. 3: Da aber im Brechtschen Sinne die Zukunft von der Erledigung der Vergangenheit abhängig ist, wollen wir mit dem vorliegenden Heft dem Gewesenen nicht den Rücken kehren, sondern vielmehr eine Bestandsaufnahme auf unserem Gebiet, der informatischen Bildung, versuchen. […] Aus den Artikeln wird ersichtlich, daß es für die Kollegen aus den neuen Ländern noch viel zu tun gibt, um eine informatische Bildung, insbesondere die informationstechnische Grundbildung, zu installieren. Was allerdings für die Vertreter der informatischen Bildung in den alten Bundesländern kein Grund sein sollte, sich beruhigt zurückzulehnen und auszuruhen. Denn unsere Bestandsaufnahme zeigt auch, daß der Informatikunterricht aufgrund der dynamischen Entwicklung von Technik und Informatik immer wieder dazu aufgerufen ist, die zu vermittelnden Inhalte, Modelle und Methoden zu überprüfen, gegebenenfalls zu verwerfen und neu zu bestimmen. Steht dem Informatikunterricht, der informatischen Bildung überhaupt, im nächsten Jahrzehnt ein Paradigmenwechsel bevor? Viele inhaltliche Forderungen scheinen durch die Konzentration auf eine Programmiersprache nicht mehr abgedeckt werden zu können; die Betrachtung von Nutzeroberflächen und die Telekommunikation gewinnen an Bedeutung. Die Zeit wird zeigen, mit welchen Veränderungen man auf diese Herausforderungen reagieren sollte.



Aktuelle Tagungsthemen

LOG IN 1’81, S. 5: Vom 10.-12. 10. 1980 fand in Bottrop die 2. Arbeitstagung des Arbeitskreises ["Informatik" der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik – GDM] statt. Als wichtigstes Ergebnis entstanden Empfehlungen zur Einbeziehung informatischer Inhalte in den Mathematikunterricht der SekundarstufeI und in die Hochschul-Ausbildung von Mathematiklehrern dieser Stufe. Mit diesen Thesen werden sich als nächstes Vorstand und Beirat der GDM befassen. Gegebenenfalls können sie zur Grundlage eines Vorstoßes im Hinblick auf Lehr- und Studienpläne zur Mathematik werden.

LOG IN 6’90, S. 6: "Neue Technologien und die Zukunft für Schule und berufliche Bildung" war das Thema einer Tagung in Rüschlikon/Zürich. Zwei Tage lang wurde vorgetragen, diskutiert und in Workshops darüber nachgedacht, wie im Bildungswesen durch die Herausforderungen der neuen Technologien eine Orientierung geschaffen werden kann. […] "Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie einmal war", so leitete Professor Robert Jungk, der bekannte Zukunftsforscher aus Salzburg, in seinem Referat "Bildung als Zukunftsbewältigung" die Tagung ein. In früheren Zeiten war die Zukunft der Platz aller Hoffnungen, aber in den letzten zwei Jahrzehnten sei diese Hoffnung zusammengebrochen. Aufgrund der technologischen Entwicklung sei in der daraus resultierenden "Risikogesellschaft" die Zukunft unsicher und widersprüchlich geworden, nicht zuletzt durch fehlende moralische Ansprüche. Jungks Forderung: Der kreative Mensch muß wieder in den Mittelpunkt gestellt werden – heute sei er nur ein Teil von undurchschaubaren Zusammenhängen.



Zum Selbstverständnis der informatischen Bildung

LOG IN 1’81, S. 33 f.: […] Damit sind wir bei einem dritten Orientierungspunkt für den Informatikunterricht: der Bedeutung der Anwendungen für Individuum und Gesellschaft. So kräftig dieses Argument auch von allen dazu benutzt wird, das Unterrichtsfach Informatik durchzusetzen, so zaghaft, mißtrauisch, ja mitunter ablehnend wird reagiert, wenn es darum geht, mit diesem Argument ernst zu machen und es im Unterricht zu thematisieren. Ein Blick auf die Rahmenpläne für die allgemeinbildenden und in besonderem Maße für die berufsbildenden Schulen belegt dies. Es kann nicht ausschließlich darum gehen, den Schüler als Benutzer oder Betreiber von Computern im beruflichen oder Freizeitsektor zu sehen; die Schule muß sich auch mit dem Problem der gesellschaftlichen Voraussetzungen, der gewollten und nicht gewollten Auswirkungen der Informatikanwendungen auf die Gesellschaft als Ganzes und den Handlungsspielraum sowie das Verhalten des einzelnen auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang kommt auch dem Informatikunterricht seine Funktion zu. Auch ein Nichtbehandeln dieser Probleme ist eine faktische Stellungnahme und vor allem faktische Erziehung. Sucht man nach Ursachen für dieses Defizit, so sind sie unter anderem in der als völlig ungenügend anzusehenden Qualifikation der Lehrer zu finden.

LOG IN 6’90, S. 27 u. 31-33: Wegen der schon Jahre andauernden geringen Einstellungschancen von Hochschulabsolventen sowie wegen der Überlastsituation in Informatikfachbereichen gibt es nur halbherzige Bemühungen der Hochschulen, Lehramtsstudiengänge für Informatik einzurichten. […] Selbst bei einer Etablierung solcher Studiengänge wird die Lehrerausbildung auf längere Sicht wegen der fehlenden Einstellungsmöglichkeiten von Lehrern, zumindest bis zur Jahrtausendwende, nur eine geringe schulpraktische Bedeutung erlangen können. […] Mit der Einführung der informationstechnischen Grundbildung im Pflichtunterricht der Mittelstufe und der Einordnung des Informatikunterrichts in das Rahmenkonzept einer informationstechnischen Bildung verändern sich künftig die Bedingungen für eine didaktische Weiterentwicklung des Faches Informatik. […] Der Informatikunterricht, der sich als Weiterführung und Vertiefung der informationstechnischen Grundbildung versteht, der sich fächerübergreifenden und interdisziplinären Anforderungen stellt, ist dann der geeignete Ort, über das allgemeine Grundverständnis hinaus jene Vertiefung und Fundierung anzubieten, die ein wissenschaftsorientiertes Fach leisten kann.

 

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von LOG IN ist ein 20-Jahres-Register erstellt worden, das alle bisher erschienenen Beiträge umfasst. Dieses Register ist abrufbar unter

http://www.log-in-verlag.de/

Verleger und Herausgeber hoffen auf ein weiterhin reges Interesse an LOG IN und danken allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue!

Bernhard Koerber
Jürgen Müller
Ingo-Rüdiger Peters