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LOG IN: 19 (1999) Heft 2

Ausländer – Inländer:

Eine Zukunft!

Schüler lernen den Umgang mit Informationsangeboten aus dem Internetam Beispiel einer aktuellen gesellschaftlichen Problematik

(Teil 1)

von Harald Rogge, Edeltraud Schmiady, Martin Thoms und Hans-Jörg Zarm


Ausgangspunkt der vorliegenden Unterrichtseinheit sind die in der Bevölkerung bestehenden Vorurteile gegenüber Ausländern. Dieses Thema erscheint in erster Linie stärker den sozialkundlichen Bereich anzusprechen, doch zeigt es den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten, durch den Einsatz der „[…] Neuen Medien Art und Inhalt von Kommunikation und Information“ zu verändern und zu neuen Einstellungen zu gelangen (siehe beispielsweise Berliner Rahmenplan zur ITG). Weiterhin ist es geeignet, die neu gewonnenen Erkenntnisse statistisch auszuwerten. Die Auswertung der Daten führt zu Modellbildungen in gesellschaftspolitischen Bereichen, die für jeden Bürger unseres Landes – früher oder später – relevant werden.

    In dieser Hinsicht bietet das Thema „Ausländer – Inländer: Nur gemeinsam gibt es eine Zukunft“ den Schülern und Schülerinnen eine Vielzahl von Möglichkeiten der Informationsgewinnung, Auswertung und Weiterverarbeitung mit Hilfe moderner Hilfsmittel, eben dem Einsatz von Informationstechnik. Es werden die in nahezu allen Rahmenplänen geforderten Aspekte aus dem „Anwendungsbereich“ und dem „gesellschaftlichen Bereich“ angesprochen, so daß fachliches und soziales Lernen miteinander verknüpft und auch fächerübergreifendes Lernen und Denken angestrebt werden können.
Diese Lerneinheit setzt das integrierte Programm „Works 4.5“ (oder ähnliche „Office“-Systeme) und einen Internetanschluß voraus.

 


 

Ausländer rein und raus

Subjektives

Das Interesse an der ökonomischen und gesellschaftlichen Bedeutung von Zuwanderungen nach Deutschland hat in der Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in den letzten Jahren spürbar zugenommen.
Der anhaltende Zuzug von Ausländern in einer Zeit der starken Belastung der öffentlichen Haushalte durch die Folgekosten der Wiedervereinigung und wachsender Kosten durch die Arbeitslosigkeit sensibilisiert die Bevölkerung beim Thema „Ausländer“. Meist werden sie als zusätzliche Belastung des Sozialleistungssystems angesehen. Regional verstärkt wird diese Haltung durch die überdurchschnittliche Ausländerkonzentration in den Großstädten. In Berlin zeigt sich dies beispielsweise im Straßenbild einzelner Bezirke wie u.a. in Kreuzberg, Neukölln, Tiergarten oder Wedding. Diese Wahrnehmung führt häufig zu einer subjektiven Einschätzung der tatsächlichen wirtschaftlichen Belastung des Staates durch ausländische Mitbürger. Ein Fragebogen, an dem die Schülerinnen und Schüler ihre aktuellen Kenntnisse zum Thema „Ausländer“ überprüfen können, greift diese Fehleinschätzung zu Beginn des Unterrichts auf (s.a. S.59). Eine weitere Bearbeitung des Themas führt dann durch Zusammentragen verschiedener Daten zu einer objektiveren Einschätzung der Situation.
Für weitere Betrachtungen ist im übrigen der rechtliche Begriff „Ausländer“ näher zu untersuchen, da offenkundig Unsicherheiten über die Zuordnung von Zuwanderern – das sind Flüchtlinge, Asylbewerber, Aussiedler, Übersiedler und Arbeitsemigranten, das sind aber auch Gast- und Saisonarbeiter mit gültiger Aufenthaltserlaubnis – bestehen. Im folgenden sollen die rund 3,8 Millionen deutschstämmigen Aussiedler – wie auch immer diese definiert werden – nicht zum Begriff „Ausländer“ hinzugezählt werden.

Politisches

Ende 1998 heizte Innenminister Schily die Diskussion um Ausländer in Deutschland mit der Bemerkung „Die Belastbarkeit Deutschlands durch Zuwanderung ist überschritten“, die in einem Interview mit der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ fiel, erneut an. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ widmete dem Thema dann ein Titelheft (Nr. 48/1998 vom 23. November 1998, siehe Bild 1).
„Die Nerven liegen bloß“, stellte „Der Spiegel“ fest, „denn die schlichte Frage, wie viele Ausländer Deutschland verträgt, rührt an die Grundfesten der Republik. Muß das Land mehr Kriegsflüchtlinge aufnehmen als jeder andere Staat in Europa? Müssen wir ein Asylrecht haben, wie es sich keine andere Nation in Europa leistet? […] Der soziale Frieden ist in Gefahr, gerade bei 3,9 Millionen Arbeitslosen kann leicht Beklemmung entstehen, wenn die Bundesregierung die Zuwanderung nicht im Griff hat.“ Doch der Kieler Innenminister Wienholtz konstatierte: „Die derzeitige Diskussion ist völlig unsachlich und findet nur aus dem Bauch heraus statt.“


Objektives

Für die Ermittlung der relevanten Daten wurden für diese Unterrichtseinheit Erhebungen des Statistischen Bundesamtes Deutschlands sowie der Statistischen Landesämter Berlin, Brandenburgs, der Schweiz und Luxemburgs verwendet. Für die prognostischen Daten standen Erhebungen einer Studie der Forschungsgruppe „Öffentliche Finanzen und Steuern“ des Rheinisch-Westfälischen-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) zur Verfügung.
Für die abschließende Betrachtung der tatsächlichen Belastung der öffentlichen Haushalte wurden Berechnungen und Schätzungen, die auf amtlichen Angaben beruhen, genutzt.


Eigenes Wissen: Ausländer – ich weiß Bescheid!

Überprüfen Sie Ihren eigenen Wissensstand! Der in Bild 2 wiedergegebene Fragebogen wird allen Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Unterrichtseinheit zu Beantwortung vorgelegt. Mit „trifft zu“ oder „trifft nicht zu“ ist jede Aussage hinsichtlich ihrer Richtigkeit zu beantworten. Die Auflösung mit den Begründungen der Antworten wird im nächsten LOG IN vorgestellt.





Die Unterrichtseinheit

Grobziele

Die Schülerinnen und Schüler lernen den Umgang mit Informationsangeboten aus dem Internet am Beispiel eines konkreten gesellschaftlichen Problems: „Ausländer – Inländer“.
Im einzelnen bedeutet dies:

Erlernen:
•  Kennenlernen des Aufbaus und der Funktionsweise von Suchmaschinen im Internet.
•  Möglichkeiten der Informationsgewinnung aus dem Internet (Arbeit mit Suchmaschinen).
Verwenden:
•  Vertiefen vorhandener Fertigkeiten mit einem Textverarbeitungsprogramm.
•  Mit Hilfe von Tabellenkalkulationsprogrammen Erfassen und Weiterverarbeiten von Daten.
•  Auswerten der Daten.
•  Grafische Darstellung von Daten mit unterschiedlichen Medien.
Bewerten:
Unter dem Gesichtspunkt der Datenbeschaffung aus dem Internet soll darauf eingewirkt werden, die Schülerinnen und Schüler zu einer objektiveren Urteilsbildung zu befähigen:
•  Die Qualität und Quantität der Daten aus dem Internet sollen kritisch betrachten werden.
•  Auf der Basis der ermittelten Daten soll die Urteilsfähigkeit geschärft werden.




Lerneinheiten

Die Unterrichtseinheit ist in 5 Lerneinheiten gegliedert, die im einzelnen im nächsten Heft ausführlich besprochen werden.


Lerneinheit1: „Ausländer? Ich weiß Bescheid!“ (1./2. Stunde).

•Vorgegebener Fragebogen: Eine Überprüfung des vorhandenen Wissens der Schülerinnen und Schüler zum    Thema „Ausländeranteil in der Bundesrepublik Deutschland“.
•Vorgabe eines unformatierten Textes als Arbeitsvorlage zur Festigung von vorhandenen Kenntnissen zur          Textverarbeitung: Bearbeitung eines Textes (Trennung der einzelnen Wörter durch ein Leerzeichen;                Korrektur des Textes hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung; Einfügen von Satzzeichen; Gliederung des       Textes durch Einfügen von Absätzen).
• Überprüfung der Antworten des Fragebogens aus den Angaben des Textes.
• Diskussion: „Wo kann ich zusätzliche Informationen zu den Zahlen des Fragebogens finden?“
• Leistungskontrollmöglichkeiten.


Lerneinheit2: „Datensuche im Internet“ (3./4. Stunde).

•  Welche Möglichkeiten der Datengewinnung stehen zur Verfügung?
– Woher stammen die Daten des Textes?
– Welche Möglichkeiten der Datenbeschaffung gibt es?
•  Internetnutzung zur Datenbeschaffung mittels Suchmaschinen
– Konkrete Suchübungen zum Thema nach vorgegebenen Pfaden.
– Herunterladen von Daten zur Themenfrage (Statistisches Bundesamt, Statistik Berlin und Brandenburg, ggf.     Statistiken der Schweiz und aus Luxemburg).
•  Leistungskontrollmöglichkeiten.


Lerneinheit3: „Übungen mit der Tabellenkalkulation“ (5./6. Stunde).

• Anlegen einer Tabelle mit den Daten aus dem Speicher (Konvertieren aus Datei in Format der Tabelle).
• Eintragen der Daten aus Brandenburg.
• Errechnen der jeweiligen Prozentzahlen.
• Grafische Darstellung der Daten (welche Form ist die aussagekräftigste?).
• Leistungskontrollmöglichkeiten.


Lerneinheit4: „Zusammenhänge zum Ausgangsfragebogen und Übungstext herstellen“ (7./8. Stunde).

• Bevölkerungsentwicklung Deutschlands mit und ohne Zuwanderung.
• Szenarien (RWI) tabellarisch und grafisch bearbeiten.


Lerneinheit5: „Auswerten und Bewerten der Ausgangsfragen“ (9./10. Stunde).

• Darstellen der Arbeitsergebnisse (Wandzeitung, Schülerzeitung etc.).

(wird fortgesetzt)



Harald Rogge
Olof-Palme-Oberschule
Paul-Junius-Str. 25/27
10369 Berlin

Edeltraud Schmiady
Robert-Jungk-Oberschule
Pfalzburger Str. 23
10719 Berlin

Martin Thoms
Hans-Jörg Zarm
Pestalozzi-Fröbel-Haus
Karl-Schrader-Str. 7-8
10781 Berlin

Diese Unterrichtseinheit ist als ein Projekt im Rahmen der Lehrerfortbildung des Jahreskurses ITG 1998/99 an der FU Berlin entstanden.




Literatur
Loeffelholz, H.D. v.: Ökonomische Auswirkungen der Zuwanderungen nach Deutschland. Berlin: Duncker und Humblot, 1998.

Schwarz, U. (Red.): Jenseits von Schuld und Sühne. In: Der Spiegel, 51. Jg. (1998), H. 48/1998, S. 22-36.