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LOG IN: 17 (1997) Heft 5 Editorial


Programmieren für das Internet

von Rüdeger Baumann und Jürgen Müller

Elektronische Dokumente – wie z.B. WWW-Seiten – werden gegenwärtig zumeist durch die Digitalisierung bereits in Papierform existierender Vorlagen bzw. durch die Konvertierung elektronischer Vorlagen in ein entsprechendes Dokumentenformat (HTML u.ä.) erzeugt. Für die Benutzer stellen derart gewonnene elektronische Dokumente unter inhaltlichen Aspekten lediglich 1:1-Abbilder der Papierversion dar.
Nun impliziert die Konvertierung bereits existierender Informationsangebote (Bücher, Zeitschriften u.a.) in elektronische Dokumente (WWW-Seiten) zwar technische und organisatorische Vorteile bei der Distribution und Rezeption von Informationen, verbessert aber in keiner Weise deren inhaltliche Qualität.

Wünschenswert wäre jedoch eine inhaltliche Qualitätsverbesserung – beispielsweise durch die Integration von Medien wie Audios, Videos und Animationen, kombiniert mit Interaktionsformen wie den flexiblen Zugriff auf gerade benötigte Informationen. Erst durch die Nutzung dieser neuartigen Möglichkeiten der Informationsaufbereitung kann sich ein inhaltlicher Mehrwert ergeben!
Solche multimedialen Dokumente verlangen allerdings von den Autoren völlig andere Arbeitsweisen. Ein sowohl konzeptionelles als auch technisches Umdenken ist erforderlich.

Konzeptionell neue Fragestellungen sind beispielsweise:

  • Wie sollen die zu vermittelnden Informationen aufbereitet werden?

  • Wie soll das Layout aussehen?

  • Welche Medientypen werden verwendet?

  • Wie sollen die einzelnen Informationseinheiten miteinander verbunden werden?

  • Welche Interaktionsformen werden an welcher Stelle wie verwendet?


Unter technischen Aspekten müssen sich Autoren mit Problemen auseinandersetzen, die inhärent mit den neuen Medien verbunden sind, wie Synchronisation und Datenkompression.
Die Gestaltung von komplexen WWW-Seiten verlagert sich damit immer mehr zu einem größeren Softwareentwicklungsprozeß, an dem nicht nur der Autor, sondern darüber hinaus Informatiker, Psychologen, Grafik-Designer und Medien-Spezialisten beteiligt sind.
Die Multimedia-Softwareentwicklung zeichnet sich nach Boles (vgl.: http://www-is.informatik.uni-oldenburg.de/~dibo/paper/him97/him.html) durch Merkmale aus, die sie von der traditionellen Softwareentwicklung unterscheidet:

  • Interdisziplinarität der Entwicklergruppen (Informatiker, Psychologen, Grafik-Designer, Medien-Spezialisten, Fachexperten usw.),

  • Berücksichtigung kreativer, künstlerischer, ästhetischer, psychologischer, ergonomischer und didaktischer Aspekte neben reinen programmiertechnischen bzw. ingenieursmäßigen Tätigkeiten im Entwicklungsprozeß,

  • Wichtigkeit gestalterischer Anforderungen neben den funktionalen Anforderungen an die zu erstellende Software und

  • Erstellung und Aufbereitung zu verwendender Medienobjekte (Animationen, Videos usw.) und deren Integration in die Software.

Im Thementeil dieses Heftes sowie in der Rubrik „Praxis & Methodik“ werden Verfahren und Werkzeuge vorgestellt, die diesen Softwareentwicklungsprozeß mit dem in der Schule machbaren unterstützen.

Die JAVA, JAVA-Script und CGI-Script innewohnenden Möglichkeiten verwandeln das Internet von einem statischen Informationsspeicher in eine lebhafte Anwendungswelt. Neue Protokolle, neue Datentypen und die Möglichkeiten objektorientierter Programmierung machen solche Sprachen zu einem Werkzeug kreativer Gestaltung. Nach Einschätzung vieler Experten löst JAVA – zusammen mit anderen Internet-Technologien – die zweite informatische Revolution nach Einführung der Personal-Computer (PCs) aus. Wir befinden uns heute, u.a. auch angeregt durch die Initiative „Schulen ans Netz“, in einer neuen Pionierphase der Informatik in der Schule, an deren Ende der Informatikunterricht ein grundlegend verändertes Gesicht zeigen wird.

Das vorliegende Heft soll Lehrkräfte dazu anregen, sich mit den neuen Ideen auseinanderzusetzen und deren didaktisches Potential zu erkunden. Die grundlegenden Ideen einer Programmiersprache wie JAVA werden Bestand haben, die Informatik in der Schule gewaltig stimulieren und eine neue Phase des Informatikunterrichts einleiten. Streifzüge durchs Schulnetz zeigen, daß etliche Lehrer schon über Kenntnisse und Erfahrungen mit den neuen Werkzeugen verfügen. LOG IN wird eine entsprechende didaktische Diskussion auch künftig führen.


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